Ralf Rangnick mag, will und fordert Stadionatmosphäre.

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Darmstadts Mathias Honsak steht erstmals im ÖFB-Teamkader, für einen Einsatz müsste er aber zuerst fit werden.

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Wien – Ralf Rangnick bezeichnet sich als Fußballromantiker. Da er österreichischer Teamchef und 64 Jahre alt ist, steht ihm das zu. Der Deutsche mag die engen Stadien, die Dichte auf den Rängen, die Nähe der Tribünen zum Spielfeld. "Verdammt noch einmal, wir brauchen die Heimspielatmosphäre, den Doppelpass mit den Fans", sagte er am Dienstag in einem Wiener Hotel.

Sinn der Veranstaltung war die Bekanntgabe des Kaders für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Aserbaidschan (24. März) und Estland (27. März), gekickt wird beide Male im neuen Linzer Stadion. Dort wird es sehr dicht sein, es gibt nur mehr Restkarten. Die Reise zur Endrunde 2024 in Deutschland startet also an einem passenden Ort, es heißt ja "in Linz beginnt’s" und nicht in Salzburg oder Wien. Allerdings ist der Rasen ein Acker, er soll gehegt werden.

Es gibt zwei Debütanten, Rapids Jonas Auer (22) und Mathias Honsak (26) vom Zweitligisten SV Darmstadt. Beide hätten sich die Nominierung verdient, sagte Rangnick. Auer sei ein gelernter linker Außenverteidiger, auf dieser Position herrscht Mangel. "Er kann gut flanken." Honsak habe in der Offensive "Wucht, Dynamik". "Er beherrscht den Lauf in die Tiefe."

Torwartfrage

Drei Torhüter stehen im Aufgebot, Rapids Niklas Hedl, Heinz Lindner von Sion um LASK-Keeper Alexander Schlager. Das Trio hat Praxis, darauf legt Rangnick großen Wert. Auf eine klare Nummer eins wollte er sich nicht festlegen. "Sie sind auf gleicher Höhe, die Eindrücke im Training entscheiden."

Einige der nominierten Feldspieler sind angeschlagen, auch Honsak. David Alaba ist noch nicht bei Real Madrid ins Mannschaftstraining eingestiegen, er wird aber am 20. März in Windischgarsten erscheinen, dort steigt die Vorbereitung. "Ein Vorzeigekapitän, er will unbedingt dabei sein. Aber es wird eine ganz enge Kiste. Wir werden nichts riskieren." Marcel Sabitzer leidet an den Folgen eines Schlages gegen das Knie, hinter Freiburgs Philipp Lienhart steht ein Fragezeichen. Xaver Schlager fällt fraglos aus.

Keine Beunruhigung

Dafür ist Marko Arnautovic körperlich fit, allerdings hat er bei Bologna seinen Stammplatz verloren, er wurde in den jüngsten beiden Partien nicht einmal eingewechselt. Der Teamchef ist nicht beunruhigt. "Solange er bei uns die Leistungen bringt, ist er selbstverständlich dabei." Der 17-jährige Paul Wanner war kein Thema, er spielte bereits in deutschen Nachwuchsauswahlen, könnte aber aufgrund der Doppelstaatsbürgerschaft wechseln. Rangnick lässt ihn in Ruhe: "Er muss erst im Männerfußball Fuß fassen."

Die Gegner wurden analysiert, Aserbaidschan und Estland zählen nicht zu den Größen, die Rangliste führt sie auf den Plätzen 121 und 109. Österreich ist auf Platz 34. Rangnicks Ziel: "Sechs Punkte, ich will Österreich weiterbringen, nur darum geht es." Selbstverständlich gebe es keine einfachen Gegner. "Aserbaidschan ist ein spielerisches Team, Estland pflegt einen geradlinigen Stil."

Die Quali wird am 17. Juni in Belgien fortgesetzt, drei Tage später kommt Schweden auf Besuch nach Wien. Bis 21. März muss der Fußballbund bekanntgeben, wo gespielt wird. Es laufen im Hintergrund Gespräche. Rangnick bevorzugt Rapids Allianz-Stadion und nicht das weitläufige Happel, davor graut dem Romantiker. Angeblich bewegt sich etwas bei Rapid. (Christian Hackl, 14.3.2023)