Michelle Yeoh gewann als erste Asiatin den Oscar als beste Hauptdarstellerin.

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Ke Huy Quan wurde für sein Comeback in einer Nebenrolle im großen Gewinner des Abends, "Everything Everywhere All at Once", ausgezeichnet.

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Michelle Yeoh und Brendan Fraser.

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Jamie Lee Curtis gewann als beste Nebendarstellerin in "Everything Everywhere All At Once".

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Sarah Polley gewann für "Women Talking" in der Kategorie bestes adaptiertes Drehbuch.

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Ruth E Carter erhielt für ihr Kostümdesign in "Black Panther: Wakanda Forever" bereits den zweiten Oscar. Die österreichische 3D-Designerin Julia Körner war Teil des Teams.

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Die in der Nacht auf Montag abgehaltene Oscar-Verleihung gab sich heuer recht brav. Moderator Jimmy Kimmel führte mit sicherer Hand durch einen unspektakulären Abend. Auch die Gewinner boten kaum Überraschungen: Everything Everywhere All at Once reüssierte in allen wichtigen Kategorien – ein Erdrutschsieg. Der deutsche Antikriegsfilm Im Westen nichts Neues erhielt vier Oscars, darunter den Preis für den besten internationalen Film. Die österreichische Filmeditorin Monika Willi ging leer aus.

Das Team von "Im Westen nichts Neues" mit dem österreichischen Hauptdarsteller Felix Kammerer (rechts), hier im StandART-Videointerview.
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"Everything Everywhere All at Once" räumte ab

Heuer durfte sich die asiatisch-amerikanische Community freuen. Der große Gewinner war das bereits vorab als Favorit gehandelte Fantasydrama Everything Everywhere All At Once, das in den wichtigsten Kategorien die beliebten goldenen Statuetten abräumte: Bester Film, Regiepreis an das Regieduo "Die Daniels", Hauptdarstellerin Michelle Yeoh, Nebendarsteller Ke Huy Quan und Nebendarstellerin Jamie Lee Curtis setzten sich allesamt für ihre Rollen in dem Multiverse-Spektakel durch – gegen namhafte Konkurrenz wie Cate Blanchett, Michelle Williams, Angela Bassett oder Brandon Gleeson.

Vier Oscars für einen deutschen Film mit österreichischer Besetzung und sieben Oscars für "Everything Everywhere All at Once"
DER STANDARD

Comeback Brendan Fraser, Monika Willi ging leer aus

Brendan Fraser reüssierte als bester Hauptdarsteller. Der 54-Jährige wurde für seine Comeback-Rolle in Darren Aronofskys Theateradaption The Whale ausgezeichnet, in der er einen sterbenden adipösen Hochschullehrer spielt. Die österreichische Editorin Monika Willi musste sich dem Schnittmeister von Everything Everywhere All at Once, Paul Rogers, geschlagen geben. Willi konnte wegen einer Gehirnerschütterung nicht an der Zeremonie in Los Angeles teilnehmen.

Von elf Nominierungen konnte der wirklich ungewöhnlich erfolgreiche Siegerfilm sieben Oscars mit nach Hause nehmen. Dem Fantasyfilm gelingt ein Brückenschlag zwischen verrücktem Spektakel und realem (migrantischem) Frust angesichts komplizierter Behördengänge und unbezahlter Rechnungen.

Die Daniels": Daniel Scheinert und Daniel Kwan
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Asiatisch-amerikanische Repräsentation

Die Dankesreden fokussierten denn auch auf Repräsentanz: "An alle Kinder, die so aussehen wie ich", betonte Michelle Yeoh, die erste asiatische Preisträgerin der Hauptdarstellerinnen-Kategorie. Auch den Müttern und Vätern, die sich für die Kinder aufgeopfert haben, wurde gedankt, etwa bei Ke Huy Quan, dessen Eltern kurz nach dem Krieg aus Vietnam emigrierten. Michelle Yeoh sieht in ihrem Gewinn einen historischen Moment.

