Conny Wilczynski sieht keinen Weg zurück: "Selbst ein neuer Großsponsor würde nicht helfen."

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Wien – Konrad "Conny" Wilczynski ist gefasst, spricht aber von einem "überwältigenden Echo". Ausgelöst hat es der Geschäftsführer des Handballvereins SG Insignis Westwien selbst mit einem offenem Brief, in dem er den Rückzug des fünffachen Meisters aus der Handballliga Austria (HLA) mit Saisonende ankündigte. Wirtschaftlich sei der Verbleib im Oberhaus nicht mehr darstellbar. Wilczynski führt Nachwirkungen der Corona-Kalamitäten, die Inflation, den Absprung von Sponsoren und die seit Jahren fehlende eigene Halle in Wien an. Ganz ohne Echo seitens der Stadt sei ein Hilferuf vor eineinhalb Jahren geblieben.

Nach der Saison – Westwien ist ohne Legionäre gegenwärtig Tabellenzweiter – soll der rund 150 Köpfe zählende Nachwuchs in den ehemaligen Gründungsverein Union West Wien überführt und ein Team in der zweiten Liga etabliert werden. Im Vorfeld der Briefveröffentlichung geführte Gespräche mit der Magistratsabteilung 51 (Sport Wien) verliefen vielversprechend. Bessere Trainingszeiten in stadteigenen Hallen und die Stadthalle B als Spielstätte seien in Aussicht gestellt. Ex-Teamtorjäger Wilczynski, der den Verein verlässt, setzt für den Neubeginn ein Budget von rund 200.000 Euro und mithin ein Drittel dessen an, mit dem der Noch-HLA-Klub auskommen muss. Der Ausstieg aus der HLA sei unwiderruflich, "selbst ein neuer Großsponsor würde nicht helfen".

Auch Fivers entsetzt

Die Konkurrenz ist tief betroffen bis entsetzt. "Das ist bei aller Rivalität auch für uns ein Schlag in die Magengrube", sagt etwa Thomas Menzl, der sportliche Leiter des Lokalrivalen Fivers Margareten. Am Schicksal von Westwien sei zu sehen, wie schwer in einer Sportart wie Handball wirtschaftlich zu überleben ist. Menzl: "Es ist in Wahrheit ein Tsunami. Wir arbeiten auch am Minimum."

Über tiefere Gründe für den Ausstieg von Westwien wollte Menzl nicht spekulieren, nennt es aber ein Glück, dass die Fivers in der Sporthalle Margareten Hollgasse eine eigene Heimstätte haben. Westwien ist seit der Jahrtausendwende, seit dem Auszug aus der Altgasse in Hietzing, heimatlos und spielt gegenwärtig in der Südstadt. Etliche Projekte zerschlugen sich, auch mangels Unterstützung, so 2018 ein fix und fertiges mit einer Halle auf dem Dach eines Einkaufszentrums. "Wir haben über Jahre alles versucht", sagt Wilczynski, aber ohne Rückhalt in der Politik sei Spitzensport in Österreich nur in Ausnahmefällen auf Dauer finanzierbar.

Stadt Wien will Nachwuchs unterstützen

Die Stadt Wien ist sich allerdings keiner Schuld bewusst. Es habe wochenlange Gespräche mit Westwien gegeben, hieß es aus dem Büro von Stadtrat Peter Hacker. "Klar ist aber, dass die öffentliche Hand nicht den Ausfall eines Hauptsponsors im Profibetrieb kompensieren kann. Das tun wir bei keinem Profi-Sportbetrieb in ganz Wien. Was wir schon tun, ist, die Nachwuchsarbeit zu unterstützen, und das schon seit vielen Jahren. Das werden wir auch in den nächsten Jahren weiterhin tun." (Sigi Lützow, 23.3.2023)