Der Kurs der Credit Suisse gab am Mittwoch zeitweise um 20 Prozent nach.

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Zürich – Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hielt die Anleger am Mittwoch weiter in Atem. Insbesondere zeigte sich dies bei der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse (CS), die obendrein nicht auf weitere Hilfe der Saudi National Bank bauen kann. Für die Aktien des Schweizer Instituts ging es nach Aussagen eines Vertreters des Großaktionärs in einem Interview mit Bloomberg TV rapide abwärts.

Am Nachmittag sah sich die Bank Informationen der "Financial Times" zufolge veranlasst, die Schweizer Nationalbank um Hilfe zu bitten. Unterstützung scheint sich die Bank auch vom Schweizer Regulator Finma zu erhoffen. Die Nationalbank war laut Nachrichtenagentur Reuters nicht für eine Stellungnahme zu haben.

Nach einem stabilen Start war der Kurs der Credit Suisse in Zürich am Mittwoch um mehr als 20 Prozent auf ein Rekordtief abgesackt: Die Papiere waren zeitweise nur noch knapp über 1,75 Franken (1,79 Euro) wert, stiegen bis 16 Uhr aber wieder auf 1,90 Franken. Im noch jungen Jahr verloren sie damit mehr als ein weiteres Viertel an Wert, nachdem sie bereits im Vorjahr um fast 70 Prozent eingebrochen waren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet. Dem Abwärtstrend folgten am Mittwoch auch die Titel des Schweizer Konkurrenten UBS mit mehr als vier Prozent Minus.

Keine Unterstützung aus Saudi-Arabien

Zeitgleich ging es für den kompletten europäischen Bankensektor und den gesamten Aktienmarkt nach einer Stabilisierung am Vortag wieder stärker bergab: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks verlor zuletzt fast sechs Prozent auf ein erneutes Tief seit Anfang Jänner. Sein Jahresplus schrumpfte damit auf gut drei Prozent.

Während die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank ihre Verluste jeweils auf mehr als sieben Prozent ausweiteten, ging es vor allem für französische Banken wie BNP Paribas auch deutlich bergab.

Der Chairman der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit Bloomberg TV auf Nachfrage zusätzliche Unterstützung für die Credit Suisse kategorisch aus. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische. Die staatliche Saudi National Bank hat die Bank Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt, sie hält seitdem knapp zehn Prozent der Aktien und ist damit der größte Aktionär der angeschlagenen Bank. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast sieben Prozent der Anteile hält.

Kurzfristige Kursrisiken

Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Analystin Beata Manthey von der US-Bank Citigroup etwa warnte am Mittwoch vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch üppig engagiert seien.

So gelten Banken als Profiteure der Zinswende, da ihnen höhere Leitzinsen zugutekommen. Entsprechend stark hatten Investoren seit Monaten auf die Branche gesetzt. Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert – in einem Finanzmarktumfeld, das "durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress steht. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören."

Mit Blick auf die US-Notenbank gehen einige Experten bereits von einer Pause in der Zinswende im März aus, statt der bisher erwarteten kleinen Leitzinserhöhung. Damit würde die Bankenkrise auch die Inflationsbekämpfung bremsen.

Credit-Suisse-Konzernchef Ulrich Körner äußerte sich einem Fernsehinterview zur Lage der Großbank. "Wir sind eine starke Bank, wir sind eine globale Bank unter Schweizer Regulierung, wir erfüllen und übertreffen im Grunde alle regulatorischen Anforderungen", sagte Körner am Mittwoch in einem Interview des asiatischen Senders CNA. "Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr, sehr stark." Die Situation der Credit Suisse sei etwa mit der Silicon Valley Bank nicht vergleichbar. (APA, Reuters, red, miwi, 15.3.2023)