Gemüseliebhaber haben es besser. Wer auf die gemüselastige mediterrane Kost setzt, hat gute Chancen, das eigene Demenzrisiko deutlich zu senken.

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Melanzane alla Parmigiana, eine Pasta mit Sugo di Pomodoro und anderem Gemüse, Artischockenherzen, Peperonata, Oliven und vielleicht ein Fisch in der Salzkruste – die mediterrane Küche hat so manche Köstlichkeit zu bieten. Ihre Besonderheit: Sie verkocht eine Vielzahl an Gemüsen und Hülsenfrüchten, die oft auch die Hauptrolle auf dem Teller spielen. Dazu kommen Pasta, Polenta, Nüsse, Fisch und Meeresfrüchte und – für österreichische Verhältnisse – wenig Fleisch, das alles abgerundet mit vielen frischen Kräutern und Gewürzen. Das Ganze schmeckt dann auch noch hervorragend, allein schon beim Gedanken daran rinnt einem das Wasser im Mund zusammen.

Gut so, denn diese Art der Ernährung soll das Demenzrisiko deutlich verringern. Das berichtet eine soeben im Journal BMC Medicine veröffentlichte Studie. Jene Personen, deren Speiseplan einen höheren Anteil der sogenannten mediterranen Kost beinhaltet, haben laut dieser ein um bis zu 23 Prozent geringeres Risiko für Demenz im Vergleich zu Personen mit einer weniger an mediterraner Kost orientierten Ernährungsweise.

Demenz ist eines der großen gesundheitlichen Problemfelder unserer Gesellschaft. Aktuell gibt es keine heilende Therapie, man kann maximal auf eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs hoffen. Gleichzeitig wird die Zahl der Betroffenen immer größer. In Österreich sind laut Demenzbericht zwischen 115.000 und 130.000 Menschen betroffen, diese Zahl soll sich bis 2050 verdoppeln. Bei den unter 70-Jährigen sind weniger als drei Prozent der Menschen betroffen, bei den ab 85-Jährigen ist es im Schnitt schon jede fünfte Person. In der Altersgruppe 90 plus erkrankt sogar jede dritte Person.

Ernährung wirkt vorbeugend

Aktuell ist der einzige Schutz vor Erkrankung die Vorsorge. Wie genau diese gelingen kann, ist unklar. Aber man weiß: Die Ernährung kann ein wichtiger modifizierbarer Risikofaktor für Demenz sein. Sie spielt also für Krankheitsprävention und Risikominderung eine relevante Rolle. Diese Studie ist eine der größten bisher gemachten zum Thema. Untersucht wurde der Zusammenhang schon öfter, aber frühere Studien waren beschränkt, mit kleinen Stichprobengrößen und einer geringen Anzahl von Demenzfällen. Oliver Shannon von der Newcastle University sowie Kolleginnen und Kollegen analysierten nun Daten aus der UK Biobank von 60.298 Personen, die eine Ernährungsanalyse durchgeführt hatten.

Die Forschenden bewerteten, wie sehr die Teilnehmenden die mediterrane Ernährung einhielten, und beobachteten sie über einen Zeitraum von fast zehn Jahren. In dieser Zeitspanne erkrankten 882 Personen an Demenz. Außerdem wurde das genetische Demenzrisiko jeder Person berücksichtigt, indem man das polygene Risiko einschätzte, ein Maß für all jene Gene, die mit Demenzrisiko in Verbindung stehen.

Demenz beeinträchtigt das Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt, doch es gibt derzeit nur begrenzte Möglichkeiten zur Behandlung dieser Erkrankung, betont Erstautor Shannon: "Die Suche nach Wegen, wie man das Demenzrisiko reduzieren kann, hat daher für Forschende und Kliniker höchste Priorität. Genau so einen Weg zeigt die Studie auf."

Genetisches Risiko unklar

Das um 23 Prozent verringerte Risiko entspricht einer absoluten Risikominderung von 0,55 Prozent. Es gab dabei keine signifikante Wechselwirkung zwischen dem polygenen Risiko für Demenz und der Einhaltung einer mediterranen Ernährung. Das deutet nach Ansicht der Autorinnen und Autoren darauf hin, dass selbst für diejenigen mit höherem genetischem Risiko eine bessere Ernährung die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung der Erkrankung verringern könnte. Dieses Ergebnis war jedoch nicht in allen Analysen konsistent. Deshalb verweisen sie darauf, dass weitere Forschung nötig ist. Diese soll die Wechselwirkung zwischen Ernährung und Genetik im Hinblick auf das Demenzrisiko bewerten.

Die Autorinnen und Autoren weisen außerdem darauf hin, dass ihre Analyse auf Personen mit weißem, britischem oder irischem ethnischem Hintergrund beschränkt ist. Genetische Daten waren nur von der Gruppe mit europäischer Abstammung verfügbar. Wolle man das Potenzial der mediterranen Ernährung nutzen, sei deshalb Forschung mit weiteren Bevölkerungsgruppen notwendig. Insgesamt halten die Forschenden fest, dass diese Ernährungsform mit einem großen Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ein wichtiger Baustein für zukünftige Strategien zur Verringerung des Demenzrisikos sein könnte. (kru, 15.3.2023)