A24

Doch angesichts der starken Präsenz asiatischer Filme in Hollywood in den letzten Jahren – Parasite (Bong Joon Ho, Oscar 2020), Chloé Zhaos Nomadland (Oscar 2021), oder Minari von Lee Isaac Chung – ist das eher die Bestätigung einer bereits vorhandenen Tendenz, die asiatisch-amerikanische Perspektiven stärker in den Fokus rückt. Mangelnde Diversität war somit der Veranstaltung nicht vorzuwerfen, obwohl Angela Bassett eher überraschend in der Nebendarstellerinnenkategorie Jamie Lee Curtis unterlag. Anfangs hatte der Moderator Kimmel sich angesichts der vielen irischen Nominierten noch darüber lustig gemacht, dass fünf Nominierte aus verschiedenen Ecken Dublins kämen. Die Preise allerdings gingen nicht nach Irland.

James Friend führte die Kamera von "Im Westen nichts Neues"
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Die Verlierer: "The Banshees", "Tár", "Die Fabelmans"

Der irische Film The Banshees of Inisherin zählt zu einem der Verlierer des Abends. Zwar war er wie Im Westen nichts Neues neunfach nominiert, konnte aber keinen Oscar für sich gewinnen. Auch Todd Fields Tár und Steven Spielbergs Die Fablemans gingen leer aus. Der deutsche Kriegsfilm von Edward Berger heimste dagegen vier Oscars ein, darunter Beste Kamera, internationaler Spielfilm und bester Soundtrack. Ein großer Erfolg für die in Deutschland lauwarm rezipierte Remarque-Adaption von Streaming-Anbieter Netflix.

Als einziger Film einer Regisseurin – Maria Schraders She Said und Gina Prince-Bythewood von The Woman King konnten sich nicht für das Oscar-Rennen qualifizieren – nahm Sarah Polleys starkes Emanzipationsdrama Women Talking den Preis für das beste adaptierte Drehbuch mit nach Hause. Absolut verdient, aber auch wenig überraschend waren die Oscars an Guillermo del Toro's Pinocchio als bester Animationsfilm und an das Kostümdesign von Black Panther Wakanda Forever, an dem die österreichische Designerin Julia Körner beteiligt war. Auf Anfrage des STANDARD zeigte sich Körner beglückt über den Preis und betonte, dass die Kostümbildnerin Ruth E. Carter bereits 2019 für Black Panther einen Oscar gewonnen hat.

"Ich freue mich sehr wieder eine so große Auszeichnung für unsere Arbeiten an den 3D gedruckten Kostümen zu erhalten! Es war toll, unsere Prozessrenderings der Krone auf der Hollywood-Leinwand der diesjährigen Academy Awards zu sehen und zu hören, dass unsere Designs erneut zu einem Oscar verholfen haben! Ruth E Carter schrieb gestern Geschichte als erste Afroamerikanerin einen zweiten Oscar zu gewinnen! Das finde ich so toll! Ich freue mich über den großartigen Erfolg und kann es kaum erwarten was uns die Zukunft noch alles bringt!"

Nawalny gewann die Auszeichnung für die beste Dokumentation. In der Dankesrede widmete seine Ehefrau Julija Nawalnaja dem inhaftierten russischen Dissidenten den Preis und plädierte an sein Durchhaltevermögen.

Für Schmunzler sorgte ein Interview mit Hugh Grant, der nicht den Eindruck machte, der Veranstaltung gerne beizuwohnen.

David Byrne performte This ist a Life, den Titelsong von "Everything Everywhere All at Once": Das Netz begeisterte er aber weniger damit, als mit seinen "hot dog fingers" – Würstlfinger auf gut Österreichisch.

Last, but not least hatten Tiere (echte und unechte) große Auftritte: So trat Jenny, die Eselin aus Banshees of Inisherin in Erscheinung.

Für Lacher und ein bisschen Grusel sorgte Cocaine Bear aus der gleichnamigen Horrorkomödie von Elizabeth Banks.

(Valerie Dirk, Marian Wilhelm, 13.3.2023)