Lage der Nation: Der ÖVP-Kanzler hält eine "Visionsrede" circa aus dem Jahr 1980; Möchtegern-Autokrat Kickl holt sich beim Autokratennachbarn nützliche Tipps. Die größte Oppositionspartei, die traditionsreiche Sozialdemokratie, bleibt wohl weiter handlungsunfähig. Nach Lage der Dinge wird es zu keiner schnellen und überzeugenden Lösung für die österreichische Sozialdemokratie kommen. Wie man es dreht und wendet, weder Pamela Rendi-Wagner noch Hans Peter Doskozil überzeugen.

Nach dem SPÖ-Präsidium: Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
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Doskozil ist der bessere Taktierer, aber hat er Kanzlerstatur? Er hat zweifellos Glaubwürdigkeit bei der Sozialpolitik, bei großer Wirtschaftspolitik eher weniger. Wenn man alte Interviews nachliest, stößt man auf Seltsames. So schien er einmal Verständnis für den Putsch des damaligen FPÖ-Innenministers Herbert Kickl gegen den eigenen Verfassungsschutz zu äußern: "Die BVT-Affäre ist, wenn man genau hineinblickt, doch mehr eine ÖVP-Affäre als eine FPÖ-Affäre."

Über Pamela Rendi-Wagners mangelnde politische Begabung ist genug gesagt worden. Auch bei ihr stellt sich die Frage nach der Kanzlereignung in extrem gefährlichen Zeiten in Österreich und Europa.

Eine überzeugende dritte personelle Variante tauchte bisher nicht auf. Kommt noch dazu, dass fraglich ist, wie rasch der jetzt beschlossene Mitgliederentscheid plus Parteitag umgesetzt werden kann. Die SPÖ fällt bis auf weiteres aus. (Hans Rauscher, 16.3.2023)