Geht es um die beliebtesten Urlaubsdestinationen der Österreicher, so landet Istrien ganz oben in den Rankings. Kein Wunder, ist die Halbinsel doch in wenigen Stunden zu erreichen. Ein Wermutstropfen auf der Reise war bisher die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien, die lange Staus zur Folge hatte. Seit dem Beitritt Kroatiens zum Schengenraum am 1. Jänner 2023 ist das nun Geschichte.

Für STANDARD-Autor Georges Desrues ist Istrien überhaupt nur einen Katzensprung entfernt, lebt er doch seit acht Jahren in Triest und ist oft einfach nur zum Mittagessen in Istrien, erzählt er im Interview. Sein – auch historisches – Wissen über die Region und viele eindrucksvolle Fotos, die auf seinen Besuchen entstanden sind, hat er in sein neues Buch "Istrien und Rijeka für Fortgeschrittene" gepackt. Wie der Titel schon sagt, geht es darin nicht um die klassischen Tipps für den Sommerurlaub. "Mir ist im Sommer zu viel los, da fahre ich persönlich nur ins Hinterland."

An den richtigen Fisch zu gelangen, ist auch in Istrien alles andere als einfach.
Foto: Georges Desrues, Karin Kofler

Kulinarisch ist Istrien aufgrund der Geschichte stark italienisch beeinflusst. Und trotz sozialistischer Vergangenheit der Region sind die bodenständigen Gasthäuser empfehlenswert. Schließlich war der Eiserne Vorhang zu Italien nie so dicht wie an anderen Grenzen Europas, und die Triestiner, die oft aus Istrien stammten, fuhren gern zum Essen rüber. "Und Italiener sind ja bekanntlich sehr anspruchsvoll", lacht Desrues.

Wein

Früher wurde Malvasier für Touristen fruchtig schmeckend produziert. Mittlerweile gibt es immer mehr anspruchsvolle Winzer. "Der spannendeste Winzer ist für mich Dimitri Brečević vom Weingut Piquentum in Buzet", sagt Desrues.

Delikatessen

Welchen Fisch man wo in Istrien essen kann, was man im Restaurant lieber nicht bestellen sollte und welche besonderen Orte es auf der Halbinsel zu entdecken gibt, beschreibt Georges Desrues in seinem neuen Buch.
Darüber hinaus gibt es interessante historische Geschichten und Anekdoten sowie Tipps für einen Besuch.
Georges Desrues, "Istrien und Rijeka für Fortgeschrittene", Styria-Verlag, 29 Euro
Foto: Georges Desrues, Karin Kofler

Die Olivenöle aus Istrien gewinnen regelmäßig internationale Preise. "In der Trüffelsaison fahre ich oft essen hinüber, die Trüffel werden in den Lokalen dort großzügig eingesetzt", schwärmt der Kulinarikexperte. Eine besondere Spezialität ist Pršut, luftgetrockneter Schinken ohne Schwarte.

Ein besonderer Tipp

Desrues: "Am Limski-Kanal sitzen und die Austern genießen, die dort gezüchtet werden. Sie sind besonders gut, es handelt sich um europäische Austern, die man nur selten bekommt."

Gerichte

Irene Fonda züchtet Branzinos in der Bucht von Piran.
Foto: Georges Desrues

Fisch und Meeresfrüchte sind natürlich ein großes Thema in Istrien , ausprobieren sollte man laut Georges Desrues jedenfalls die Fischsuppe Brodetto, für die kälteren Tage empfiehlt er eine Bohnen-Sauerkraut-Suppe namens Jota. Besonders seien auch Gerichte aus der Peka, einem Kochgefäß, mit dem Gemüse, Kartoffeln und Fisch im Kamin über Glut gegart werden.

Lokale

Das beste Lokal, um Trüffel, aber auch viele andere kulinarische Highlights bei einer großartigen Aussicht zu genießen, ist für den Autor der Agroturizam Tončić in Oprtalj. Die Krautsuppe Jota sei wiederum im Gasthaus Malo Selo in Buje besonders empfehlenswert.

Städte

Die Villa des letzten Oberbefehlshabers der K.u.K. Kriegsmarine und späteren ungarischen Reichsverwesers Miklós Horthy in Pula.
Foto: Georges Desrues

Die Stadt Pula war einst k. u. k. Marinekriegshafen. "Die halb verfallenen Villen haben einen speziellen Charme, deswegen nenne ich die Stadt gerne das ‚Havanna Istriens‘", erklärt der Autor. Beim Rundgang gibt es aber auch Architektur aus der faschistischen Ära der Region zu entdecken. Im Osten solle man die Bergbaustadt Labin und das in den 1930er-Jahren angelegte Raša besuchen – das gehe auch im Sommer. (RONDO, Petra Eder, 26.3.2023)