Feuerwehrleute bekämpfen im Juni 2022 einen Waldbrand im Norden Spaniens.

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Nach vielen Jahren Arbeit legte der Weltklimarat (kurz IPCC) am Montag seinen neuen Lagebericht zur Klimakrise vor. Er liefert die umfassendste und fundierteste Metastudie zum gesammelten Wissen der Klimaforschung. Sie zeigt, wie wir den Klimawandel verursachen, in welche Zukunft wir steuern – und was wir tun können, um die weitere Erhitzung zu stoppen.

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Dazu sagt der Bericht klar: Die Menschheit heizt den Planeten auf. Bisher stehen wir bei einem Plus von 1,1 Grad seit Beginn der Industriellen Revolution – und steuern in eine sehr viel heißere Zukunft. Mit der derzeit weltweit umgesetzten Klimapolitik würde die Welt bei einem Plus von rund 3,2 Grad landen, mit fatalen Folgen für Menschheit und Natur. Auch der Hauptgrund für die Erhitzung ist eindeutig: die Verbrennung fossiler Brennstoffe.

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Damit die Welt hingegen bis 2050 klimaneutral werden kann, müssen bis 2035 knapp zwei Drittel weniger Treibhausgase ausgestoßen werden – eine enorme Menge in einem kleinen Zeitfenster.

Ebendieses Ziel hat sich die EU gesteckt und will noch dieses Jahr neue Klimaziele bei der Uno einreichen. Zuerst müssen allerdings alle klimapolitischen Verhandlungen abschlossen werden, die noch laufen – jene zur Zukunft des Autos mit Verbrennungsmotor oder zu neuen Regeln für mehr Energieeffizienz zum Beispiel. "Die Politik steht heute vor schwierigen Entscheidungen, aber jeder Bruchteil eines Grades zählt, jeder Schritt macht einen Unterschied", so Kommissionspräsident Frans Timmermans in einer Reaktion auf den Bericht des Weltklimarats. Mit Blick auf die diesjährige Klimakonferenz COP28 fordert Timmermans alle Staaten auf, ihre Klimaziele nachzubessern, den Emissionspeak für 2025 zu vereinbaren und fossile Brennstoffe auslaufen zu lassen.

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Die Erderhitzung wird Lebensräume auf der ganzen Welt komplett verändern. Vor allem um den Äquator steigt mit jedem weiteren Grad das Risiko für Arten auszusterben. Arten, die das können, werden sich neue Lebensräume suchen – und dort wiederum andere Arten verdrängen. Die Verschiebungen gehen Hand und Hand mit der Ausbreitung neuer Krankheiten sowie vielerorts mit enormen Schwierigkeiten für die Landwirtschaft.

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Auch Lösungen präsentiert der Weltklimarat. "Wir haben bereits all das Wissen, das wir brauchen. Alle Werkzeuge, die wir brauchen. Wir müssen sie nur einsetzen", sagte dazu die Klimawissenschafterin Friederike Otto bei der Präsentation des Berichts. Es sei nicht nötig, auf neue Erfindungen zu warten.

Wie Regierungen die verschiedenen Lösungen genau einsetzen sollen, gibt der Weltklimarat nicht vor. Mögliche Pfade, die in die Klimaneutralität führen, gibt es mehrere – sie sind nur unterschiedlich teuer.

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Hoffnungsschwere Innovationen, wie CO2 wieder aus der Luft zu fangen, listet der Weltklimarat zwar auch als einen Baustein in seiner Liste an Lösungen, aber sie kosten sehr viel – und können allein auch nicht ausreichend beitragen. Das Einsparpotenzial der CO2-Abscheidung und -Speicherung bewertet der IPCC als sehr viel niedriger als jenes von erneuerbaren Energien.

So bleibt die Botschaft: Es müssen so viele Schritte wie möglich gleichzeitig gesetzt werden, um die Erhitzung abzubremsen. Der Ausbau erneuerbarer Energien, die Gebäudesanierung und die Umstellung des Verkehrssystems zählen zu den wichtigsten Schrauben. (Alicia Prager, 21.3.2023)