Keith Johnstone, Begründer des modernen Improvisationstheaters, starb 90-jährig in seiner Wahlheimat Kanada.

Foto: privat/Alexander Verlag

Keith Johnstone, Erfinder des modernen Improvisationstheaters, ist tot. Der in England geborene Dramaturg, Autor und Schauspiellehrer starb am 11. März 90-jährig in seiner Wahlheimat Kanada. Das bestätigt sein deutscher Verlag, der Alexander-Verlag in Berlin, in einer Aussendung.

Johnstone wurde 1933 in England geboren und in den 1970ern in Kanada heimisch. Bis 1966 arbeitete er am Royal Court Theatre in London, wo er die legendäre Autorenwerkstatt leitete, der Dramatiker wie John Arden oder Edward Bond angehörten. Zudem unterrichtete er an der Royal Academy of Dramatic Art. Aus dem eigenen Unbehagen während der Schauspielausbildung begann Johnstone auf Basis von Verhaltensforschungen eine eigene Methode zu entwickeln, die Schauspielerinnen und Schauspielern mehr Spontaneität erlaubt.

Theatersport

Mit der von ihm gegründeten Improvisationsgruppe Theatre Machine tourte Johnstone damals durch Europa und Nordamerika und legte im Lauf der Jahre Standardwerke wie "Improvisation und Theater" oder "Theaterspiele" vor. In den 1970er-, 80er- und 90er-Jahren war er Mitbegründer und künstlerischer Leiter der Loose Moose Theatre Company in Calgary, Kanada. 1998 gründete das International Theatresports Institute.

Der lizenzierte Begriff "Theatersport" ("sports play") ist seither weltweit gebräuchlich und bezeichnet zwei Schauspielmannschaften, die gegeneinander um die Gunst des Publikums spielen. Diese Theaterdisziplin ist auch in Österreich populär, siehe Gruppen wie das Theater im Bahnhof, The English Lovers oder David Wagner & Co.

Johnstone lehrte als ordentlicher Professor an der University of Calgary. Die Theatergrundregeln und Prinzipien des improvisierenden Spiels hat er – nebst seinen Publikationen – in Vorträgen und Workshops weltweit verbreitet. Einer seiner bekannten Merksätze lautet: "Bitte gib nicht dein Bestes. Der Versuch, dein Bestes zu geben, ist der Versuch, besser zu sein als du." (afze, 15.3.2023)