Es wird ernst. Am Freitag startet Österreichs Fußball-Nationalteam in die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. Teamchef Ralf Rangnick will in Linz zwei Pflichtsiege gegen Aserbaidschan und Estland (27. März) einfahren.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Solche vermeintlichen Pflichtsiege sind nicht so selbstverständlich. Manche waren harte Arbeit. DER STANDARD blickt darauf zurück, wie Österreich in den vergangenen 25 Jahren jeweils in die EM-Qualifikation gestartet ist. Von Fehlstarts, legendären Duellen mit Zlatan Ibrahimovic, einem Spektakel in Belgien bis zu starken Niederländern war alles dabei.

Anmerkung: Grundsätzlich wurde das jeweils erste Länderspiel-Doppel der jeweiligen EM-Qualifikation herangezogen. War Österreich an einem der Tage spielfrei, wurde das nächste Doppel auch noch berücksichtigt.

Quali für EM 2021: Der kapitale Fehlstart

21.3.2019: 0:1 gegen Polen (h), 24.3.2019: 2:4 gegen Israel (a)

Nach ergebnistechnisch erfreulichen Freundschaftsspielen und Platz zwei in der Nations League hinter Bosnien-Herzegowina wurde es mit der EM-Quali erstmals richtig ernst für ÖFB-Teamchef Franco Foda. Und der Start wurde gründlich versemmelt. Milan-Stürmer Krzysztof Piatek erzielte das polnische Goldtor in Wien. Marko Arnautovic sprach danach von einer "unverdienten Niederlage".

Drei Tage später folgte in Haifa eine Blamage. Trotz früher Führung (8.) fiel Österreich zusehends auseinander. Eran Zahavi tobte sich mit einem Triplepack (34., 45., 55.) aus. Der israelische Teamchef damals: Andreas Herzog.

Aber, Fehlstart hin oder her: Am Ende qualifizierte sich das ÖFB-Team trotzdem noch als Gruppenzweiter hinter Polen souverän für die EM.

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Quali für EM 2016: Wer hätte das gedacht

8.9.2014: 1:1 gegen Schweden (1:1), 9.10.2014: 2:1 gegen Moldau (a), 12.10.2014: 1:0 gegen Montenegro (h)

In der WM-Quali zuvor brach Schweden den Österreichern im finalen Showdown in Solna noch das Herz. Nun also kam es zum Wiedersehen. Marcel Kollers ÖFB-Elf dominierte den Auftakt in Wien, die Gäste agierten vorsichtiger. Die Folge: ein 1:1 – und ein legendäres Duell zwischen Rubin Okotie und Zlatan Ibrahimovic. Der Schwede schien mit der engen Manndeckung des Österreichers bei einem Eckball nicht einverstanden.

In Moldau mussten zwei Standards herhalten: David Alaba traf per Elfer (12.), Marc Janko nach einer Ecke (51.). Letzterer sah in der Schlussphase Rot, ehe Eugeniu Sidorenco in der Nachspielzeit aus fünf Metern über das Tor schoss. Durchatmen. Der Pflichtsieg wurde eingefahren. Drei Tage später folgten dank Rubin Okoties Goldtor (24.) die ersten Big Points gegen Montenegro.

Damals hätte wohl niemand gedacht, dass das Unentschieden gegen Schweden der einzige ÖFB-Punktverlust in der Quali bleiben sollte.

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Quali für EM 2012: "Das ist Fußball für Österreich!"

7.9.2010: 2:0 gegen Kasachstan (h), 8.10.2010: 3:0 gegen Aserbaidschan (h), 12.10.2010: 4:4 gegen Belgien (a)

Aller Anfang ist schwer, auch damals in Salzburg gegen Kasachstan: Roland Linz (91.) und Joker Erwin Hoffer (92.) erlösten Österreich in der Nachspielzeit. Gegen Aserbaidschan traf Didi Constantinis Elf früher (3.). Marko Arnautovic erzielte seine ersten beiden Länderspieltreffer (53., 92.). Geglänzt wurde nicht, aber der nächste Pflichtsieg eingefahren. Damals nicht selbstverständlich: Erstmals seit März 2005 (2:0 und 1:0 in der WM-Quali jeweils gegen Wales) gelangen zwei Pflichtspiel-Erfolge en suite.

In Brüssel folgte ein legendäres Spektakel. Rückstand, zweimalige Führung (Schiemer!), Rot für Paul Scharner. Belgien dreht das Spiel in der Schlussphase (87., 90.). Ernüchterung – ehe Martin Harnik in der 93. Minute doch noch ausglich. Stefan Maierhofer lieferte die beste Zusammenfassung: "Das ist Fußball für Österreich." Die EM-Quali aber leider nicht. Am Ende gab's Platz vier in Gruppe A.

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Quali für EM 2008: Österreich war als Gastgeber fix qualifiziert.

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Quali für EM 2004: "Die Zuschauer haben das Recht zu pfeifen"

7.9.2002: 2:0 gegen Moldau (h), 12.10.2002: 2:0 gegen Belarus (a), 16.10.2002: 0:3 gegen Niederlande (h)

Definiere Arbeitssieg: Andreas Herzog verwandelte in seinem 97. Länderspiel zwei Elfmeter gegen Moldau. ÖFB-Teamchef Hans Krankl sagte danach: "Die Zuschauer haben viel Geld für den Eintritt gezahlt. Sie haben daher das Recht zu pfeifen. Als Zuschauer wäre ich auch nicht mit der zweiten Hälfte zufrieden gewesen. Ob ich allerdings gepfiffen hätte, weiß ich nicht."

In Minsk wähnte sich Krankl als "Außenseiter", gewann aber trotzdem. Joker Muhammet Akagündüz traf bei seinem ÖFB-Debüt in der 89. Minute zum 2:0-Endstand. Gegen Oranje war dann nichts zu holen. Nach 30 Minuten stand es 0:3. "Die Holländer spielen in einer anderen Liga", sagte Krankl. Weil das auf Tschechien in Gruppe 3 ebenfalls zutraf, musste Österreich bei der EM zuschauen.

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Quali für EM 2000: Sieben Punkte, dann der Horror

5.9.1998: 1:1 gegen Israel (h), 10.10.1998: 3:0 gegen Zypern (a), 14.10.1998: 4:1 gegen San Marino (a)

Der erhoffte Heimsieg gegen Israel klappte trotz Hannes Reinmayrs frühen Tores (7.) nicht. Den Pflichtsieg in Larnaka fuhr Herbert Prohaskas Elf dann auch dank Harald Cernys Doppelpack (53., 61.) ein. Auch gegen San Marino fielen alle Treffer in der zweiten Halbzeit.

Im nächsten Länderspiel, beim 4:2 in der Schweiz am 10. März 1999, feierte Prohaska sein 50. Spiel als ÖFB-Teamchef. Ende März trat er nach dem 0:9 gegen Spanien zurück. Otto Baric übernahm. Österreich verpasste die EM als Gruppendritter. (Andreas Gstaltmeyr, 24.3.2023)

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