Peter Hörmanseder und Robert Stachel führen in "Spin!" eindrucksvoll vor, von welchen Honks diese Welt regiert wird.

Foto: Maschek

Die Kunst, entlarvenden Bewegtbildern durch eine alternative Tonspur noch mehr verborgene Wahrheit abzuringen, ist eine, die die "Drüberreder" Maschek nach einem Vierteljahrhundert ihres Wirkens zur Höchstform perfektioniert haben. Da muss das Drübergeredete mit den Bewegungen der jeweiligen Pappalatur gar nicht immer hundertprozentig zusammenpassen, entscheidend sind Pointe und Botschaft – und die sitzen auch im neuen Bühnenprogramm "Spin! Wie man dreht und wendet" wie ein gut gebügelter Politikeranzug.

Apropos Bügeln: Man wird später im Programm Pamela Rendi-Wagner und Hans Peter Doskozil bei einem Wettbewerb in ebendieser Disziplin in einem burgenländischen Bierzelt bestaunen können. Nur hat man zu diesem Zeitpunkt bereits dermaßen viele aberwitzige Dinge gesehen, die einen schier ungläubig darüber machen, von welchen Honks diese Welt regiert wird, dass einem der SPÖ-Führungskampf im Bügeleisenstemmen schon fast normal vorkommt.

Vorgeführter Geschlechterkontrast

"Spin!" ist ein Programm, das seine entlarvende Energie aus dem Geschlechterkontrast zieht. In den ersten 20 Minuten im Wiener Rabenhof lassen die Stimmenimitatoren Robert Stachel und Peter Hörmanseder ausschließlich weibliches Politpersonal auftreten, beginnend mit dem unanstößigsten: Angela Merkel, die Maschek zuletzt mit einem eigens ihr gewidmeten Programm in den Unruhestand begleitet haben. Hier sieht man ihr nun beim Sich-Langweilen zu und beim Neidigsein auf die Uschi von der Leyen, die in Brüssel weiterhin mächtige Hände schütteln und ihrer Neigung als Landesflaggenfetischistin nachgehen darf.

Mit Johanna Mikl-Leitner, die bei einer I-zag-eich-mei-Büro-Story bekundet, dass sie sich beim Ehegatten ("mei Mau, da Mikl") immer wieder einmal von der Zwillingsschwester vertreten lässt und jetzt eine Drillingsschwester für den Landbauer Udo brauchen könnte, dreht der Spin langsam dahin, worauf uns Maschek diesmal hinweisen wollen: wie weit Politiker aller Herren und Frauen Länder die Hosen herunterlassen, wenn dabei nur genügend populistisch verwertbare Bilder entstehen. Vielleicht hat auch deswegen Jane Goodall als Primaten-Mutti einen Galaauftritt, denn das restliche Programm widmen Maschek der geballten Blödheit des männlichen Politetats, wo es offenbar dazugehört, sich in Permanenz zum Affen zu machen.

Wir sehen Wladimir Putin beim Judo, beim Doktor und beim Eisbaden. Justin Trudeau beim Boxen. Boris Johnson bei jedem erdenklichen Schwachsinn. Alfred Gusenbauer beim Tischtennis, Doskozil, wie er mit dem Ellenbogen ein Brett durchschlägt, Bürgermeister Michael Ludwig als Mistkübler. Sebastian Kurz beim Tierestreicheln. Putin mit Recep Tayyip Erdoğan beim Eisessen, überhaupt alle beim Eisessen und Bäumepflanzen und ganz wichtig: beim Autofahren – der große Mann selbst am Steuer. Gerne aber auch volksnah im Zug: Viktor Orbán mit Aleksandar Vučić, Alexander Van der Bellen mit Königin Máxima.

Kurzum: Man lacht Tränen bei diesem Programm. Ob es welche der Freude oder der Bestürzung sind, bleibt unentschieden. (Stefan Weiss, 23.3.2023)