Experten gehen davon aus, dass bis zu ein Drittel der 120.000 Stellen der fusionierten Großbank wegfallen könnte.

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Die Übernahme der Credit Suisse verwandelt die UBS in ein Megainstitut. Ihre Bilanzsumme beträgt künftig mit 1,7 Billionen Dollar mehr als das Doppelte des Schweizer Bruttoinlandsprodukts. Das ruft auch die Ratingagenturen auf den Plan. Die Transaktion bringe bedeutende finanzielle und kulturelle Integrationsherausforderungen mit sich, heißt es. Moody’s und Standard & Poor’s haben den Ausblick für Verbindlichkeiten der UBS gesenkt. Das langfristige Einlagenrating und das Rating für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten lauten neu "negativ" nach "stabil", wie Moody’s in der Nacht auf Dienstag mitteilte.

Unverändert bleiben hingegen das Rating (A3) für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten und das Rating (Aa2) für langfristige Einlagen. Auch Standard & Poor’s nahm den Ausblick für UBS von "stabil" auf "negativ" zurück.

Für die UBS ist die Credit Suisse jedenfalls ein Schnäppchen. Banker, Kunden und Investoren erzürnen die bekannt werdenden Bedingungen für die Übernahme, berichtet das Handelsblatt. Drei Milliarden Franken zahlt die UBS bekanntlich für den einstigen Konkurrenten, dabei wurde allein das Schweiz-Geschäft der Credit Suisse von Analysten auf bis zu zehn Milliarden Franken geschätzt.

Papiere plötzlich wertlos

Investoren ärgern sich zudem darüber, dass die Schweizer Finanzaufsicht Finma die AT1-Anleihen (die dem Eigenkapital der Bank zugerechnet werden) für wertlos erklärt hat. Die Papiere werden im Zuge der Fusion von 16 Milliarden Franken (16 Mrd. Euro) auf null abgeschrieben. Die Inhaber dieser Anleihen gehen also leer aus.

Das könnte auch ein juristisches Nachspiel haben. Anwälte aus der Schweiz, den USA und Großbritannien sprechen mit einer Reihe von Anleihe-Inhabern über mögliche rechtliche Schritte, wie die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan mitteilte. Fonds, die von Lazard Freres Gestion, Pimco und GAM Investments verwaltet werden, gehörten Ende Februar zu den am stärksten in AT1-Anleihen der Credit Suisse engagierten Portfolios. Durch die Abschreibung der AT1-Schuldtitel verliert allein der Anleiheverwalter Pimco einem Insider zufolge rund 340 Millionen Dollar.

Kritik wird aber auch am Gebaren der Credit Suisse laut. Das Management hatte den Mitarbeitern nach der Notrettung per internes Schreiben zugesagt, dass anstehende Gehaltserhöhungen und Bonuszahlungen noch erfolgen. Zumindest für das Management dürften diese Zahlungen aber nicht mehr fließen. Hier werde es Maßnahmen geben, sagte die Schweizer Finanzministerin Karin Keller-Sutter.

Die Schweizer Regierung teilte am Dienstagnachmittag mit: "Der Bundesrat hat zur Kenntnis genommen, dass das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) mittels Verfügung an die Credit Suisse gewisse variable Vergütungen an ihre Mitarbeitenden vorläufig sistiert." Dies betreffe bereits zugesicherte, aber aufgeschobene Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 wie etwa Aktienansprüche. Die Regierung will zudem weitere Maßnahmen zu den variablen Vergütungen für die Geschäftsjahre bis 2022 und darüber hinaus prüfen.

Boni und Job-Kahlschlag

Die Bonus-Zahlungen der Credit Suisse stehen seit Jahren in der Kritik. Laut Berechnungen des Tages-Anzeiger machte die Bank in den vergangenen zehn Jahren insgesamt mehr als drei Milliarden Franken Verlust. Im selben Zeitraum bezahlte sie aber 32 Milliarden Franken Boni an Top-Manager. Eine Milliarde Franken soll heuer fließen, der Großteil sei bereits ausbezahlt.

Kolportiert worden ist bereits ein Job-Kahlschlag. Experten gehen davon aus, dass bis zu ein Drittel der 120.000 Stellen der fusionierten Großbank wegfallen könnte. Vor allem in der Schweiz gebe es viele Überschneidungen zwischen den Instituten. Der Bankenpersonalverband fordert einen Rettungsschirm für das Credit-Suisse-Personal. Gefordert wird, dass bis Jahresende keine Kündigungen ausgesprochen werden. Viele Mitarbeiter sorgen aber schon vor. Credit-Suisse-Banker überfluten Headhunter weltweit bereits mit Anrufen. (Bettina Pfluger, 21.3.2023)