Komponist HK Gruber performte bei seinem "Frankenstein!!"-Konzert im Rahmen des Festivals Imago Dei in Krems.

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Komponist Christian Muthspiel sieht in Niederösterreich die "Schleusen nach rechts gezielt geöffnet".

APA/Schimmer

Krems – Seltsam war die Stimmung bei der freitägigen Eröffnung des Festivals Imago Dei, und ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hatte es wohl vorausgeahnt. Nachdem sie die Koalition mit der FPÖ eingegangen war, blieb sie dem Kremser Festival fern und ließ sich beim Konzert mit Komponist HK Gruber in der Minoritenkirche von Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister vertreten. Selbige blieb schmallippig, würzte ihre Worte gar mit einem Gesprächsangebot, so es später "Diskussionsbedarf" gäbe.

Ob die Ex-Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler Bedarf hatte? In ihrer Laudatio auf HK Gruber konnte ihr Verweis auf die internationale Besetzung des wunderbaren Platypus Ensemble als Warnung vor rechtem Regionalismus gedeutet werden.

Unglaubwürdiges Bekenntnis zur Kultur

Im Publikum saß auch Schriftsteller Robert Menasse, der wie auch HK Gruber jenen Brief unterschrieben hatte, der vor der nunmehrigen Koalition warnte. Menasse wunderte sich später gegenüber dem ORF, "wie eine christliche Partei mit dieser FPÖ ein Arbeitsübereinkommen machen kann". Doron Rabinovici wiederum bezeichnete die niederösterreichischen Blauen als "einen Ausleger der FPÖ, der ja noch rechtsextremer ist, als die Partei sonst schon ist". Wer sich auf diese einlasse, könne "gar keine" Achtung erwarten. Und Regisseurin Ruth Beckermann wiederum sah die ÖVP bewusst in eine Richtung gehen, die sie "als die fast ,bessere‘ FPÖ darstellt".

Auch Komponist Christian Muthspiel war in Krems. Zum STANDARD meinte er: Wer sich mit Politikern verbünde, "die Kindern mit Migrationshintergrund, den übrigens Herr Udo Landbauer als Sohn einer iranischstämmigen Mutter selbst hat, sagt, dass ohne ihre unerwünschte Anwesenheit ,Wien noch Wien‘ wäre", wirke unglaubwürdig, wenn er bekunde, Kultur sei ihm wichtig.

"Pandämonium"

Man lasse sich vom Konzertglanz, etwa im sommerlichen Grafenegg, nicht blenden. "Die Schleusen nach rechts wurden gezielt geöffnet, als Vorbereitung der Schritte auf Bundesebene." Insofern habe HK Grubers aufgeführtes Werk gut zur Lage gepasst, so Muthspiel. "Dass sein Frankenstein!! als Untertitel ,Pandämonium‘ führt, beschreibt das künftige Gruselkabinett im Niederösterreichischen Landhaus."

Gruber selbst musste als brillanter Interpret seines Meisterwerks zur neuen Koalition nichts sagen. Wie er die von ihm vertonten H.-C.-Artmann-Texte teils "giftig" zelebrierte, vermittelte unmissverständliche Botschaften, die auch die Landeshauptfrau bemerkt hätte, wäre sie denn erschienen. (Ljubisa Tosic, 20.3.2023)