Die Präsentation des Reports erfolgte am Donnerstag. Von links nach rechts: Bernhard Sagmeister (AWS), Amelie Groß (WKÖ), Christiane Holzinger (AAIA), Rudolf Dömötör (WU Wien) und Nikolaus Graf (Eco Austria)

Foto: Alexander Müller

Jahrelang lieferten zahllose Start-ups fast unnatürlich hohe Wachstumszahlen. Diese Zeiten sind fürs Erste vorbei. Kein Wunder, Geld hat mit den steigenden Zinsen wieder seinen Preis. Dementsprechend müssen Investoren mit nachhaltigen Geschäftsmodellen überzeugt werden. Sowohl Business-Angels als auch institutionelle Investoren planen für 2023 weniger Investments als im Vorjahr, zeigt der aktuelle Austrian Investing Report der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und der staatlichen Förderbank AWS. Ein anhaltender Trend, denn der Geldfluss für Investments brach bereits im zweiten Halbjahr 2022 stark ein.

Sogenannte Angel-Investoren sind Privatpersonen, die in Start-ups investieren und mit ihrem fachlichen Know-how weiterhelfen. Da sie hierzulande häufig in der Frühphase einsteigen, wird die Entscheidung, 2023 weniger zu investieren, besonders junge Start-ups härter treffen, heißt es in der von der WU Wien und Eco Austria ausgeführten Studie, die am Donnerstag präsentiert wurde.

Härterer Wettbewerb

Höhere Finanzierungskosten können aber auch positive Effekte haben, sagt Bernhard Sagmeister von der AWS. Der härtere Wettbewerb könne dazu führen, dass einzelne Start-ups bessere Geschäftsmodelle entwickeln. Außerdem könnte das künstlich aufgeblasene Wachstum der letzten Jahre nachlassen und stattdessen wieder mehr auf organisches Wachstum gesetzt werden. Insgesamt sei die Situation für Start-ups – nach guten Jahren seit 2020 – aber herausfordernd.

Im Vorjahr investierten österreichische Angels rund 70 Millionen Euro in heimische Start-ups. Heuer soll die Summe mit durchschnittlich geplanten 380.000 Euro um 9,6 Prozent sinken. Institutionelle Anleger wollen sich zwar mit 14 Prozent mehr Kapital an Unternehmen beteiligen, planen aber weniger neue Investments und mehr Veräußerungen als 2022. Das heißt, sie werden versuchen, weniger lukrative Beteiligungen zu verkaufen. Ob der Markt mitspielt, wird sich aber erst zeigen.

Rendite und dann der Rest

Das wichtigste Motiv für Investoren ist und bleibt die zu erwartende Rendite, zeigt der Report. Erst danach folgen intrinsische Motive wie der Spaß an der Arbeit mit Gründerinnen und Gründern und dem Wunsch, diese zu unterstützen. Der Fokus auf die Rendite sei positiv, da finanzielle Ressourcen effizient zugeteilt würden, meint Studienautor Nikolaus Graf von Eco Austria. Die Hoffnung sei, dass diese Geschäftsmodelle dann auch dabei helfen, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

Und wie bei Start-up-Veranstaltungen üblich gab es Forderungen an die Politik. AAIA und AWS fordern gemeinsam mit der Wirtschaftskammer strukturelle Änderungen, beispielsweise den Abbau bürokratischer Hürden, einen Beteiligungsfreibetrag und Anreizsysteme für Mitarbeiterbeteiligungen. Das sei nötig, um sich im internationalen Vergleich besser zu positionieren. (Magdalena Frei, 23.3.2023)