Shou Chew, der CEO von Tiktok: "Bytedance ist kein Agent von China."

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Der CEO von Tiktok, Shou Chew, trat am Donnerstag zum ersten Mal vor den US-Kongress und wurde sofort heftig kritisiert, wie CNN berichtete. Die Abgeordnete Cathy McMorris Rodgers, die Vorsitzende des Energie- und Handelsausschusses des Repräsentantenhauses, eröffnete die Anhörung am Donnerstag und begrüßte Shou mit den Worten: "Ihre Plattform sollte verboten werden."

"Ich erwarte, dass Sie heute alles sagen, um dieses Ergebnis zu vermeiden", fuhr sie fort und warf Shou daraufhin vor, die Daten von 150 Millionen Amerikanerinnen und Amerikanern an die Kommunistische Partei Chinas zu liefern.

Amerikanische Daten auf amerikanischem Boden

In seiner Eröffnungsrede versuchte Chew, die Unabhängigkeit von Tiktok von China zu betonen und spielte die Beziehungen zu den USA hoch. "Tiktok selbst ist nicht auf dem chinesischen Festland erhältlich, wir haben unseren Hauptsitz in Los Angeles und Singapur, und wir haben heute 7.000 Mitarbeiter in den USA", argumentierte der CEO. Amerikanische Daten würden von Tiktok auf amerikanischem Boden von einem amerikanischen Unternehmen gespeichert werden, das von amerikanischem Personal überwacht wird, erklärte Chew.

"Bytedance ist kein Agent von China"

Chew sprach dabei nicht frei, seine Ausführungen waren vorbereitet. Es wurde erwartet, dass der CEO weitreichende Versprechen zum Schutz der Daten von US-Nutzern, zur Sicherheit von Teenagern und zur Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme abgeben wird. In einer vorab veröffentlichten Kopie seiner vorbereiteten Argumente steht auch: "Bytedance ist kein Agent von China oder irgendeinem anderen Land."

Chew verteidigte auch die Unternehmensstruktur von Bytedance und gab erneut das Versprechen ab, die US-Nutzerdaten vor "unbefugtem Zugriff aus dem Ausland" zu schützen.

Die Gesetzgeber in den USA loten aktuell die Möglichkeit aus, Tiktok in den USA zu verbieten. Demokraten und Republikaner haben ein Gesetz entworfen, das zu einem Verbot von Tiktok führen könnte. Tiktok ist mit mehr als einer Milliarde Nutzern die einzige große und auch im Westen erfolgreiche Onlineplattform, die nicht aus den USA stammt. Der Dienst steht zunehmend unter Druck, weil er zu 20 Prozent im Besitz des aus China stammenden Bytedance-Konzerns steht. Die US-Regierung fordert laut Medienberichten den Ausstieg chinesischer Anteilseigner und einen teilweisen Verkauf der Plattform.

Abgeordnete halten Chew für unglaubwürdig

Tiktok ist die internationale Variante der 2016 in China gestarteten App Douyin. Bytedance hat, wie viele andere chinesische Unternehmen auch, ein internes Komitee der Kommunistischen Partei Chinas und pflegt darüber hinaus eine strategische Partnerschaft mit dem Ministerium für öffentliche Sicherheit, das in China unter anderem für die Zensur des Internets verantwortlich ist. Bytedance übernimmt dabei die Öffentlichkeitsarbeit für die Zensurbehörde.

"Obwohl ich die Bereitschaft von Herrn Chew schätze, vor dem Kongress Fragen zu beantworten, haben Tiktoks mangelnde Transparenz, wiederholte Verschleierungen und falsche Tatsachenbehauptungen die Glaubwürdigkeit jeglicher Aussagen von Tiktok-Mitarbeitern, einschließlich Herrn Chew, stark untergraben", sagte Senator Mark R. Warner, Vorsitzender des Senatsausschusses für Nachrichtendienste, in einer Erklärung am Mittwoch.

Chew jubelte über Nutzerzahlen in den USA

Mit der zunehmenden Kontrolle durch die Gesetzgeber steigt jedoch auch die Popularität und Reichweite der App in den Vereinigten Staaten. Erst diese Woche veröffentlichte Chew ein Tiktok-Video, in dem er verkündete, dass die App mehr als 150 Millionen US-Nutzer hat, also "fast die Hälfte der USA", wie er es ausdrückte. Laut Daten des Analyseunternehmens Sensor Tower war Tiktok in den Jahren 2021 und 2022 die am häufigsten heruntergeladene App in den Vereinigten Staaten.

Großbritannien verbietet Tiktok auf Dienstgeräten

Aber auch in Europa gerät die App aus China immer mehr unter Druck. Nachdem die USA und die Europäische Union die App bereits auf dienstlich genutzten Geräten von Beamten verboten haben, zog nun auch Großbritannien nach. Sämtlichen Parlamentariern und Parlamentsangestellten ist die Nutzung der App auf Dienstgeräten ab sofort untersagt. Dieses Verbot sei das Resultat einer seit November 2022 laufenden Untersuchung durch IT-Spezialisten, teilte ein Sprecher des Parlaments mit.

Auch in Österreich wird über ein Verbot von Tiktok auf dienstlichen Geräten diskutiert. Aktuell prüft das Innenministerium die möglichen Sicherheitsrisiken. (pez, 23.3.2023)