Es ist schön, dass es noch klassisch-literarisch gebildete Politiker gibt. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser sagte nach dem Beschluss der SPÖ, die Herausforderung der Parteichefin Pamela Rendi-Wagner durch Hans Peter Doskozil durch eine Mitgliederbefragung klären zu lassen, Folgendes:
"Geschichtsträchtig könnte man sagen: Statt Iden des März heißt es SPÖ-Frieden im März."
Iden des März? Die Iden waren bei den alten Römern die Monatsmitte. Und an den Iden des März (genauer, am 15. März 44 v. Chr.) wurde Julius Cäsar von einer Gruppe Senatoren mit 23 Dolchstichen ermordet. Seither gelten die Iden des März als geschichtsträchtig-dramatisches Datum: Mitte März 1848 brach die Revolution in Wien aus, und Mitte März 1938 wurde der "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland vollzogen.
In William Shakespeares Drama Julius Cäsar tritt ein Haruspex (Wahrsager) auf und richtet an Cäsar die warnenden Worte:
"Nimm vor des Märzen Idus Dich in acht!"
Doch Cäsar sagt zu seinem Gefolge: "Er ist ein Träumer; lasst ihn gehn, und kommt."
Die zweite Szene könnte man in der SPÖ noch etwas eingehender studieren.
Cäsar ist am 15. März auf dem Weg in den Senat und trifft vor dem Eingang den Haruspex wieder. Er sagt spöttisch:
"Des Märzen Idus ist nun da."
Wahrsager: "Ja, Cäsar. Doch nicht vorbei." (Hans Rauscher, 16.3.2023)