In Wien regiert die Austria.

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Es ist nicht so, dass jetzt die Karten völlig neu gemischt werden. Aber ein wenig verändert sich das Blatt dann doch. Der Grunddurchgang der österreichischen Bundesliga ist absolviert, die ersten sechs spielen nun in der Meistergruppe weiter, vorher werden die Punkte halbiert. Nicht nur deshalb reduziert sich der Vorsprung Salzburgs auf Sturm Graz. Sondern auch, weil sich die Salzburger am Sonntag daheim gegen Altach überraschend mit einem 1:1 begnügten, wohingegen Sturm Graz bei WSG Tirol mit 2:0 erfolgreich blieb.

Der Rückstand der Steirer auf den Tabellenführer beträgt drei Punkte, man kann von Schlagdistanz reden. Ziemlich weit dahinter hat sich das Feld der weiteren "Verfolger" zusammengeschoben. Der LASK (2:2 in Hartberg) ist Dritter, die Austria liegt nach dem 2:0 im Derby gleichauf mit Rapid, obwohl sie mit drei Minuspunkten begann. Ebenfalls "oben" ist die Klagenfurter Austria trotz eines 2:4 in Lustenau.

Kontrastprogramm in Favoriten.
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Laut Trainer Zoran Barisic ist Rapid "leiwand". Dem nicht genug, die Mannschaft sei auf dem Weg, "noch leiwander zu werden". Um dies zu bestätigen, bot sich das 338. Wiener Derby förmlich an. Überhaupt nicht leiwand ist die Bilanz der Hütteldorfer gegen die Austria, der letzte Sieg stammt vom September 2019, ein 3:1 in der Generali Arena.

Rapid hatte am Sonntagnachmittag überhaupt keinen Druck, der Platz in der Meistergruppe ist fix, also konnte der Stress Gastgeber Austria überlassen werden. Vor 15.200 Zuschauern, die Hütte war ausverkauft.

Eine Premiere für Wimmer

So schlimm und hoffnungslos war die Lage der Veilchen aber auch wieder nicht, man konnte schließlich mit fremder Schützenhilfe liebäugeln, was man aber nicht tun soll, denn es ist auch im Fußball klüger, die Dinge selbst zu regeln. Für Trainer Michael Wimmer war es die Derby-Premiere, der Deutsche freute sich sehr darauf, diese Einstellung ist so ehrenwert wie alternativlos.

Sportdirektor Manuel Ortlechner warnte die Spieler, nicht zu emotional "an das Thema heranzugehen". Selbstverständlich hat man sich über den Verlauf der Partien zwischen WSG Tirol und Sturm Graz sowie Austria Lustenau und Austria Klagenfurt informiert, um im Notfall spontane Änderungen vorzunehmen. Barisic waren die Zwischenstände völlig wurscht, er ordnete einen inneren Druck an. "Weil wir unbedingt gewinnen wollen. Ich hoffe, dass die Jungs zur ganzen Anspannung auch eine gewisse Lockerheit mitbringen."

Ein Feuerwerk in der Generali-Arena.
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Die Partie war intensiv, die Austria suchte und fand die Zweikämpfe. Die erste Chance hatte Rapid. 14. Minute: Guido Burgstaller setzt Ante Bajic ein, dessen Schuss pariert Christian Früchtl. Die Austria erspielte sich Vorteile – Menschen, die das Ästhetische am Fußball schätzen, mussten sich gedulden oder auf ein anderes Match hoffen.

Rassig war es aber, ein typisches Derby eben. 23. Minute, doch noch ein Leckerbissen: Der Volley des Austrianers Matthias Braunöder aus rund 20 Metern ist brillant, die Parade von Niklas Hedl detto. 40. Minute: Austria macht das 1:0, der Treffer hat etwas von Slapstick. Rapids Denso Kasius berechnet eine Flanke völlig falsch, Austrias Israeli Doron Leidner schnappt sich den Ball, das Zuspiel landet bei Haris Tabakovic. Dessen Schuss reißt so ab, dass er im Tor landet. Tabakovic hat einen Lauf, achtes Saisontor. Danach wurde Rapid zweimal sanft gefährlich. Halbzeitfazit: Die Austria bemüht, mit Akzenten in der Offensive und verdienter Führung. Rapid eher das Gegenteil von leiwand.

Es war nicht so, dass der Gast wie verwandelt aus der Kabine kam, aber Marco Grüll hatte tatsächlich eine gute Ausgleichschance (51.). Worauf die Austria den Ernst der Lage erkannt haben dürfte und zuschlug. 53. Minute: Rapids Abwehr erlaubt sich drei bis fünf Fehler, der perfekte Flachschuss von Leidner in die lange Ecke beschert das 2:0. Rapid musste riskieren, das Scheunentor öffnen, die Austria durfte auf Konter lauern. In der 63. Minute hätte es nach Zweikampf zwischen Aleksa Pejic und Dominik Fitz fast einen Elfer gegeben, aber nur fast, der VAR war Rapid gnädig.

Und so wurde es ein hochverdienter Derbysieg für die Austria. Trainer Wimmer strahlte mit seinen Spielern um die Wette, die Meistergruppe hat man mit einer nicht unbedingt zu erwartenden Souveränität erreicht. Rapid, dies zum Troste, kann immer noch irgendwann einmal leiwand werden. (Christian Hackl, 19.3.2023)

Trainer Michael Wimmer feiert bei seiner Derby-Premiere den Sieg.
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Fußball-Bundesliga (22. Runde):
FK Austria Wien – SK Rapid Wien 2:0 (1:0)
Wien, Generali Arena, 15.200 Zuschauer (ausverkauft), SR Weinberger

Tore:
1:0 (40.) Tabakovic
2:0 (53.) Leidner

Austria: Früchtl – Handl, Mühl, Meisl (86. Baltaxa) – Martins (34. Teigl), Braunöder, Jukic, Leidner (86. Polster) – Fischer, Tabakovic, Fitz (71. Keles)

Rapid: Hedl – Kasius (66. Schick), Querfeld, Sollbauer, Auer – Petrovic (66. Zimmermann), Pejic – Bajic (56. Strunz), Greil, Grüll – Burgstaller

Gelbe Karten: Braunöder bzw. Kasius, Auer