Mit Thomas Schmids Hilfe wollte Investor Ronny Pecik einst Margarete Schramböck zur Telekom-Austria-Chefin machen.

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Das Jahr 2016 war ziemlich turbulent – jedenfalls im Telekom-Austria-Konzern (TA). Die Eigentümer, also Republik Österreich und die mexikanische América Móvil, lagen sich mitunter ordentlich in den Haaren. Mittendrin: der damalige Generalsekretär im Finanzministerium Thomas Schmid, die Chefin der Holdingtochter A1 Telekom Austria, Margarete Schramböck, sowie Investor Ronny Pecik, der zuvor seine Telekom-Anteile an América Móvil veräußert hatte. Er war damals im Aufsichtsrat der Holding, dem Wolfgang Ruttenstorfer vorsaß. Chef der Telekom-Holding war damals Alejandro Plater.

Viele Akteure mit unterschiedlichsten Interessen trafen da aufeinander – wie groß die Differenzen damals wirklich waren, erschließt sich aus den Ermittlungen der WKStA. Die beschäftigt sich mit der Causa, weil Schmid in seinem Geständnis behauptete, er habe sich mit Autoleihen und Maßanzügen von Pecik bestechen lassen, was der bestreitet. Für alle hier Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Laut WKStA wollte Investor Pecik über Schmid Zugang zum damaligen Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), um verstärkt Einfluss nehmen zu können. Zuerst soll Pecik die Anliegen "der Mexikaner" gefördert, dann aber immer mehr seine eigenen Interessen im Auge gehabt haben.

"Mit Kündigung bedroht!!"

Der damalige TA-Kontrollor Ruttenstorfer erklärte in seiner Einvernahme Ende Jänner, Pecik sei "ein Investmentbanker und möchte Geld verdienen. Er hat versucht, seinen Einfluss in der Telekom zu vergrößern." Pecik habe danach getrachtet, dass der Einfluss der Mexikaner auf die Telekom "über ihn ausgeübt wird und nicht über Herrn Plater", der damals Holdingchef war und das Vertrauen der Mexikaner direkt hatte. Schramböck hingegen soll versucht haben, die A1 unabhängig vom Mehrheitseigentümer zu führen.

Eskaliert ist der Konflikt durch den Wunsch der Mexikaner, die A1 von einer AG in eine GmbH umzuwandeln und Chefin Schramböck loszuwerden. "Margarete wurde gerade vom Ruttenstorfer und Carlos (Slim, Eigentümer von América Móvil, Anm.) mit Kündigung bedroht!! (...)", alarmierte Pecik im Juli 2016 Schmid. "Das finde ich sehr schlimm! Du musst jetzt ran!!", antwortete der. Schon tags zuvor hatte Pecik ihm vorgeschlagen, Schramböck solle "so schnell wie möglich zum CEO oben und unten" gemacht werden, also auch zur Holdingchefin. Denn "dann wären ALLE Dinge gelöst!!!!". Seine Wünsche erfüllten sich nicht: Der Aufsichtsrat unter Ruttenstorfer hielt an Plater fest – und Pecik selbst rückte auch nicht auf Ruttenstorfers Position vor.

"Haifischbecken"

Schramböck selbst will von all dem nur wenig mitbekommen haben. "Ich weiß nicht, warum Pecik unbedingt wollte, dass ich CEO in der Holding werde", sagte sie den Ermittlern jüngst. Sie habe "nur das operative Geschäft interessiert" und sinngemäß Plater als Chef der Holding akzeptiert. Dieser habe ihr Auftritte mit "Eigentümervertretern insbesondere der öffentlichen Hand" untersagt. Genau daran wäre aber Schmid interessiert gewesen. Der beruhigte die Managerin nach ihrer Absage auf eine solche Einladung: "Liebe Margarete, wir versuchen alle zu überleben in diesem Haifischbecken! Keiner versteht das so gut wie ich!" Manchmal seien auch Stilfragen nicht ganz unwichtig, erklärte ihr Schmid weiter.

Stilvoll wollte auch Thomas Schmid auftreten – und Pecik half ihm mit Maßanzügen und Autos aus seinem Fuhrpark dabei. Zu beidem stellt die WKStA akribische Nachforschungen an. 29-mal habe sich Schmid zwischen Juni 2015 und August 2018 Fahrzeuge ausgeborgt, so die WKStA, die sogar bei der ÖAMTC-Zentrale Wien die Listenpreise für die Autos erhoben hat – der Porsche Panamera Turbo etwa kostete 2016 rund 205.000 Euro.

"Sehr großzügig"

Laut einem Mitarbeiter Peciks sei der "sehr großzügig" und mitunter froh, wenn die Autos bewegt werden, "da sonst zum Beispiel die Batterie leer wird". Noch nicht geklärt ist, wie viel die von Pecik vermittelten Maßanzüge wert waren – und wer sie bezahlt hat. Schmid behauptet, Pecik habe das getan. Nun will die WKStA mit dem italienischen Schneider darüber reden.

Und wie ging die Sache in der TA aus? Im August 2017 verließ Pecik den Aufsichtsrat der Holding, wenig später schied Schramböck aus dem Chefsessel von deren Tochter aus – rechtzeitig, um türkise Wirtschaftsministerin zu werden. (Renate Graber, Fabian Schmid, 14.3.2023)