Eine gewisse Wuchtigkeit liegt in der Natur der Sache. Der Anspruch der Geländegängigkeit schließt eine grazilere Formgebung aus, wie hier beim GLC.
Foto: Michael Völker

Mercedes hat den GLC sanft in die Jetztzeit herübergehoben: Alle Motoren sind elektrifiziert. Entweder Mild-Hybride, versehen mit einem integrierten Startergenerator (ISG), oder Plug-in-Hybride, die eine elektrische Reichweite von mehr als 100 Kilometern haben.

Es ist die dritte Generation des Mercedes GLC (rechnet man den GLK mit ein). Seit die Baureihe als GLC auftritt, ist sie weltweit ein Verkaufsschlager. SUV, no na, aber nicht zu groß und wuchtig, jedenfalls praktisch und immer schick. Er macht auch in der Stadt eine gute Figur, wobei man darüber schon wieder ganz beherzt streiten kann: Was haben tendenziell geländegängige Autos in dieser Größe überhaupt in der Stadt zu suchen? Nichts, eigentlich.

Wer ins Gelände will, kann sich von einer 360-Grad-Kamera auf dem Zentraldisplay anzeigen lassen, wo die nächsten Schlaglöcher sind.
Foto: Michael Völker

Geländegängiger SUV

Dennoch gibt es gerade in Wien eine enorme Dichte an SUVs jeder Größenordnung. Im Vorjahr wurden in Österreich mehr als 90.000 SUVs und Geländewagen zugelassen, sie machen bereits einen Anteil von 43 Prozent aus. Und die meisten davon stehen und fahren tatsächlich in Wien, die allermeisten übrigens in Meidling, das muss wohl am Grünen Berg liegen, der ist ja ziemlich steil, und mindestens zweimal im Jahr schneit es. Logisch erklären lässt sich das jedenfalls nur schwer.

Der GLC jedenfalls tut nicht nur so als ob, er ist tatsächlich geländegängig. Der kommt nicht nur den Grünen Berg hinauf. Der Allradantrieb 4matic ist Serie. Wer tatsächlich ins Abseits will, dem hilft (gegen Aufpreis) die "transparente Motorhaube": Eine 360-Grad-Kamera zeigt auf dem Zentraldisplay an, wohin das Fahrzeug Kurs nimmt. Große Steine oder tiefe Schlaglöcher können bis acht km/h im Voraus virtuell gesehen werden. Bei steilen Steigungen gibt es auch einen Ausblick, wie es hinterm Horizont weitergeht.

Foto: der Standard

Mehr Luxus und Komfort

Ebenfalls gegen Aufpreis gibt es die Hinterachslenkung, die den Wendekreis deutlich verkleinert, das hilft im Gelände, vor allem aber auch in der Parkgarage, wo der GLC deutlich öfter anzutreffen sein wird.

Was ist außen anders geworden? Der GLC, den der Hersteller der Mittelklasse zurechnet, ist um ein paar Zentimeter gewachsen (in der Länge um sechs), Frontgrill, Heckleuchten und Karosseriefalzen wurden neu angelegt, und wir sind schon gespannt, wie die Coupé-Version diesmal aussehen wird.

Und innen? Noch mehr Luxus und Komfort, was auch den empfindlich hohen Preis erklären soll. Der GLC mit dem 4-Zylinder-Turbodiesel (knapp 200 PS) in der Mildhybrid-Variante, den wir uns im Testbetrieb ansehen konnten, kostet 65.000 Euro. Mit ein paar Extras, die man nicht missen möchte, ist man gleich einmal bei 86.000 Euro.

Wer in der Stadt auf die Pirsch gehen will, kann im praktischen Kofferraum mit weit aufschwingender Heckklappe seine Shopping-Ausbeute unterbringen.
Foto: Michael Völker

"Hey Mercedes"

Das Infotainmentsystem MBUX sei jetzt noch intelligenter geworden, heißt es, das setzt die Fahrerin, den Fahrer schon ein wenig unter Druck. Rundinstrumente gibt es keine mehr, stattdessen einen hochauflösenden LCD-Bildschirm. Das Zentraldisplay über der Mittelkonsole ist leicht zum Fahrer geneigt und im Prinzip leicht steuerbar. Das geht easy als Touchscreen, wie wir das schon gut kennen, oder auch über die Sprachsteuerung "Hey Mercedes", die oft gut funktioniert, aber nicht immer. Jedenfalls sind auch die Fehlschaltungen unterhaltsam, so man ein gutmütiger und geduldiger Mensch ist.

Die 9-Gang-Automatik ist prächtig, sie kann Komfort und Eile. Was den Verbrauch anlangt, ist der überraschend moderat. Fünf bis sechs Liter bei entsprechender, vorausschauender Fahrweise sind für ein Fahrzeug dieser Größe und mit dieser Leistung ein anständiger Wert. Das spricht jedenfalls für den GLC. Wer ein fescher Stadtjägermeister sein mag und sich das leisten kann und mag, wird gut bedient. (Michael Völker, 22.3.2023)