Gekoppelt mit einem Smartphone soll die Kussmaschine die Küsse des oder der Liebsten imitieren können.
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In einer globalisierten Welt kommt es häufiger vor, dass Liebespaare nicht an einem Ort leben. Inzwischen kann man dem Partner zwar schon liebevolle Gutenacht-Nachrichten schicken oder der Partnerin in Sprachnachrichten und Videotelefonaten Liebesbeteuerungen aussprechen – aber die physische Intimität bleibt dennoch auf der Strecke.

Ein chinesisches Start-up will nun Abhilfe schaffen – durch ein Gerät, das die Bewegungen des oder der Geliebten imitiert. Über Sensoren, die hinter Silikonlippen verborgen sind, misst es die Kussbewegungen. MUA – das benannt ist nach dem Geräusch, das Menschen angeblich beim Küssen machen – gibt auch Töne wieder und erwärmt sich sogar. Das soll für eine möglichst authentische Erfahrung sorgen.

Eine Beziehung auf Abstand

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Innovation sei während der pandemiebedingten Lockdowns entstanden, heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Während der regelmäßigen Lockdowns sei es den Chinesinnen und Chinesen teils für Monate nicht erlaubt gewesen, ihre Wohnungen zu verlassen. "Damals war ich in einer Beziehungen, aber konnte meine Freundin während der Lockdowns nicht treffen", zitiert Reuters den Erfinder der Kussmaschine, Zhao Jianbo.

Zhao Jianbo zeigt bei einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters seine Erfindung vor.
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Damals noch Student an der Beijing Film Academy, widmete sich Jianbo in seinem Abschlussprojekt der fehlenden Intimität bei der Videotelefonie Später gründete er Siweifushe, das Ende Jänner MUA als erstes Produkt auf den Markt brachte. Es kostet 260 Yuan, umgerechnet circa 35 Euro.

In den ersten zwei Wochen habe die Firma rund 3.000 Maschinen verkauft, sagt ihr Gründer. Etwa 20.000 Kussmaschinen seien bestellt worden.

MUA besteht aus einer Vorrichtung, in der das Smartphone festgemacht wird. Daran sind gespitzte, hautfarbene Lippen angebracht. Das Gerät ist in verschiedenen Farben erhältlich, aber die Lippen sehen immer gleich aus und sind unisex. Um das Gerät zu benutzten, laden sich die Liebenden eine App auf dem Smartphone herunter und verbinden ihre Kussmaschinen miteinander. Wenn sie sie anschließend küssen, küssen sie zurück.

Das Gerät mit den Silikonlippen ist für umgerechnet 35 Euro zu haben.
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Die Nutzerinnen und Nutzer können über das Gerät aber nicht nur den Partner oder die Partnerin küssen. Sie können sich auch auf Küsse zugreifen, die andere Nutzerinnen und Nutzer gespeichert haben.

Die Bewertungen des Geräts fallen unterschiedlich aus, wie Reuters berichtet – manche Benutzerinnen und Benutzer würden von einer faszinierenden Erfahrung schreiben, während andere sagen, dass es sich eigenartig anfühle, ein Gerät zu küssen. Was vielen jedenfalls negativ aufzufallen scheint ist, dass dem Gerät eine Zunge fehlt.

Eigenartig bis supertoll

Auch die Meinungen der Online-Rezensentinnen und -Rezensenten gehen stark auseinander. "Sehr eigenartig, es fühlt sich nicht wie ein richtiger Kuss an", sei etwa auf der chinesischen Shopping-Plattform Taobao geschrieben worden. Doch es gab wohl auch Berichte von Nutzerinnen und Nutzern, deren Fernbeziehung sich durch das Gerät verbessert hat – weil sie ihren Partner oder ihre Partnerin nun nicht nur virtuell sehen, sondern auch spüren können. Selbst einige Singles hatten mit der Maschine offenbar ihren Spaß.

Ein künstlicher Kuss, der sich anfühlen soll wie echt – das soll mithilfe des smarten Geräts gelingen.
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MUA ist nicht das erste Produkt seiner Art. 2011 entwickelte ein Team der Tokyo’s University of Electro-Communications eine "kiss transmission machine". Und Malaysias Imagineering Institut sorgte mit dem sogenannten "Kissinger" für Aufsehen.

Hooman Samani, Robotics-Experte an der University of Hertfordshire, stößt sich daran, dass das neue Produkt zu realistisch sei. "Meiner Meinung nach sollte es keine zu realen Lippen haben", sagt er in einem CNN-Interview. Als "Uncanny Valley" ("unheimliches Tal") wird der Effekt bezeichnet, dass wir künstliche Figuren ablehnen, wenn sie allzu menschenähnlich sind. (lib, 23.3.2023)