Es ist einige Zeit her, dass Markus Pink transfermarkt.at gegoogelt hat. Dem 32-jährigen Kärntner ist ziemlich egal, welchen Wert er hat, alles nur Spekulation. Es sind übrigens 700.000 Euro, ein Schnäppchen für den Führenden in der Torschützenliste der österreichischen Fußballbundesliga. "Soll sein", sagt er dem STANDARD.

15-mal hat er in dieser Saison für Austria Klagenfurt genetzt, der 33-jährige Rapidler Guido Burgstaller ist mit 13 Treffern Zweiter. Dass zwei ältere Semester den jungen Rest vorerst auf Distanz halten, sei, sagt Pink, "vielleicht Zufall. Aber bei uns beiden passt das Paket. Ich fühle mich wohl, darum rennt es, das spiegelt sich in Toren wider." Pink hat gelernt, bodenständig zu sein, niemals aufzugeben. "Es heißt, Mittelstürmer sind eigenwillig. Damit kann ich nicht dienen, Sie müssen nur bei der Mannschaft nachfragen. Ist einer besser positioniert, lege ich den Ball selbstverständlich quer. Von mir kann man alles haben." Was im Leben zählt? "Neben Gesundheit und Familie ein ehrlicher Umgang miteinander."

Pinks Karriere war von Rückschlägen geprägt. Es lief einiges unrund, ein permanenter Kampf, mitunter war das Ende näher als der Anfang. "Das Fußballgeschäft bringt eben viele Überraschungen."

Markus Pink in Aktion, Dynamik pur. In 81 Ligaspielen hat er für Austria Klagenfurt bereits 45 Tore erzielt.
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Als Bub kickte er beim FC Ochsendorf, 2005 wechselte er zum FC Kärnten, der bald Austria Kärnten hieß. Sein Debüt in der Bundesliga gab er am 5. April 2009 gegen Rapid (2:4), im Jahr darauf ging der Verein in Konkurs. Pink machte in der Regionalliga weiter. Als wäre das nicht eine Gemeinheit an sich, kam es schlimmer. 2011 diente er in der Landesliga dem ASKÖ Köttmannsdorf. Da ein Mittelstürmer aber auch essen muss und sich Dinge einfach ergeben, wurde er in Klagenfurt Autoverkäufer. "Ich war nicht schlecht, jedenfalls war mein Chef zufrieden." Bis zu zwölf Autos hat Pink verkauft. Pro Monat. Und dann hat sich Alfred Tatar gemeldet. Nicht weil er einen günstigen Neuwagen benötigte, sondern weil er Vienna-Trainer war. Es war Sommer 2012.

Zwölf Monate später ging Pink mit Tatar zum SV Mattersburg. Es folgten fünf schöne Jahre, der Ex-Köttmannsdorfer wurde Schützenkönig in der zweiten Liga und der Verein wieder erstklassig. Mattersburg ist mittlerweile von der Fußballlandkarte verschwunden. "Es ist nicht so, dass ich Insolvenzen anziehe. Ich war bei vielen Krisenklubs tätig, das hinterlässt ganz sicher Spuren." Im Burgenland hat er seine Frau kennengelernt, sie haben zwei Söhne. Von 2018 bis Jänner 2020 setzte sich Pink bei Sturm Graz eher nicht durch, die knapp sechs Monate bei der Admira "waren vielleicht ein Fehler". Im Sommer 2020 schloss sich der Kreis, Pink kehrte zur Austria Klagenfurt zurück und geriet auf die Überholspur.

Trainer Peter Pacult setzt voll auf seinen Goalgetter.
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Das lag und liegt auch an Trainer Peter Pacult. Der 63-jährige Wiener gilt als schwierig, Pink hat die gegenteilige Erfahrung gemacht. "Er ist authentisch, sagt was und steht dazu. Da gibt es kein Hintenherum. Er hat ein G’spür für Spieler."

Am Sonntag gastieren die Klagenfurter in der letzten Runde des Grunddurchgangs bei der Austria Lustenau. Es müssten zwölf Teufel erwachen, damit sich die Meistergruppe nicht ausgeht. Kapitän Pink sagt: "Es liegt an uns. Jeder fühlt sich hier gut aufgehoben, jeder kann befreit aufspielen. Das Gefüge passt, es ist etwas Spezielles. Das haben wir uns erarbeitet."

Keine Skandale

Pink, der den Franzosen Thierry Henry als Vorbild nennt ("Bei ihm gab es nie Skandale"), hat die Sonnen- und Schattenseiten kennengelernt. "Bist du erfolgreich, dann scheint die Sonne, du hast Emotionen, fühlst dich gut. Und du hast mehr Freizeit als andere Berufsgruppen." In der Finsternis, also bei Niederlagen in Serie, "ist alles schlecht. Es beschäftigt dich 24 Stunden. Und du kannst nicht beim Chef einen Urlaub anmelden."

Pacult sagt über Pink: "Obwohl er schon 32 ist, ist er für mich nicht 32. Er hat ein paar Jährchen aufzuholen." Pink hat das vor. "Solange mein Körper hält, mache ich weiter. Es schaut gut aus. Ich will meine Karriere irgendwann selbst beenden dürfen." Im Sommer läuft sein Vertrag aus, es ist alles offen, Autoverkäufer ist aber keine Option. Mit einem Anruf von Teamchef Ralf Rangnick rechnet Markus Pink nicht mehr. "Zu spät, das hätte Vorgänger Franco Foda machen müssen." Schützenkönig zu werden wäre etwas Spezielles. "Diesen Pokal würde ich mir lange anschauen. Aber der Weg ist weit." (Christian Hackl, 18.3.2023)