Kobuk wurde im Jahr 2010 gegründet. Der letzte Artikel analysierte den Baukasten für "Krone"-Kampagnen. Jetzt sammelt der Medienwatchblog Geld.

Foto: Screenshot/kobuk.at

Wien – Vom "Auch Kleinvieh macht Mist"-Abo über das "Anti Bullshit"-Abo bis zum "Helmut Qualtinger Gedenk"-Abo: Der Medienwatchblog Kobuk setzt künftig auf ein Mitglieder- und Spendenmodell, das von drei Euro pro Monat bis 35 Euro monatlich reicht. Die Inhalte werden aber nicht hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Mit den Einnahmen solle nur die Medienkritik professionalisiert werden, sagt Kobuk-Betreiber Yilmaz Gülüm zum STANDARD.

Gülüm, hauptberuflich ORF-Redakteur beim "Report", betreibt Kobuk in seiner Freizeit, die Artikel resultieren aus seiner Lehrveranstaltung an der Fachhochschule Wien. Mit den Einnahmen aus dem Mitgliedermodell hofft er, längerfristig jemanden anstellen zu können, der die Professionalisierung vorantreibt. Die Autorinnen und Autoren sollen künftig auch Honorare erhalten. Die Bezahlung werde fair sein, betont Gülüm. Je nach Rechercheaufwand und verfügbarem Budget könnte er rund 200 Euro pro Artikel zahlen.

Mediengruppe Österreich führt Ranking an

Kobuk wurde im Jahr 2010 vom Blogger Helge Fahrnberger gegründet, konzipiert als Lehrveranstaltung an der Uni Wien, um "Fehler, Falschmeldungen und strukturelle Probleme in journalistischen Massenmedien" aufzudecken. Der Name geht auf den "Eskimodichter" Kobuk zurück, mit dem Helmut Qualtinger 1951 die Medien narrte.

Die Riege der Einträge führt derzeit die Mediengruppe Österreich mit "Österreich" (126) vor der "Kronen Zeitung" (102) an. derStandard.at werden 49 Artikel zugeordnet. Fahrnberger ist 2019 ausgestiegen, seitdem organisiert Gülüm den Blog in Eigenregie. Er ist seit 2012 an Bord.

Die Artikel auf Kobuk kommen zum überwiegenden Teil von Studierenden, die an Gülüms Lehrveranstaltungen teilnehmen. Aufwendigere Recherchen, die bereits viel Medienwissen erfordern, seien so schwer durchführbar, sagt Gülüm. Er möchte die Schreiberinnen und Schreiber an die Plattform andocken, damit sie auch später auf Honorarbasis Texte liefern. Die Qualität würde so steigen, aber dafür brauche es Geld. Nicht wenige würden sich ein österreichisches Pendant zu Stefan Niggemeiers Portal Übermedien.de wünschen. Das sei aber derzeit nicht realistisch, so Gülüm.

Videos für Tiktok produzieren

Als Kobuk 2010 gegründet wurde, sei Facebook der Treiber hinter den Zugriffszahlen gewesen, heute tummeln sich die Studierenden aber hauptsächlich auf Bewegtbild-Plattformen wie Tiktok. Und weil Facebook erst kürzlich wieder am Algorithmus geschraubt habe, sinke die Reichweite von Artikeln. Mit den Einnahmen könnten auch rechercheintensive Artikel auf Social Media beworben werden.

Gülüm möchte aus den Artikeln auch kurze Videos machen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Gerade Tiktok gilt als Fake-News-Schleuder, die fundierte Medienkritik gebrauchen könnte.

Ein Ziel, wie viele Mitgliedschaften es werden sollen, hat Gülüm nicht definiert. Ein paar sind es bereits. Die Medienlandschaft brauche Kobuk, schreibt er auf kobuk.at über sein "Leidenschaftsprojekt". Und die möglichen Themen werden nicht weniger – ganz im Gegenteil. (Oliver Mark, 16.3.2023)