Shazam (Zachary Levi), der Bub im Superheldenkörper, mit der Titanentochter Hespera (Helen Mirren) beim Lunch.

Foto: Warner Bros. Entertainment Inc.

Restitution ist eine komplexe Angelegenheit. Nicht immer sind die Besitzverhältnisse klar, und es gibt Meinungsverschiedenheiten darüber, was rechtmäßig erworben wurde. Das Akropolismuseum in Athen wurde beispielsweise 2009 erbaut, um den Druck auf Großbritannien zu erhöhen, den Fries des 2.500 Jahre alten Tempels an Griechenland zurückzugeben. Eine Debatte, die beide Länder seit 200 Jahren beschäftigt.

Im Akropolismuseum setzt auch die Handlung des neuen Superheldenfilms Shazam! Fury of the Gods ein. Zwei Töchter des Titans Atlas, Kalypso und Hespera, sind gekommen, um etwas zurückzufordern. Gespielt werden sie von Lucy Liu und Helen Mirren. Liu, die ihr Charisma in den letzten Jahren fast ausschließlich im Fernsehen ausspielen durfte, ist endlich wieder im Kino zu sehen. Mirren, stets frei von Eitelkeiten, veredelt jede Szene durch ihre stoische Präsenz – auch wenn man beizeiten merkt, wie wenig Lust sie an der Rolle hatte.

Die Suche nach dem magischen Stab

Den Schwestern geht es nun aber nicht um die Rückgabe antiker Kulturschätze, sondern um einen magischen Stab, mit dem Zauberer und Menschen einst ihren herrischen, göttlichen Ahnen die Kräfte entrissen.

KinoCheck

DC-Fans erinnern sich: Im ersten Film der Shazam-Reihe (2019) verlieh der letzte Zauberer mit dem magischen Stab dem Teenager Billy Batson seine Superheldenkräfte und verwandelte ihn so in Shazam (Zachary Levi). Der Reiz des ersten Films speiste sich nicht nur aus dem Körperhumor – Billy muss mit jeder Verwandlung einen Erwachsenenkörper navigieren – und aus bunten Actionsequenzen. Sondern er erzählte auch die Geschichte eines verlassenen Kindes, das, erst nachdem es die Zugehörigkeit in seiner Pflegefamilie gefunden hat, das Herz und die Verantwortung entwickelte, ein wahrer Held zu sein.

Die perfekte Mission

Nun konfrontieren die göttlichen Schwestern Billy alias Shazam, da durch ihn die gestohlenen Kräfte fließen. Für Billy ist das die perfekte Mission. Denn bislang sind er und seine Geschwister, die er am Ende des letztens Films ebenfalls in Superhelden verwandelt hatte, weniger als Retter denn als Chaoten bekannt. Also trommelt er die Gruppe zusammen und zieht gegen die Göttinnen in den Kampf, die anscheinend selbst nicht wissen, ob sie einfach Wiedergutmachung einfordern oder doch lieber die Menschheit zerstören wollen.

We are family.
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Jahrtausendelange Qual

Der Humor des ersten Teils blitzt in der Fortsetzung Fury of the Gods noch mit ein paar geschickt platzierten Sprüchen durch, aber die Familiendynamik bleibt unterentwickelt. Zudem schlägt der Film einen düsteren Ton an. Das liegt an den teils brutalen Morden der Schwestern, wohl der Grund, warum der Film in den USA erst ab 13 Jahren freigegeben ist.

Leider interessiert sich der Film auch nicht für das den beiden angetane Unrecht, da sie nicht nur ihre Superkräfte und den Vater verloren haben, sondern auch das Götterreich, über das sie einst herrschten. Anstatt ihre jahrtausendelange Qual in einen moralischen Konflikt gegen die Herkunft der Macht des Zauberers Shazams (immerhin handelt es sich dabei um ein "Raubgut") zu positionieren, setzen die Macher auf Action und die Zerstörung einer Großstadt durch eine tödliche Bedrohung am Himmel.

Helen Mirren und Lucy Liu als zerstörerische Töchter des Atlas.
Foto: Warner Bros. Entertainment Inc.

Ob dem Publikum dieser überladene Film gefällt, wird auch über das Schicksal der Shazam!-Reihe entscheiden. Mit dem sanften Neustart des DC-Universums, das die neuen Verantwortlichen James Gunn und Peter Safran geplant haben, ist Shazams Zukunft vom Erfolg an der Kinokasse abhängig. Fury of the Gods ist jedoch nicht unbedingt das Argument, das dafür sprechen wird. (Susanne Gottlieb, 16.3.2023)