Der Genderstern schneidet bei der Verständlichkeit auch gut ab.

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Graz – Binnen-I, Doppelpunkt, Genderstern oder die Nennung der männlichen und weiblichen Geschlechter: Es gibt unterschiedliche Wege für eine geschlechtergerechte Schreibweise, die sowohl Frauen als auch Männer sichtbar macht. Eine Studie an der Uni Graz untersuchte, welche Varianten am leichtesten verstanden werden.

Wie eine leicht verständliche, genderfaire Sprache funktionieren könnte, hat Christopher Ebner, Forscher an der Universität Graz, in einer Studie gemeinsam mit dem Marktführer für "Leichte Sprache", Capito, untersucht.

Gute Verständlichkeit

Dazu wurden Personen, die Leichte Sprache brauchen – etwa Menschen mit wenig Deutschkenntnissen oder mit geringen Lese- und Schreibkenntnissen, mit Lernschwierigkeiten oder auch gehörlose Menschen –, befragt. Sie sollten die Verständlichkeit von Texten in unterschiedlichen sprachlichen Schwierigkeitsstufen und mit verschiedenen Formen des Genderns beurteilen.

Dabei zeigte sich, dass vor allem zwei Formen problemlos gelesen und verstanden wurden: neutrale Bezeichnungen oder die dezidierte Nennung beider Geschlechter. Beispielsweise "das Team" oder "das Personal" wenn es um arbeitende Menschen in der Firma geht, oder "Lehrkraft" wenn es um Personen, die andere Personen weiterbilden, geht. Die Nennung beider Geschlechter, wie "Lehrerinnen und Lehrer" wird allerdings ebenfalls problemlos verstanden. Partizip-Formen wie "Mitarbeitende" oder "Lehrende" schnitten nicht gut ab. Laut der Auswertung wurden sie nicht oder nur schwer verstanden.

Pluspunkt für Genderstern

Andere Formen der gendergerechten Schreibweisen, wie zum Beispiel das Binnen-I oder der Gender-Doppelpunkt, schnitten je nach Schwierigkeitsstufe des Textes unterschiedlich ab. Ist eine neutrale Bezeichnung nicht möglich, rät die Studie zur Verwendung des Gendersterns. Dieser wurde in den Sprachkompetenzstufen A2 und B1 sofort und in der Stufe A1 nach einer Erklärung gut verstanden.

Laut Capito haben die Erkenntnisse für die Erstellung leicht verständlicher Texte eine große Bedeutung. "Die neue Studie beweist, dass Verständlichkeit und Barrierefreiheit keine Gründe sein müssen, um auf das Gendern zu verzichten", hielt Co-Gründerin Walburga Fröhlich fest. Die Ergebnisse der Studie werden in die neue Software "capito digital" einfließen. Diese unterstützt mithilfe von künstlicher Intelligenz beim verständlichen Schreiben. (APA, 14.3.2023)