Speziell bei Lebensmitteln hat sich der Preisauftrieb in den vergangenen Monaten enorm beschleunigt und belastet die Haushaltskassen schwer.

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Die Inflation in Österreich hält sich hartnäckig auf hohem Niveau und ist im Februar nur geringfügig auf 10,9 Prozent gesunken. Im Vormonat hatte sie mit 11,2 Prozent noch den höchsten Stand seit 1952 erreicht. Ausgehend von den hohen Energiepreisen frisst sich die Teuerung durch immer mehr Warengruppen und hat nun auch den besonders sensiblen Bereich der Nahrungsmittel erreicht, wie die Statistik Austria am Freitag bestätigt. "Auch an der Supermarktkassa ist die Teuerung weiter spürbar: Die Lebensmittelpreise haben im Jahresabstand um 16,5 Prozent zugelegt", sagt Generaldirektor Tobias Thomas.

Gerade für einkommensschwache Haushalte ist es ein großes Problem, wenn Energie und Nahrung deutlich teurer werden. Schließlich konsumiert jede Person beides de facto täglich, während andere Ausgaben, etwa für Haushaltsgeräte und Dienstleistungen wie Gastronomie oder Friseur, relativ leicht verschoben oder gänzlich eingespart werden können. Aber wieso sind nach der Haushaltsenergie und Treibstoffen nun auch Lebensmittel so teuer?

Teures Gemüse

Zunächst sickern die hohen Energiepreise generell durch die Wirtschaft und erhöhen die Kosten für Anbieter, die sie nach Möglichkeit an ihre Kundschaft weiterreichen. Bei frischen Waren wie Gemüse kommt hinzu, dass sie hierzulande beim Anbau im Winter in Gewächshäusern Belichtung und Beheizung benötigen. Dazu kommt, dass heuer durch Wetterkapriolen in Spanien und Nordafrika die dortige Erzeugung für den Export geringer ausgefallen ist.

Das macht sich in den detaillierten Inflationsdaten deutlich bemerkbar: Die Warengruppe der Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränke wurde im Februar generell im Jahresabstand um fast 17 Prozent teurer, was deutlich über der allgemeinen Inflationsrate liegt. Dabei war der Preisauftrieb von Gemüse mit einem 17-prozentigen Anstieg durchschnittlich, während Mehl mit einer Verteuerung um 22 Prozent hervorsticht. Bei Milch, Käse und Eiern betrug der Preisauftrieb fast 23 Prozent. Und für Frischfleisch mussten Haushalte um etwa 19 Prozent mehr auf den Tisch legen. Entspannt hat sich die Lage bei Ölen und Fetten, wo der Preisauftrieb mit fast 17 Prozent deutlich geringer als im Jänner ausgefallen ist.

Höhere Gewinne

Aber es gibt auch mehrere andere Gründe, die dazu beitragen, dass die Inflation in Österreich über dem europäischen Niveau liegt. Zum Vergleich: Nach einheitlicher EU-Berechnungsmethode lag die Februar-Inflation in Österreich bei 11,0 Prozent, in der gesamten Eurozone aber nur bei 8,5 Prozent. Das hat auch damit zu tun, dass Länder wie Spanien (5,9 Prozent Teuerung) stärker auf Preisdeckel gesetzt haben, Österreich aber vermehrt auf Entlastungszahlungen an Haushalte – aber nicht nur.

Untersuchungen des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts legen nahe, dass einige Unternehmen auch über die Maßen an der Preisschraube gedreht haben, um ihre Gewinnspannen sogar zu erhöhen. Dabei zeigt sich, dass vor allem im Energiesektor, der Landwirtschaft und auf dem Bau die Preise stärker gestiegen sind, als das durch Vorleistungen oder Lohnkosten erklärbar wäre. Die verbleibende Erklärung: Die Anbieter haben ihre Profite erhöht.

"Viele Unternehmen haben die Gunst der Stunde genutzt, um ihre Preise stärker als die Kosten zu erhöhen", sagt Oliver Picek, Chefökonom des Instituts. Damit würden sie zwar hohe Gewinne erzielen, doch dies habe eine Schattenseite: "Sie treiben die Inflation damit stärker hinauf als nötig."

Überblick gewinnen

Aber wieso spielen Haushalte dabei mit, bezahlen also Produkte und Dienstleistungen mit überhöhten Gewinnmargen? "Es ist für Verbraucher kaum einzuschätzen, welche Preissteigerungen gerechtfertigt sind und welche nicht", sagt Konsumforscherin Bernadette Kamleitner von der WU Wien. Zumindest kurzfristig, denn sukzessive würden sie wieder Überblick über das neue Preisgefüge gewinnen und überteuerte Anbieter meiden. "Das braucht einfach seine Zeit", sagt die Expertin.

Allerdings gibt sie zu bedenken, dass es aus Sicht eines Unternehmens sinnvoll sein kann, die Produkte gleich recht stark zu verteuern, um nicht so bald wieder an der Preisschraube drehen zu müssen. "Ständige Preisanpassungen machen alle verrückt", gibt Kamleitner zu bedenken. Sprich, mittelfristig kann ein Anbieter in den Augen der Konsumierenden nach einem größeren Preissprung sogar besser dastehen als Mittbewerber, die mehrmals ein wenig erhöhen. "An Anfang wird die Gewinnmarge dann zwar größer, aber das heißt nicht, dass es so bleibt."

Entspannung erwartet

Laut Prognosen dürfen Verbraucher und Konsumentinnen allerdings ohnedies bald mit einer Entspannung der Teuerungswelle, die die Inflation nunmehr seit einem halben Jahr im zweistelligen Bereich hält, rechnen. Die Oesterreichische Nationalbank erwartet, dass die Teuerung im Jahresschnitt nach EU-Berechnung in Österreich 6,5 Prozent betragen soll – also deutlich weniger als die aktuellen 11,0 Prozent.

Für die gesamte Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Jahresprognose erst am Donnerstag um einen Prozentpunkt auf 5,3 Prozent verringert. Dennoch hat die Notenbank zur Bekämpfung der Teuerung den Leitzins neuerlich um 0,5 Prozent auf nunmehr 3,5 Prozent angehoben – schließlich beträgt ihr Inflationsziel bloß zwei Prozent. (Alexander Hahn, 17.3.2023)