Gary Lineker wird am kommenden Wochenende wieder die Sendung "Match of the Day" moderieren.

Foto: REUTERS/Henry Nicholls

London – Schon mit dem dritten Tweet nach seinem Comeback machte Gary Lineker klar, dass er sich nicht verbiegen lässt. "So schwer die vergangenen Tage auch waren", schrieb die englische Fußball-Ikone, die nach ihrer zwischenzeitlichen Suspendierung zur BBC zurückkehrt: "Es ist nicht vergleichbar damit, vor Verfolgung oder Krieg aus seiner Heimat fliehen zu müssen, um in einem weit entfernten Land Zuflucht zu suchen."

An Linekers Haltung hat sich also offensichtlich nichts geändert – und doch darf der 62-Jährige beim britischen TV-Sender ab dem kommenden Samstag wieder die Zusammenfassung des Premier-League-Spieltags moderieren. Der einstige Torjäger scheint als Gewinner aus der Kontroverse um seine Kritik an der britischen Asylpolitik hervorgegangen zu sein, die in den vergangenen Tagen hohe Wellen im Vereinigten Königreich geschlagen hatte.

"Gary ist ein wertvoller Teil der BBC", ließ BBC-Generaldirektor Tim Davie am Montag per Mitteilung verlauten. Gleichzeitig kündigte Davie eine unabhängige Überprüfung der Social-Media-Regeln des Senders an, auf deren Grundlage Lineker suspendiert worden war. Lineker zeigte sich zufrieden damit. "Nach ein paar surrealen Tagen freue ich mich, dass wir einen Ausweg gefunden haben", schrieb er: "Ich kann es kaum erwarten, am Samstag wieder auf meinem Moderatorenstuhl zu sitzen."

Solidarität mit Lineker

Politik, Gesellschaft und Sport waren in die Auseinandersetzung um Lineker involviert. Seine Absetzung als Moderator der Highlight-Sendung "Match of the Day" schlug hohe Wellen. Aus der sonst eineinhalb Stunden dauernden Sendung wurde am vergangenen Samstag eine 20 Minuten dauernden Clip-Show ohne Kommentare, Interviews oder Analysen. Da TV- und Radio-Moderatoren anderer Sendungen aus Solidarität mit Lineker in den Streik getreten waren, musste sich die BBC für die zahlreichen Programmänderungen entschuldigen.

"Ich möchte Ihnen allen für die unglaubliche Unterstützung danken, insbesondere meinen Kollegen von BBC Sport für die bemerkenswerte Solidaritätsbekundung", schrieb Lineker: "Fußball ist ein Mannschaftssport, aber ihre Unterstützung war überwältigend."

Migranten unerwünscht

Lineker hatte per Twitter die von der konservativen Regierung bei ihren Asylplänen verwendete Sprache mit der "von Deutschland in den 30er-Jahren" verglichen. Die Politik von Innenministerin Suella Braverman sei "mehr als schrecklich". Braverman hatte zuvor Pläne enthüllt, wonach Migranten daran gehindert werden sollen, den Ärmelkanal mit kleinen Booten zu durchqueren – was zu einem Aufschrei bei Menschenrechtsorganisationen geführt hatte.

In der Folge wurde die Debatte um Lineker zur Krise der BBC. Schließlich häufte sich bereits zuvor auf der Insel die Kritik, wonach der Sender aufgrund der Nähe seiner Chefs zu den Konservativen nicht mehr überparteilich sei. Dass Davie ein früherer Politiker der Tories war, spricht dabei für viele Kritiker Bände. Auch deshalb gab Davie am Montag ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit ab: "Überparteilichkeit ist der BBC wichtig."

Wichtig für Lineker war am Montag die Botschaft seines letzten Tweets: "Wir bleiben ein Land mit überwiegend toleranten, gastfreundlichen und großzügigen Menschen. Danke." (sid, 13.3.2023)