Das Nationalteam darf nicht nach Hütteldorf.

Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Wien – Österreichs Fußball-Nationalteam muss sein wichtiges Heimspiel in der EM-Qualifikation am 20. Juni gegen Schweden entgegen den Bestrebungen von Teamchef Ralf Rangnick im Ernst-Happel-Stadion austragen. Das Allianz Stadion von Rapid stehe wegen im Sommer notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen am Rasen nicht zur Verfügung. Darüber habe der Club den ÖFB informiert, bestätigte der Fußball-Bund am Montag in einer Aussendung.

Der ÖFB hatte von der UEFA für die Spielort-Nennung eine Nachfrist bis Dienstag erhalten, um auch die Möglichkeiten mit Rapid auszuloten. Im 2016 eröffneten Allianz Stadion ist bisher kein Länderspiel über die Bühne gegangen. Anhänger wie Anrainer haben stets Bedenken geäußert, denen der Club gefolgt ist. Rangnick hatte sich zuletzt allerdings für ein Umdenken stark gemacht, zumal dem Deutschen die mangelnde Heimspielatmosphäre im weitläufigen Happel-Oval ein Dorn im Auge ist.

Absagen

Die beiden Auftaktpartien der EM-Quali am Freitag gegen Aserbaidschan und am folgenden Montag gegen Estland gehen in der neuen Raiffeisen Arena in Linz über die Bühne. Nach dem Gastspiel bei Favorit Belgien in Brüssel (17. Juni) könnte das Heimspiel gegen Schweden ein richtungsweisendes sein. Der ÖFB hatte auch bei Salzburg als möglichem Austragungsort dafür vorgefühlt, auch dort handelte man sich wegen der in der Saisonpause notwendigen Rasenpflege eine Absage ein.

Mit Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann führte Bernhard Neuhold, der Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH, Montagmittag ein abschließendes Gespräch. "Wir haben uns verständigt, dass wir im Dialog bleiben", erklärte Neuhold der APA – Austria Presse Agentur. "Was man mitnehmen kann, ist, dass es eine funktionierende Gesprächsbasis gibt. Alle Beteiligten haben signalisiert, dass sie die Diskussion weiterführen wollen."

Zukunft ungewiss

Bei entsprechenden Signalen von Rapid bestehe vom ÖFB nach wie vor großes Interesse, das Stadion als Länderspiel-Standort zu nutzen. Über einen Zeithorizont für eine mögliche ÖFB-Premiere in Hütteldorf wollte Neuhold aber keine Angaben machen. "Es wäre unseriös, sich irgendwelche Fristen zu setzen. Wir werden Rapid Zeit geben, die Themen so zu besprechen, wie es notwendig ist." Zudem wäre "wegen der Belastung des Rasens ein Zeitfenster zu definieren", in dem das Stadion zur Verfügung stehen könnte.

Rapid berichtete in einer Aussendung von "zahlreichen internen Gesprächsrunden zum Thema der Austragung eines ÖFB-Länderspiels am 20. Juni im Allianz Stadion". Die Heimstätte werde neben den Profis aber – wie in Salzburg vom FC Liefering – auch von Rapid II in der 2. Liga genutzt. Im Juni würden daher "zahlreiche Pflege- und Regenerationsmaßnahmen für den Rasen" auf der Agenda stehen, hieß es. Gewinnt Rapid nicht den Cup und muss als Ligafünfter im Europacup-Play-off antreten, könnte das letzte Heimspiel der Saison am 11. Juni auf dem Programm stehen.

Abgeblitzt

Schon vor dem Telefonat zwischen Hofmann und Neuhold hatte die "Kronen Zeitung" einen im Sommer geplanten Umbau der Logen als Grund für Rapids Nein zum Schweden-Spiel angegeben – was sowohl Club als auch ÖFB zurückwiesen. "Ich habe Ralf Rangnick in einem persönlichen Gespräch versichert, dass ich mich auch weiterhin für Heimspiele Österreichs im Allianz Stadion starkmachen werde. Denn unser wichtigstes Team braucht die bestmögliche Unterstützung", zitierte die Zeitung Rapids Präsidiums-Mitglied Michael Tojner.

Den Bau des Allianz Stadions hatte die Stadt Wien mit rund 20 Mio. Euro subventioniert. Länderspiele in Hütteldorf waren in der Vergangenheit aber nicht frei von Nebengeräuschen. Die bisher letzten Partien des ÖFB-Teams im Westen Wiens – 2007 im alten Hanappi-Stadion – waren von Schmähungen für den Ex-Rapidler Andreas Ivanschitz überschattet. Fan-Probleme sollen bei weiteren Versuchen tunlichst vermieden werden. Neuhold: "Es steht immer unter der Prämisse, dass es von Rapid ein breites Commitment gibt." (APA, 20.3.2023)