Nach der Insolvenz des zweitgrößten heimischen Buchauslieferers Medienlogistik Pichler-ÖBZ und dem damit einhergehenden Zahlungsausfall riefen die österreichischen Verlage Ende Jänner nach Hilfe seitens der Politik. Denn die wichtigen Einnahmen aus dem hierzulande über den Auslieferer bestückten Weihnachtsgeschäft fielen in dessen Insolvenzmasse. Das zugehörige Sanierungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen, nimmt aber eine Quote von lediglich 20 Prozent für die Gläubiger an. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) rechnete in der Folge mit einem Gesamtschaden von 1,5 bis zwei Millionen Euro für Verlage und wandte sich mit der Bitte um finanzielle Hilfe in dieser "veritablen Krise" an die Politik.

Diese hat nun reagiert: Wie das Kulturministerium am Freitag aussandte, wird es angesichts der "allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage und unter anderem aufgrund der Insolvenz" eine einmalige "Sonderförderung für Vertriebs- und Werbemaßnahmen bei Verlagen" in Höhe von insgesamt 500.000 Euro geben. Antragsberechtigt sind Verlage, die 2021, 2022 oder 2023 vom Kulturministerium gefördert wurden und die "erhebliche Unsicherheiten bei der Verlagsauslieferung ihrer Buchbestände in Österreich haben". Pro Antrag ist eine maximale Sonderförderungssumme von 150.000 Euro oder zehn Prozent des Inlandsumsatzes gemessen am Jahr 2022 möglich.

Branchenvertreter zufrieden

Neben dieser einmaligen Sonderförderung wird heuer auch die reguläre Verlagsförderung um 300.000 Euro erhöht. Sie steigt damit von drei Millionen Euro auf 3,3 Millionen Euro. Insgesamt bedeutet das für die heimischen Verlage dieses Jahr ein Mehr an öffentlichen Geldern von 800.000 Euro.

HVB-Geschäftsführer Gustav Soucek zeigt sich auf Anfrage des STANDARD mit dem Ergebnis sehr zufrieden, der Betrag sei eine beachtliche Leistung der Politik. Obwohl die Unterstützung nicht den gesamten angenommenen Schaden durch die Insolvenz abdecke, gebe es damit seitens der Branche keine weiteren Bitten um Hilfe infolge der Insolvenz.

HVB-Präsident Benedikt Föger reagierte per Aussendung, der Zeitpunkt sei "genau der richtige, viele Verlage sind unter Druck geraten, es ist nicht mehr möglich, Umsatzausfälle aus Vertriebsproblemen und Mehrkosten aus gestiegenen Produktionskosten zu kompensieren. Aber diese Ad-hoc-Unterstützung und die gleichzeitige Erhöhung der Verlagsförderung sind zielgerichtete und konkrete Aktivitäten und wichtige Hilfestellungen" für Verleger wie Autorinnen.

Nur ein kleiner Teil abgedeckt

Dankbar, aber nicht ganz so zufrieden zeigt sich Verleger Nikolaus Brandstätter gegenüber dem STANDARD. Die Fördersumme sei "auf den ersten Blick nicht sehr hoch" und selbst wenn er davon ausgehen würde, "dass wir als das von dieser Insolvenz am stärksten betroffene Unternehmen die höchstmögliche Unterstützung erhalten, sind damit lediglich rund 20 Prozent unseres Schadens abgedeckt". Wiewohl sei das ein "durchaus relevanter Teil des entstandenen Schadens". Er wisse die Initiative zu schätzen und sehe sie auch als Anerkennung für die Arbeit der heimischen Verlage. "Für uns ist es damit allerdings nicht getan. Wir arbeiten intensiv an weiteren Maßnahmen, um unseren Verlag in seiner ganzen Strahlkraft in dieser schwierigen Situation wieder zu festigen."

Immerhin: Die zwischenzeitlich aufgrund der unsicheren Perspektive von den Verlagen eingefrorene Buchauslieferung durch die Medienlogistik erfolgt nach Einigungen mit deren Insolvenzverwalter über Sicherstellungen schon seit Anfang Februar wieder. (wurm, 17.3.2023)