Bundeskanzler Karl Nehammer will es. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner will es. Die ÖVP will es. Nämlich "Gräben zuschütten". Die Gräben, die entstanden seien zwischen den Pandemiebekämpfern und den sogenannten Maßnahmengegnern.

Ein Mann mit Botschaft bei einer Corona-Demonstration im Jänner 2022 in Wien. Kann die ÖVP Niederösterreich mit ihrer schwarz-blauen Politik die Gräben überwinden, die die Pandemie aufgetan hat?
Foto: Imago Images/Isabelle Ouvrard

Das ist schön, das ist großmütig, das ist vielleicht sogar christlich (die ÖVP ist offiziell eine christliche Partei). Es wird nur nicht funktionieren.

Jene, die sich aus einem diffusen Gefühl des Unbehagens nicht impfen ließen, die sich durch Maskentragen und Lockdowns beschwert fühlen, die aber keine rabiaten Corona-Leugner sind – werden sich die beschwichtigen lassen? Von einem 30-Millionen-Fonds, aus dem Leute bezahlt werden sollen, die behaupten, irgendwie durch die Corona-Maßnahmen geschädigt worden zu sein? Oder werden wieder glücklich alle ÖVP wählen, weil fürs Impfen in Niederösterreich nicht mehr geworben werden darf? Was im Übrigen an Amtsmissbrauch grenzt: Über essenzielle Gesundheitsmaßnahmen darf nicht mehr informiert werden?

Aber der Punkt ist, dass das Einknicken der ÖVP die rabiaten, durchgeknallten, wissenschaftsfeindlichen "Impfen tötet"-Schreier, die Corona-Leugner und letztlich die FPÖ, die sich zum Anwalt dieser nicht wenigen Zeitgenossen gemacht hat, nicht beschwichtigen wird. Es wird sie im Gegenteil zu noch frecheren Forderungen ermutigen. Die ÖVP kann den Graben zu denen nur zuschütten, indem sie sich selbst hineinlegt. (Hans Rauscher, 20.3.2023)