Stellen Sie sich vor, Ihr Baby ist sehr süß und es heißt Ernst: Die Gebrüder Moped haben ein neues Kabarettprogramm.

Christof Wagner

Wann und wo auch immer Flagge zeigen gegen Rechtsextremismus, Fremdenhass oder kapitalistische Auswüchse gefragt sein sollte, sind sie meist nicht weit: die Gebrüder Moped. Das Duo bestehend aus Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics hat als Pionierleistung bereits vor 15 Jahren damit begonnen, im Internet politisch motivierte Satire unters allzu oft auf rechten Pfaden wandelnde heimische Volk zu streuen. Seither ist die FPÖ zwar gefühlt mindestens so oft umgefallen und wieder aufgestanden wie die Gebrüder Postings abgesetzt haben, standhaft sind aber auch sie weiterhin.

Im Wiener Casanova präsentierten die Mopeds, die in den letzten Jahren auch als Podcaster sehr aktiv sind, jetzt ihr 10. kabarettistisches Bühnenprogramm. Und weil die beiden altersmäßig gerade am Fünfziger kratzen und sich in reiferen Jahren bezüglich der politischen Haltung schon einmal der Hauch von Bequemlichkeit einschleichen kann, machen die eigentlich Unzertrennlichen die Probe aufs Exempel: Franz beschließt, fortan solo weiterzumachen und sich gewisse unkorrekte Luxusannehmlichkeit wie Autofahren ganz einfach zu leisten.

"Zu den Enkerln meiner Enkerln habe ich doch null Bezug. Wegen denen fahr ich doch nicht mit der Bahn", heißt es da zum Beispiel. Das Problem nur: Martin schleicht sich als leibhaftiges bestes schlechtes Gewissen beharrlich in das neue Scheiß-drauf-Leben. "Nennt eure Kinder nicht Ernst", wie auch das Programm betitelt ist, ist da noch die einfachste seiner Handlungsempfehlungen.

Die Moralfrage wird gestellt

Die Moralfrage stellt Franz aber auch Martin, wenn er ihn fragt, warum man zuletzt nicht mehr nur auf Bezirksfestln der Grünen oder vor roten Gewerkschaftern gespielt hat, sondern sogar bei den Neos!!! Antwort: "Weil ich auch einmal vor schönen Menschen spielen wollte." Immerhin: Eine Karriere in der ÖVP ("Wenn sie's mit den Gesetzen nicht so ernst meinen") oder der SPÖ ("Wenn sie's mit der Sozialdemokratie nicht so ernst meinen") schließen die beiden dann doch noch aus.

Gebrüder Moped

Ein bisschen schade ist, dass die Gebrüder Moped von ihrer in all den Jahren am besten kultivierten satirischen Protestliedkunst nur kleine Ausschnitte bieten. Besungen werden in "A Papa liagt ned" die Mythen schwarzer Pädagogik, viel mehr Gitarre bekommt man dann aber nicht zu hören. Ihre besten Memes und Fotomontagen aus dem Netz gibt es dafür im Shop als Bio-T-Shirt-Spruch zu kaufen. Irgendwie müssen die vielen Rechnungen, die man mit dem Kapitalismus offen hat, ja auch bezahlt werden. (Stefan Weiss, 16.3.2023)