Noch nicht von Luftreinigungsgeräten überzeugt: Martin Polaschek.

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Saubere Luft wäre für die Initiative Gesundes Österreich (IGÖ) die Lösung mehrerer Probleme. Wissenschafterinnen und Forscher, sogenannte IGÖ-Botschafter, versuchen seit einem Jahr, für bessere Luftqualität an Schulen Verbündete in der Politik zu finden. Wie berichtet, stellte die Initiative am Dienstag im Presseclub Concordia Luftreinigungsgeräte vor, die neben einer Reduzierung der Virenlast – und damit der von Fehlstunden oder Krankenständen – auch ein konzentrierteres Arbeiten ermöglichen sollen. Die Kosten pro Klasse liegen bei etwa 1500 Euro.

IGÖ-Botschafterin Kathryn Hoffmann, Ärztin und Long-Covid-Forscherin der Med-Uni Wien, hofft, dass Luft eines Tages so selbstverständlich sein wird wie sauberes Wasser. Als gute Nachricht könnte man den Umstand werten, dass ein Team der TU Graz vom Bildungsministerium Martin Polascheks beauftragt wurde, noch vor dem Sommer CO2-Messungen an 120 Schulen in ganz Österreich zu starten.

Warme Luft

Vor diesem Hintergrund muteten kritische Aussagen des Ministers am Dienstag in der ZiB 13 etwas verwunderlich an. Polaschek meinte,diese produzierten nur "Wärme und Lärm", brauchten "zusätzliche Energie". Lüften sei genauso gut.

DER STANDARD fragte am Mittwoch Reinraumtechniker und IGÖ-Mitgleid Roman Czech, wie heiß und laut denn so ein Gerät werde. Czech antwortete: "Das kommt auf das Produkt an. Die Geräte, die für Schulklassen geeignet sind, sind so laut wie PC-Lüfter oder die Belüftungen von Beamern, also um die 50 Dezibel." Man müsse schon sehr sensibel sein, wenn man das in einem Klassenzimmer als störend empfinde, meint Czech. Die Wärmeentwicklung gleiche der einer alten Glühbirne, also 50 bis 90 Watt. "Das kann nicht wirklich das Problem sein, außer es versucht jemand, diese Geräte unbedingt schlechtzumachen", betont Czech.

Die IGÖ hatte schon zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass laufende CO2-Messungen an Schulen gezeigt hätten, dass Stoßlüften alle 15 Minuten nötig wäre, um die Luft in einem Klassenzimmer voller Kinder oder Jugendlicher halbwegs gesund zu halten.

Projektleiterin und Projektleiter Christina Hopfe und Robert McLeod von der TU Graz unter von ihnen installierten und getesteten Abluftanlagen in einer Schule in Graz.
Foto: Lunghammer

Wo CO2-Werte hoch sind, kann durch die ausgeatmete Luft auch die Virenlast höher sein. Eine der Projektleiterinnen der Studie der TU Graz ist die Leiterin des Instituts für Bauphysik, Gebäudetechnik und Hochbau der TU Graz, Christina Johanna Hopfe. Sie erklärte dem STANDARD die Hintergründe zu ihrer Studie: Es gebe für Innenräume Grenzwerte, die vorgeschrieben sind. Bis zu 1000 ppm (parts per million) Kohlendioxid in der Raumluft sind unbedenklich.

Fahren ohne Tacho

Jedoch "tappen wir im Dunkeln, wenn wir nicht messen, das ist, wie wenn man zwar nicht über 120 Stundenkilometer fahren darf, aber keinen Tacho hat", sagt Hopfe. Man wolle auch die Luft in Klassen mit und ohne Filter vergleichen.

Nicht nur Unternehmen setzen vermehrt auf Filtergeräte, auch im Bundeskanzleramt von Karl Nehammer (ÖVP) stehen solche Geräte. Jedoch nicht im Bildungsministerium, wie Polascheks Sprecher bestätigte.

(Colette M. Schmidt, 23.3.2023)