Seit 2015 gibt es die Firma hinter ChatGPT. Gerade in den letzten Monaten hat die Entwicklung große Sprünge gemacht, die auch im Mainstream angekommen sind.


(Dieses Bild wurde mit der Bilder-KI Midjourney generiert. Der Prompt lautete: "robot sitting next to computer, laboratory background, dystopian mood, highly detailed")

Foto: Midjourney/Benjamin Brandtner

Der Mensch liebt die Vermenschlichung. Disney lebt davon, Kerzenständern oder Löwen menschliche Züge zu verleihen. Elon Musk baut Androiden, also Roboter, die einem Menschen täuschend ähnlich sehen sollen. Und auch der hilfreichen PC-Büroklammer Clippy hat Microsoft 1996 menschliche Züge verliehen.

Musk und Microsoft

So verwundert es nicht, dass wir auch im Gespräch mit künstlicher Intelligenz immer an eine Kommunikation mit einem Menschen denken. Dank des Hypes rund um ChatGPT haben sich in den letzten Monaten viele mit der KI auseinandergesetzt und das Internet mit Gesprächen, Rechenaufgaben und von der KI geschriebenen Geschichten geflutet. Vor allem das mehr oder weniger erfolgreiche Lösen von Matura aufgaben und Rechtsanwaltsprüfungen sorgt bei Nichtbestehen für Gelächter und bei Bestehen für den Abgesang des menschlichen Seins.

Entstanden ist die eindrucksvolle Software in den USA, genauer gesagt beim 2015 gegründeten Unternehmen OpenAI. Dank Geldgebern wie Elon Musk oder Microsoft gab es die nötigen finanziellen Mittel für diese Open-Source-Basis, die jedermann zur Verfügung gestellt werden soll. Mit GPT-4 wurde nun die neueste Version dieser Software veröffentlicht, die neben Text jetzt auch Bilder erkennen und verarbeiten kann. Ein Foto des halbbefüllten Kühlschranks reicht, und schon schreibt die neue Software ein damit mögliches Rezept. Auch eine handgeschriebene Idee einer Website kann von GPT-4 in Codezeilen für einen realen Webauftritt verwandelt werden.

Ich bin menschlich

Aber was beweist das? Der Hype wird vor allem von der Tech-Blase getragen, die schon fünf Schritte weiter über Möglichkeiten fantasiert, die mit einer solchen Basis denkbar sind. Die Erwartungshaltung sollte allerdings im passenden Rahmen gehalten werden. Der oftmals missverstandene Begriff der "Intelligenz" basiert bei Software wie GPT-4 auf maschinellem Lernen. Durch das monatelange Abgrasen von Millionen Dokumenten findet die KI heraus, welche Antwort die wahrscheinlichste ist. Mit echtem Verständnis hat das nichts zu tun.

"Ich bin ein menschliches Wesen", antwortet ChatGPT, wenn man es nach einer subtil formulierten Lüge fragt – und beweist dabei viel Selbsterkenntnis. Versuchen wir also dieser KI den menschlichen Umhang abzunehmen, auch wenn sie heute zum Kopf des Tages gekürt wurde. Sie ist ein Tool, wie einst Clippy. Mehr aber auch nicht. (Alexander Amon, 17.3.2023)