Er beweist ein gutes Händchen für Schumann und Ligeti: Daniel Harding.

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Wien – Souverän bei zeitgenössischen Klängen, dabei auch jederzeit kompetent im klassisch-romantischen bis hin zum etabliert-modernen Kernrepertoire; gleichzeitig aber auch offen für Gängiges und sogar Selteneres: Der erste von zwei Gastspiel-Abenden mit dem Swedish Radio Symphony Orchestra zeigte exemplarisch und beispielhaft den vielseitigen Umgang mit dem reichen Orchesterrepertoire. Einen Umgang, den man hierzulande vor allem vom ORF-RSO Wien kennt.

Konkret: Robert Schumanns Violinkonzert hat eine problembehaftete Geschichte, galt es doch teils als letzte Orchesterkomposition gleichsam als das "Werk eines Wahnsinnigen" und wurde dann wegen seiner späten Uraufführung im Rahmen einer Veranstaltung der Nationalsozialisten mit einem weiteren, weitaus dunkleren Schatten beladen.

Ausdrucksstark trauern

Der deutsche Geiger Christian Tetzlaff hat selbst an einer Neuausgabe des Stücks mitgewirkt, und er brachte es im Wiener Musikverein mit voller Überzeugung als das über die Rampe, was es eigentlich ist: ein Meisterwerk von hochvirtuosem Anspruch und vom Stil her eine Verbindung neobarocker Mittel und den damals, im 19. Jahrhundert, modernsten Ausdrucksmöglichkeiten.

Christian Tetzlaff meisterte es – trotz einer kleinen Konzentrationsschwäche im dritten Satz – technisch fulminant und mit emotionaler Verve, während das Orchester jederzeit – geleitet vom britischen Dirigenten Daniel Harding – auf Augenhöhe mitmusizierte. Auch in Jean Sibelius’ vierter Symphonie spielte das Orchester sehr gepflegt und trauerte gleichsam ausdrucksstark.

Mikroskopische Flächen

Besonders beeindruckend war aber György Ligetis Klassiker Atmosphères. Auch wenn bei ein, zwei Einsätzen Daniel Hardings die letzte Präzision fehlen mochte, zelebrierte der Chefdirigent der Schweden mit seinen Musikerinnen und Musikerinnen berückende Sphärenklänge und mikroskopisch minutiöse Klangflächen. Das Publikum lauschte gebannt und konzentriert – allein daraus sprach stille Anerkennung. (Daniel Ender, 21.3.2023)