Nikolaus Kowall war Dienstagabend Gast bei Susanne Schnabl im ORF-"Report".

Foto: screenshot, tvthek.orf.at

Die Sekunden der Wahrheit passierten ziemlich am Beginn des "Report"-Interviews mit dem nunmehr dritten Kandidaten für den SPÖ-Vorsitz, dem bis dato als Parteirebell bekannten Nikolaus Kowall. Konkret, nachdem der 40-jährige Wirtschaftswissenschafter von den Abfuhren erzählt hatte, die er in den Tagen davor von Parteiprominenten bekommen hat.

Auf seine Frage, ob vielleicht sie bereit wären, die personelle Auswahl für den Chefposten über den Zweierclinch Pamela Rendi-Wagners mit Hans Peter Doskozil hinaus zu diversifizieren, hätten alle abgewinkt, schilderte er.

ORF

"Verzwickte Situation"

"Was heißt das für die SPÖ? Niemand will sich den Job antun, die SPÖ zu führen", fragte daraufhin folgerichtig Moderatorin Susanne Schnabl. Da hielt Kowall inne und seufzte tief, blickte kurz zu Boden und sagte dann: "Es gibt einfach niemand, der in dieser verzwickten Situation es riskieren möchte, sich vielleicht nachhaltig zu beschädigen."

Bumm, da lag sie denn auf dem Moderationstisch, die traurige Message, dass innerhalb der österreichischen Sozialdemokratie nach wie vor Taktieren und sich Verschanzen dominieren. In einem ungesunden Ausmaß, welches die Chancen verringert, dass die SPÖ zeitnah eine starke Alternative zu türkis-schwarzen Ausländerabwehrmaßnahmen und schwarz-blauem Anti-Impf-Provinzialismus darstellen könnte.

Rhetorisch geschickt

Dass sich diese Blockade in Furcht vor politischer "Beschädigung" äußert, spricht nicht für Zivilcourage der abwinkenden Personen. Dass Kowall das Problem offen anspricht, könnte helfen. Immerhin tat er es rhetorisch geschickt und nachvollziehbar. Angesichts dessen, wie Politik in Österreich derzeit läuft, ist das schon viel. (Irene Brickner, 22.3.2023)