Den bösen Wolf gibt es nur im Märchen.

Foto: Gary Kramer/U.S. Fish and Wildlife Service via AP

Wie der Wolf zu seinem schlechten Image kam

Was haben die Märchen Die drei kleinen Schweinchen, Rotkäppchen und Die sieben Geißlein gemeinsam? In ihnen kommt ein übler Zeitgenosse vor, der nichts Gutes im Schilde führt: der böse Wolf. Es gibt viele Geschichten, in denen ein Wolf sein Unwesen treibt, und meistens ist er der Bösewicht. Viele Menschen haben auch tatsächlich Angst vor Wölfen. Aber wieso eigentlich? Ist der Wolf wirklich ein böses Tier? Gleich vorweggenommen: Böse Tiere gibt es nicht. Es gibt Raubtiere, die andere Tiere jagen und fressen. Das tun sie aber nicht, weil sie böse sind, sondern um zu überleben. Auch der Wolf zählt zu den Raubtieren. Auf seinem Speiseplan stehen unter anderem Hasen, Rehe oder Wildschweine. Aber zum Beispiel auch Schafe. Und genau hier kommen sich Menschen und Wölfe manchmal in die Quere.

Menschen haben schon vor vielen Tausenden Jahren damit begonnen, Schafe zu halten. Fleisch, Milch und Felle waren für das Überleben vieler Familien wichtig. Umso schlimmer war es, wenn Wölfe die Schafe rissen. Darum erklärten Menschen den Wolf zu ihrem Feind. In großen Treibjagden wurden viele Tiere erschossen, und es gab immer weniger Wölfe. Seit den 1990er-Jahren sind Wölfe in Österreich und anderen Ländern wie auch viele andere Tiere jedoch geschützt und dürfen nur in Ausnahmefällen gejagt werden. Daher gibt es nun wieder mehr Wölfe in Österreich. Das ist gut, denn die Tiere tragen zur Artenvielfalt bei und übernehmen im Wald eine wichtige Funktion. Sie erlegen zum Beispiel kranke Wildtiere und sorgen dafür, dass es nicht zu viele Rehe und Hirsche gibt. Die Rückkehr der Wölfe bedeutet aber auch, dass Bauern ihre Schafe nun wieder besser schützen müssen.

2022 gab es Nachwuchs bei den Arktischen Wölfen im Tiergarten Schönbrunn. Ein Wolfspaar mit Jungen nennt man ein Rudel.
Foto: APA/DANIEL ZUPANC

So leben Wölfe wirklich

Wölfe sind in ganz Europa, Asien und in Nordamerika verbreitet. Dass sie wie große Hunde aussehen, ist kein Zufall. Denn unsere Hunde stammen von Wölfen ab! Forscherinnen und Forscher vermuten, dass Menschen vor einigen Zehntausend Jahren begonnen haben, gemeinsam mit Wölfen zu jagen. Und aus dieser Zusammenarbeit gingen die Haushunde hervor. Wölfe waren also früher wichtig für den Menschen. Es gibt auch tatsächlich einige Dinge, in denen sich Wolf und Mensch ähneln. Zum Beispiel beim Zusammenleben. Viele Menschen leben in Familien zusammen mit Eltern und Kindern. Auch Wölfe tun das. Bekommt ein Wolfspaar Nachwuchs, nennt man das ein Rudel. Im Frühjahr bekommen Wölfe meist vier bis sechs Welpen. Sie werden in einer Höhle geboren und bleiben etwa drei bis vier Jahre bei ihrer Familie. Die älteren Geschwister helfen ihren Eltern bei der Aufzucht der Kleinen. Auch bei Menschen passen ältere Kinder oft auf ihre Geschwister auf.

Besonders charakteristisch für Wölfe ist das Heulen. Das ist ihre Art, sich untereinander zu verständigen. Zum Beispiel wenn sie im Rudel auf die Jagd gehen oder sich vor Gefahren warnen wollen. Dabei legen sie ihren Kopf in den Nacken und strecken die Schnauze in die Luft. Früher dachte man daher, dass sie den Mond anheulen. Das tun sie natürlich nicht. In Österreich leben derzeit sieben Wolfsrudel. Normalerweise sind Wölfe sehr scheu. Trifft man im Wald trotzdem mal auf ein Tier, sollte man sich ruhig verhalten. Nähert sich der Wolf, sollte man versuchen, ihn durch lautes Reden oder Klatschen zu vertreiben. Wer mehr über Wölfe erfahren will, kann das Wolfforschungszentrum im Wildpark Ernstbrunn in Niederösterreich besuchen. (Birgit Riegler, 19.3.2023)