Diesen Sommer werden Kinder in Hortbetreuung erstmals explizit vom Angebot der Summer City Camps ausgeschlossen – sie hätten bereits eine Betreuung, argumentiert Wiederkehr.

Foto: Christian Fischer

Wien – Die Nachricht dürfte bei vielen Eltern und deren Kindern für Erleichterung gesorgt haben: Wien stockt die Plätze für die begehrten "Summer City Camps" im Juli und August auf. 30.000 Kinder sollen im Rahmen eines umfangreichen Ferienprogramms, das von Schwimmkursen und Ausflügen bis hin zu integrativer Lernförderung in Mathe und Deutsch reicht, ganztägig betreut werden. Zwanzig Prozent mehr als noch 2022, als der große Andrang nicht nur Server zusammenbrechen, sondern auch viele Eltern ohne Plätze zurückließ. Das will Wiens Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) heuer vermeiden.

Begeisterung ob der Aufstockung war in den sozialen Medien, bei den Wiener Grünen und der FPÖ dennoch nicht zu vernehmen. Sie alle eint die Kritik, dass die Stadt gewisse Kinder von dem städtischen Sommerangebot ausschließt.

Exklusives Programm

Der Ursprung dieser Kritik findet sich in einer kürzlich ausgeschickten Mitteilung der Stadt Wien, in der der 20. April als Start des ersten Anmeldeslots genannt wird. Den Vorrang haben hier jene Kinder, die eine ganztägig geführte Volksschule in Wien besuchen. Verstärkt berücksichtigt sollen hier berufstätige Eltern und Alleinerziehende werden, die dringend einen Betreuungsplatz im Sommer benötigen. In einem zweiten Slot im Mai können sich dann alle weiteren Kinder aus herkömmlichen Volksschulen und Mittelschulen melden.

Aber eben nicht alle: "Kinder, die während des Schuljahres einen Hortplatz der MA 10 nutzen, sind von der Betreuung in den Summer City Camps ausgeschlossen", heißt es weiter in der Mitteilung.

Eine massive Benachteiligung, wie Kritiker nun monieren? Oder gibt es dafür einen guten Grund? Im Büro von Wiederkehr wird mit der vorhandenen Betreuung argumentiert. "Kinder, die bereits während des Schuljahres einen Hort besuchen, sind noch nie Zielgruppe der Summer City Camps gewesen, weil ihnen auch im Sommer ein Betreuungsplatz im Hort zur Verfügung steht", heißt es aus dem Büro von Wiederkehr. Ausgeschlossen wurden sie aber nie: Die Jahre zuvor wurden Kinder aus Horten vereinzelt aufgenommen – eine Möglichkeit, die es offenbar nicht mehr geben soll. Das Ziel sei jedenfalls, so vielen Kindern von berufstätigen und alleinerziehenden Eltern wie möglich eine Ferienbetreuung zu bieten.

Betreuung ist nicht gleich Betreuung

Doch dieses Argument stößt bei den Wiener Grünen und der FPÖ auf Unverständnis: "Ein Hortplatz ist nicht gleichzusetzen mit den Summer City Camps, in denen Kinder neben einem spannenden Freizeitprogramm auch Unterstützung in Schulfächern wie Mathe, Deutsch und Englisch erhalten", sagt der grüne Bildungssprecher Felix Stadler im STANDARD-Gespräch. Horte könnten dies demnach nicht ausreichend abdecken. "Gerade für viele Familien, die sich keine teuren Sommerurlaube und Feriencamps für ihre Kinder leisten können, sind Summer City Camps die einzige Gelegenheit, ihren Kindern Ferienwochen mit Spiel und Spaß zu ermöglichen", heißt es auch vom FPÖ-Jugendsprecher Maximilian Krauss in einer Mitteilung.

An diesem Punkt widerspricht Wiederkehr: "Es war nie der Anspruch der Stadt, dass die SCC die einzige Ferienbetreuungsmöglichkeit für alle Volksschüler*innen sind", heißt es. Diese Nachfrage sei bei fast 80.000 Volksschulkindern in Wien von der Stadt alleine schlichtweg nicht abzudecken und zu finanzieren. Das Angebot, in das heuer in Summe elf Millionen Euro fließen, sei immer als kostengünstiges Zusatzangebot verstanden worden, das sich eben an Eltern mit Betreuungsproblemen im Sommer richtet.

Hortöffnung für alle?

Doch wenn es tatsächlich um die Betreuung geht: Wäre es dann nicht denkbar, die Horte für Kinder zu öffnen, die eine Ganztagsvolksschule besuchen? Dies sei derzeit "nicht angedacht und auch nicht praktikabel", heißt es aus dem Büro. Die Betreuungsplätze in den Horten würden letztlich ganzjährig an Kinder vergeben. "Außerdem würden im Hort die freien Kapazitäten fehlen, um Kinder eines Ganztagsvolksschule zu betreuen." Abgehakt ist das Thema aber nicht: In zwei Wochen wollen die Grünen nun einen Antrag im Gemeinderat einbringen, der auf eine Ausweitung des Angebots der Summer City Camps abzielt. (Elisa Tomaselli, 13.3.2023)