"Das Universum lässt keine Perfektion zu", gab schon der britische Physiker Stephen Hawking zu bedenken. Sich darum zu bemühen, ist also schon von vornherein ein vielleicht löbliches, aber relativ sinnloses Unterfangen. Denn das Streben nach Perfektion ist eine menschliche Eigenheit, die einen zwar zu Höchstleistungen anspornen, aber auch gehörig unter Druck setzen kann.

Wie perfekt versuchen Sie alles zu machen?
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Warum Perfektion oft alles andere als gut ist

Wer immer das absolut Perfekte erreichen möchte, zahlt einen hohen Preis dafür: Er wird selten mit etwas zufrieden sein. Wer allzu verbissen um perfekte Ergebnisse kämpft und nicht akzeptieren kann, dass dafür Zeit, Geld und andere Ressourcen fehlen, tut sich selbst und der Sache wenig Gutes. Wer noch Tage oder Wochen nach einem Gespräch oder einer Begegnung darüber nachgrübelt, was er hätte besser formulieren oder anders machen können, der verschwendet wertvolle Lebenszeit an Dinge, die ohnehin nicht mehr zu ändern sind. Stress und Angst können zu ständigen Begleitern werden, wenn es einem einfach nicht gelingt, auch Unvollkommenes hinzunehmen. Und Freunde machen sich allzu verkrampfte i-Tüpfelchen-Reiter auch selten – rasch hat man den Ruf, sehr unentspannt und unlocker zu sein.

Freilich hat es meist einen Grund, wenn es für einen Menschen ein Ding der Unmöglichkeit ist, auch einmal fünf gerade sein zu lassen. Möglicherweise fürchtet man den Kontrollverlust, der damit einhergeht, dass Dinge nicht hundertprozentig perfekt gemacht werden. Vielleicht stand man selbst schon in der Kindheit unter dem Druck, dass ständig makellose Leistungen von einem erwartet wurden. Eventuell hat man auch den Glaubenssatz verinnerlicht, dass Fehler oder Ungenügendes automatisch bedeuten, dass man versagt hat und nichts wert ist. Leidet man unter dem eigenen Perfektionismus, kann es jedenfalls eine hilfreiche Strategie sein, sich vorzunehmen, die Dinge nicht perfekt, aber gut genug machen zu wollen. Denn die eigenen Ansprüche zu relativieren und sich von der Meinung anderer nicht abhängig zu machen kann als durchaus befreiend erlebt werden.

Wie ist das bei Ihnen?

Muss für Sie immer alles so perfekt wie möglich sein, oder geben Sie sich auch einmal mit weniger zufrieden? Streben Sie eher nach Perfektion oder einem "Gut genug"? Und falls Ihnen der eigene Perfektionismus zu schaffen macht: Wie gehen Sie damit um? (Daniela Herger, 20.3.2023)