Seit rund zehn Wochen gehen Menschen in Israel gegen die geplante Justizreform auf die Straße.

Foto: IMAGO/Sipa USA

Jerusalem – Ungeachtet fortgesetzter Proteste und Vermittlungsversuche hat das Parlament in Israel mit der Annahme einer "Aufhebungsklausel" die umstrittenen Regierungspläne zur Justizreform weiter vorangetrieben. Die Abgeordneten billigten den Gesetzestext in der Nacht von Sonntag auf Montag in erster Lesung mit 61 Stimmen; 52 Parlamentarierinnen und Parlamentarier stimmten dagegen. Das Gesetz tritt erst nach zweiter und dritter Lesung in Kraft.

Das als "Aufhebungsklausel" bezeichnete Gesetz gehört zum Kern der geplanten Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seinem rechts-religiösen Kabinett. Es würde dem Parlament mit einfacher Mehrheit erlauben, Gesetze auch dann zu verabschieden, wenn sie mit den verfassungsmäßigen Grundgesetzen nicht übereinstimmen. In seiner derzeitigen Form schließt der Entwurf eine rechtliche Überprüfung durch den Obersten Gerichtshof aus.

Massive Proteste

Zuvor hatte das Parlament einen weiteren Gesetzesentwurf in erster Lesung verabschiedet. Demnach werden die Möglichkeiten eingeschränkt, einen amtierenden Ministerpräsidenten für geschäftsunfähig zu erklären. Das Gesetz zielt darauf ab, Netanjahu zu schützen, gegen den ein Prozess wegen Korruption läuft.

Seit rund zehn Wochen protestieren Menschen in ganz Israel gegen die Regierungspläne. Kritiker befürchten eine Aufhebung der Gewaltenteilung und damit eine Aushöhlung der Demokratie. Am Montag hatte ein dreiköpfiges Expertengremium dem Justizausschuss des Parlaments einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Zuvor hatte Präsident Isaac Herzog die Regierung aufgefordert, das Projekt zu stoppen. (APA, 14.3.2023)