Seit 1961 erzählt der "Spaßmacher" den Kindern Geschichten.

Foto: Screenshot/ORF-TVThek

Ein ausladender weißer Rüschenkragen blitzt unter einer roten, mit Stickereien eingefassten Samtjacke hervor. Die senffarbene Marlene-Dietrich-Hose (oder ist es gar ein Rock?) wird von einem in warmen Farben gehaltenen Gürtel mit auffallender Metallschnalle gehalten. Die lange rote Mütze schwingt er wie einen Zopf lasziv beim Reden hin und her, die Augen sind stark mit blauem Lidschatten, die Wangen mit leuchtendem Rouge geschminkt. So tritt er hin vor die unschuldigen, ahnungslosen Kinder: der Kasperl mit seinem Strolchi. Auch am Montag um 7.00 morgens auf ORF 1 wieder.

Seit 1961 erzählt der so gekleidete "Spaßmacher" im Fernsehen den Kindern Geschichten, die strahlend und lachend – sie wissen es nicht besser – im Publikum klatschen. Hat die FPÖ hier eine Drag-Story-Time im Rundfunkherzen Österreichs übersehen? Oder war ihnen der "Schutz von Kindern" wurscht, bevor er den US-Republikanern als vorgeschobenes Argument für Hetze gegen Personen mit Genderfluidität einfiel?

Tierschutz?

Und was ist mit Tierschutz? Strolchi muss mit einem pinken (!) Staubwedel vor einer offensichtlich queeren Geburtstagsfete putzen, während eine grüne "Blumenfee" nichts tut, als eine Perlenkette zu liefern, für welche sich nicht nur der Kasperl auffällig begeistert. Das woke Krokodil darf natürlich nicht mehr sehr böse sein, isst aber immerhin Knackwürstel. In der Folge mit dem irreführenden Titel Perlen für die Großmutti tauchen auch geschminkte und glitzernde Zauberer wie aus einer Las-Vegas-Show und ein Briefträger mit offensichtlich aufgeklebtem Bart (wahrscheinlich eine Frau!) auf.

Denkt denn niemand an die Kinder?! Anmerkung: Das TV-Tagebuch kann Spuren von Ironie enthalten. (Colette M. Schmidt, 13.3.2023)