Michael Tillian soll Geschäftsführer der "Krone" werden. Das kann als Kampfansage der Funke-Gruppe an die Dichands gewertet werden.

Foto: Robert Newald

Wien – Der kolportierte Kandidat für die "Krone"-Geschäftsführung dürfte im Verlagsturm an der Wiener Muthgasse als neue Kampfansage der deutschen Funke-Gruppe und ihres Mitgesellschafters René Benko gesehen werden. In Essen bei Funke dürfte man eine Entsendung von Michael Tillian ins Management des Zeitungsriesen und wohl auch des Verlagskonzerns Mediaprint eher als Gegenschlag einstufen.

Formelle Bestätigungen für den Besetzungsplan, von dem DER STANDARD am Dienstag als erstes Medium berichtete, stehen bisher aus, Dementis ebenso.

Harter Costcutter

Tillian betont in seiner Eigendarstellung seinen Digitalfokus, etwa seit 2019 als Geschäftsführer der "Freien Presse" in Sachsen, davor als Co-Geschäftsführer der Russmedia-Investmentgesellschaft und als Gesellschafter des Digitalportals "Brutkasten". Als Medienmanager bei verschiedenen Styria-Beteiligungen von "Presse" und "Wirtschaftsblatt" bis RMA erwarb er sich aber über Jahre vor allem einen Ruf als harter Costcutter, Sanierer und Sparer mit nachhaltigen Folgen für seine Betätigungsfelder. Bei der "Krone" soll schon das Drohbild eines "eisernen Besens" von Tillian kursieren.

Rechtsanwalt im "Krone"-Streit

Und Tillian ist Jurist, zwischen seinen Styria-Engagements arbeitete er als Rechtsanwalt bei DLA Piper Weiss Tessbach. Juristische Kenntnis und Erfahrung kann auf dem schwierigen, mit heiklen Rechtsfragen gepflasterten Terrain der "Krone"-Geschäftsführung zwischen den streitenden Gesellschaftern ein überaus praktisches Marschgepäck sein.

Der amtierende "Krone"-Geschäftsführer Gerhard Valeskini, entsandt von der Familie Dichand, die eine Hälfte der "Krone"-Anteile besitzt, und sein scheidender Kollege Christoph Niemöller von der Funke-Gruppe waren in den vergangenen Jahren etwa konfrontiert mit Anträgen auf Abberufung von Christoph Dichand aus verschiedenen "Krone"-Funktionen, erklärt mit Vorwürfen angeblicher Pflichtverletzung und mit der Blockade von Gewinnausschüttungen aus der "Krone" – ein Hebel der Funke-Gruppe gegen die Dichands.

Gewinngarantie

Erst Ende Dezember freilich hat ein Schiedsgericht die Gewinnausschüttung an die Dichands, vertreten von der Wiener Rechtsanwältin Huberta Gheneff, aus dem Geschäftsjahr 2018/19 angeordnet. Solche Schiedsgerichte sehen die Rahmenvereinbarungen für Gesellschafterstreit zwischen Dichands und Funke-Gruppe/Benko vor – die Funke-Gruppe versucht diese Rahmenvereinbarungen seit vielen Jahren zu kündigen, bisher ohne Erfolg. Mit weiteren Anläufen ist wohl zu rechnen.

Zuletzt entschied das Oberlandesgericht Wien allerdings rechtskräftig, dass für Gesellschafterstreit bei der "Krone" tatsächlich Schiedsgerichte und nicht ordentliche Gerichte zuständig sind. Ein weiteres Verfahren ist beim Handelsgericht anhängig; der Richter hat bei der jüngsten Verhandlung wissen lassen, er sehe die Sachlage ähnlich wie das Oberlandesgericht im Parallelverfahren.

Serie von Schiedsklagen

Der ausständige Gewinn aus dem Geschäftsjahr 2018/19 – er dürfte sich mit ordentlicher Verzinsung in der Größenordnung von zehn Millionen Euro oder mehr bewegen – soll inzwischen an die Dichands überwiesen worden sein. Für die nächsten Geschäftsjahre mit ebenso blockierten Gewinnausschüttungen aus der "Krone" soll schon eine Serie weiterer Schiedsklagen eingebracht sein oder kurz davor stehen – für die Geschäftsjahre 2019/20 und 2020/21 und für das Geschäftsjahr 2021/22 – sie enden jeweils zum 30. Juni.

Das Geschäftsjahr 2021/22 soll angesichts gewaltiger Papierpreise beim Auflagenriesen "Krone" und damit auch im gemeinsamen Verlag mit dem "Kurier", der Mediaprint, sehr schwierig gewesen sein. Wenn die Krone, die 70 Prozent des Mediaprint-Gewinns erhält, nicht genügend abwirft, müssen die Mitgesellschafter Funke/Benko den Dichands ihren garantierten Jahresgewinn überweisen.

Kampfansage an Dichands

Mit Verzicht auf garantierte Millionengewinne war eher nicht zu rechnen. Die Serie von Schiedsklagen auf Auszahlung war also durchaus erwartbar, aber so geballt womöglich doch auch als Signal der Dichands an die Funke-Gruppe und Partner, René Benkos Signa-Gruppe, gedacht, die seit Jahrzehnten eher schwierige Beteiligung in Österreich zu überdenken.

Eine Bestellung von Tillian zum "Krone"-Geschäftsführer und zum Mediaprint-Geschäftsführer auf dem Ticket der Funke-Gruppe allerdings deutet eher auf neu formierte Kampfbereitschaft von Funke/Signa hin. (fid, 23.3.2023)