Gianni Infantino weiß, wie er sich Wählerstimmen sichert, zum Beispiel beim Match von Fifa-Offiziellen gegen Fußballlegenden...

Foto: REUTERS/Jean Bizimana

...oder auch beim Redenschwingen.

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Am Freitag hebt in der BK Arena, einer Basketballhalle in Kigali, der 73. Kongress des Fußballweltverbandes Fifa an. Im Mittelpunkt des Treffens der 211 Mitgliedsverbände steht die Wahl des Präsidenten für den Zeitraum von 2023 bis 2027.

Frage: Warum tagt der Weltverband Fifa in Ruanda?

Antwort: Zum einen ist die Confédération Africaine de Football (Caf), die 54 der 211 Mitgliedsverbände stellt, zehn Jahre nach dem Kongress auf Mauritius einfach wieder an der Reihe. Zum anderen gilt Ruanda trotz der zunehmend autoritären Regierung von Staatspräsident Paul Kagame nicht nur in fußballerischen Belangen als Modellstaat für ganz Zentralafrika. Kagame, seit 2000 Präsident und mit dem Vorwurf schwerer Menschenrechtsverletzungen konfrontiert, ist ein leidenschaftlicher Fußballfan, Arsenal und Paris Saint-Germain lassen sich Werbung für den ruandischen Tourismus teuer bezahlen. Umgekehrt könnte Ruanda bald für die Übernahme von Migranten von Großbritannien groß abkassieren.

Frage: Steht die Wiederwahl von Fifa-Präsident Gianni Infantino beim Kongress infrage?

Antwort: Im Gegenteil, für den noch 52-jährigen Schweizer zeichnet sich auch mangels Gegenkandidat ein noch nie dagewesener Triumph ab. Dem vor allem von europäischen Verbänden kritisierten Boss kommt entgegen, dass jedem Mitgliedsverband, unabhängig von seinem Gewicht im Weltfußball, eine einzige Stimme zusteht. Auch dem österreichischen Fußballbund ÖFB, der durch Interimspräsident Johann Gartner und Generalsekretär Thomas Hollerer in Kigali vertreten ist.

Frage: Wie lange kann Infantino Präsident bleiben?

Antwort: Ursprünglich sollte sich Infantino in Kigali um seine dritte und letzte Amtszeit bewerben. Allerdings ließ er nach Ende der WM in Katar verlauten, dass seine erste Amtszeit nicht ab Übernahme der Geschäfte von Sepp Blatter Anfang 2016 gerechnet werden könne. Schließlich sei er mitten in der laufenden Periode infolge des Rücktritts seines Landsmannes ins Amt gewählt worden. Das Fifa Council schloss sich dieser Ansicht an, weshalb Infantino heute erst in seine zweite offizielle Amtszeit berufen wird. Drei Amtszeiten sind laut Statuten möglich, somit könnte er die Fifa bis 2031 regieren.

Frage: Gibt es eine Opposition innerhalb der Fifa?

Antwort: Ja, aber sie ist klein und nur in Ausnahmefällen lautstark. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness gibt den Gegnern Infantinos eine Stimme. Der Präsident habe es verpasst, "dem Fußball allumfassende Werte zu implementieren". Auch seine Nähe zu gewissen Staatschefs sieht Klaveness kritisch. Sie hat angekündigt, Infantino nicht zu wählen. Auch Deutschland, Dänemark und Schweden wollen das so handhaben, sichtbar wird das aber kaum. Die Statuten erlauben nämlich bei einem Einzelkandidaten eine Wahl per Akklamation, also mit zustimmendem Applaus. So wurde Infantino schon vor vier Jahren in Paris im Amt bestätigt.

Frage: Wo steht der ÖFB?

Antwort: An der Seite Infantinos – sicherheitshalber quasi. Interimspräsident Gartner begründete das mit dem Bemühen um "gemeinsame Lösungsansätze".

Frage: Wie überzeugt Infantino?

Antwort: Mit viel Geld. Von den mehr als sieben Milliarden Dollar, die die Fifa in den vergangenen vier Jahren kassiert hat, gingen offiziell rund 2,5 Milliarden an die Verbände. "Das Geld der Fifa ist euer Geld", verkündete Infantino bei Amtsantritt, seither steigen die Einnahmen. Der Kuchen wird dank der WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada mit 48 Teams und 104 Spielen noch größer. Für die kommenden drei Jahre wird mit Einnahmen in Höhe von elf Milliarden Dollar gerechnet. (Sigi Lützow, 16.3.2023)