Eine Komposition so irisierend wie tanzender Staub im Farblichtkegel: Chaya Czernowin.

Schott

Ein Bild, das Chaya Czernowin im Gespräch zwischen den beiden Aufführungen ihres Stücks verwendete, blieb im Gedächtnis haften: Die Situation, wenn in einer großen Bahnhofshalle feinster Staub die einfallenden Lichtstrahlen sichtbar mache, habe sie beim Komponieren animiert. Die 65-Jährige liebt "die Arbeit mit Metaphern als Mittel, um eine unbekannte Klangwelt zu erreichen und zu analysieren", wie im Programmheft des Konzerthauses zu erfahren ist. The Fabrication of Light nennt sie ihr großes, mehr als einstündiges Werk für großes Ensemble, das vom wie immer fantastischen Klangforum Wien und Dirigent Johannes Kalitzke als österreichische Erstaufführung nach Wien gebracht wurde.

Tappen, Pochen und Schlagen

Czernowin gelingt tatsächlich eine stringente große Form, eine Folge und Überlagerung von Prozessen, die in sich stimmig über sich hinausführen: vom Tappen, Pochen und Schlagen über das Kontinuum des Rauschens (mit Regenmachern, aber auch mit behutsam eingebetteten Keyboard-Sounds) zum leuchtenden Ansatz gespannter Töne am Rand zum melodischen Aufschwingen, zum harmonischen Leuchten. Die Möglichkeit, das Stück vor und nach dem Gespräch, also zweimal zu hören, war in diesem Fall besonders willkommen, das Publikum im Mozart-Saal zeigte sich begeistert.

Diffuse Zwischentöne

Wie weit man der Metaphorik des Titels folgen möchte, ist eine individuelle Frage, etwa, wie weit sich eine Brücke schlagen lässt zwischen den perkussiven Elementen und der angesprochenen Thematik. Ungemein anregend jedoch sind die diffusen Zwischentöne, das klangliche Schimmern in hellen, geräuschhaften Flächen. Manchmal klingt The Fabrication of Light tatsächlich so irisierend wie tanzender Staub im Farblichtkegel. (Daniel Ender, 14.3.2023)