Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida (links) und der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol.

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Menschen verfolgen am 16. März die Nachrichten in einem Bahnhof in Südkorea.

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Seoul/Tokio –Die Staats- und Regierungschefs von Japan und Südkorea wollen ihre gegenseitige Besuchsdiplomatie wieder aufnehmen. Darauf verständigten sich der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida und der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol am Donnerstag bei ihrem Gipfeltreffen in Tokio. Japan sei "glücklich, ein neues Kapitel" in den Beziehungen beider Nachbarstaaten aufzuschlagen, sagte Kishida seinem Gesprächspartner nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo.

Die Visite wurde vom erneuten Test einer atomwaffenfähigen Rakete durch Nordkorea überschattet. Beide US-Verbündeten wollen versuchen, ihre Streitigkeiten über den Umgang mit Japans Kolonial- und Kriegsvergangenheit zu überwinden und ihre Sicherheits- und Wirtschaftsbeziehungen schnell zu verbessern. Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass mit Yoon ein südkoreanisches Staatsoberhaupt zu bilateralen Gesprächen den Nachbarn Japan besucht.

Raketentest überschattet Treffen

Wenige Stunden vor Beginn des Gipfeltreffens hatte Nordkorea eine atomwaffenfähige Rakete mit einer Reichweite von Tausenden Kilometern getestet. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog die Rakete etwa 1.000 Kilometer in Richtung Ostmeer (in Japan: "Japanisches Meer"), wo sie ins Wasser fiel. Die fortwährenden Raketentests Nordkoreas wie auch der wachsende Machtanspruch Chinas unterstreichen nach Ansicht von Beobachtern die Dringlichkeit Seouls und Tokios, gemeinsam mit dem Sicherheitspartner USA verstärkt zu kooperieren.

Der Besuch von Yoon, der von seiner Frau begleitet wurde, gilt als deutliches Anzeichen für die Annäherung zwischen den beiden Nachbarländern. Südkoreas konservative Regierung hatte zuvor Pläne zur Beilegung des jahrzehntelangen Streits um die Entschädigung ehemaliger koreanischer Zwangsarbeiter unter der Kolonialherrschaft Japans (1910 bis 1945) verkündet. Kishida hatte Seouls Vorstoß begrüßt. Es galt auch angesichts der andauernden Bedrohung durch Nordkorea als wahrscheinlich, dass sich beide Seiten auf eine Wiederaufnahme ihrer bilateralen Sicherheitsgespräche einigen werden.

Ballistische Kurzstreckenraketen am Dienstag

Erst am Sonntag hatte Nordkorea zu Beginn neuer Militärübungen der USA mit Südkorea zwei Marschflugkörper getestet. Der Test sollte nach Angaben Pjöngjangs ebenfalls der atomaren Abschreckung dienen. Am Dienstag folgte der Abschuss von ballistischen Kurzstreckenraketen. Die neuen Waffentests werden auch als Demonstration der Stärke gegenüber den USA und ihren Verbündeten gesehen.

Yoon drohte nach dem Raketentest am Donnerstag, Nordkorea werde "für seine rücksichtslosen Provokationen einen Preis bezahlen". Bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats in Seoul habe Yoon betont, dass die Sicherheitszusammenarbeit mit den USA und Japan weiter verstärkt werden müsse, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.

UN-Resolutionen verbieten Pjöngjang die Erprobung ballistischer Raketen jeglicher Reichweite. Solche Raketen können je nach Bauart mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen ausgerüstet werden. Nordkorea ist wegen seines Atomprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen und weithin isoliert.

Die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel haben sich seit vergangenem Jahr wieder erheblich verschärft. Nordkorea erhöhte den Umfang und das Tempo seiner Raketentests. Die USA und Südkorea nahmen ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf. (APA, red, 16.3.2023)