Christoph Resinger verkauft in seinem Wiener Geschäft Vintage für die Wand. Privat setzt er auf eine Mischung aus Alt und Neu. Bei der Wohnungssuche hat seine Familie der Geheimgang überzeugt.

"Wir wohnen seit dem Sommer 2020 in dieser 143 Quadratmeter großen Altbauwohnung in der Nähe des Alten AKH in Wien-Alsergrund. Unser Umzug hatte nur bedingt mit Corona zu tun. Nach einer etwas größeren Wohnung hatte ich schon zuvor immer wieder mal die Augen offen gehalten. Aber in der ersten Welle war Zeit, wieder aktiv zu suchen. Wir wollten eine zentral gelegene Wohnung, in der unsere zwei Töchter mehr Freiraum haben können, und auch die Nähe zu ein bisschen Grün war uns wichtig.

Christoph Resinger wohnt mit Familie im neunten Bezirk in einer Mischung aus Dänemark und Österreich.
Foto: Lisi Specht

Bei der Besichtigung entdeckten die Kinder einen Geheimgang, der – versteckt in einem Einbauschrank aus den 1960er-Jahren – Spielzimmer und Vorraum verbindet. Nachdem sie die ersten 50 Runden gelaufen waren, war klar, dass wir die Wohnung nehmen.

Sie war relativ günstig. Die Vermieter hatten aufgrund mangelnden Interesses die Miete reduziert. Ein paar Wochen nachdem wir das Mietanbot unterschrieben hatten, gingen wir aus Neugier noch zur Besichtigung einer ähnlichen Wohnung. Da stand eine Schlange vor dem Haus, und es gab Slots für Besichtigungen. Glück gehabt! Wir haben hier jetzt vier Meter Raumhöhe – damals haben wir uns wegen der Heizkosten keine Sorgen gemacht.

Der Geheimgang im Einbauschrank (rechts) hat bei der Besichtigung überzeugt.
Fotos: Lisi Specht

Nachdem meine Frau Camilla Dänin ist, ist unser Stil wohl ‚Dänemark trifft Österreich‘, Grammelschmalz auf Roggenbrot quasi. Unsere Sessel sind zum Beispiel alte österreichische Klassiker, dafür ist der Tisch neues dänisches Design. Meiner Frau gefallen klare Linien. Mir zwar auch, aber ich hab gern viele davon. Sie mag es minimalistisch, aber irgendwer müsste das dann ja auch aufräumen.

Ich würde mich nicht ausschließlich mit Vintage-Möbeln einrichten – und auch jedem Kunden abraten, sich die Wände nur mit meinen Stücken vollzuhängen. Das ist zu viel des Guten. Ich will kein Vintage um des Vintage willen, sondern Qualität, die nicht beliebig und austauschbar ist. Stilsicher heißt ja auch nicht, sich in nur einem Stil sicher zu sein.

Bei uns gibt es ständig Veränderung. Die Küche ist als Nächstes dran, dann wieder einmal das Kinderzimmer, in dem unsere Töchter derzeit noch gemeinsam schlafen. Auch in der alten Wohnung haben wir Bad und WC ohne Aussicht auf Kostenersatz neu verfliest.

"Wir können uns ewig darüber den Kopf zerbrechen, welche Schattierung von Blau ein Teppich haben soll", sagt Christoph Resinger über seine Wohnung.
Fotos: Lisi Specht

Als ich in einem kleinen Eck dieser Wohnung entdeckt habe, dass unter dem Boden das alte Fischgrätparkett liegt, habe ich kurz damit geliebäugelt, es freizulegen. Warum das Ganze? Wir haben sonst keine Hobbys. Nein, im Ernst: Ich halte mich viel zu Hause auf, da soll es auch aussehen wie ein Lieblingsplatzerl.

Bei uns dauert das aber alles recht lang. Wir können uns ewig darüber den Kopf zerbrechen, welche Schattierung von Blau ein Teppich haben soll. Mein Problem ist: Ich kann mir Sachen nicht vorstellen. Darum liegen auch drei Teppiche, die am Ende doch nicht gepasst haben, unter unserem Bett.

Die Wandfarben waren auch so ein Thema. Ich werde da fast obsessiv und kann mittlerweile sogar den NCS-Code, also ein Ordnungssystem für Wandfarben, lesen. Vor der Entscheidung für eine neue Farbe kaufen wir für jede der Optionen Leinwände, malen Proben und laufen mit denen dann in der Wohnung herum.

"Meiner Frau gefallen klare Linien. Mir zwar auch, aber ich hab gern viele davon", sagt Christoph Resinger.
Fotos: Lisi Specht

Einrichten ist für mich aber keine geplante, sondern eine instinktive Angelegenheit. Das passiert nach und nach, oft zufällig und nach Versuch und Irrtum – und nach finanzieller Möglichkeit und Zustimmung der Familie wächst es dann auch zusammen.

Ich hab keinen Wohntraum. Zumindest keinen, der zu unserem Lebensentwurf passt, aber ich hab einen Wohnalbtraum. Ich möchte in keiner Suburb mit endlosen Häuserreihen wohnen. Ich wohne einfach gern dort, wo ich meine Wege zu Fuß erledigen kann. Ein Balkon wäre aber irgendwann noch schön." (Franziska Zoidl, 20.3.2023)