In London gibt es, anders als in Wien, eine Stadtseilbahn: Mit ihr kann die Themse überquert werden.

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Geträumt wurde in Wien schon intensiv, was eine Stadtseilbahn betrifft. Nur: Über das Projektstadium kam bisher noch keine Idee hinaus. Das soll sich nun ändern, wenn es nach Hannes Dejaco geht. Seit knapp zehn Jahren verfolgt der Unternehmer das private Vorhaben einer Seilbahn vom Bahnhof Heiligenstadt hinauf auf den Kahlenberg. Seit Mai 2022 liegt eine Konzession zum Bau und Betrieb einer Seilbahn vor: Gegen den negativen Bescheid des Verkehrsministeriums hatten die Projektbetreiber erfolgreich Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht eingelegt.

Vor zehn Tagen wurden die Pläne der Öffentlichkeit präsentiert. Demnach soll die Seilbahn von Heiligenstadt ausgehend zunächst über die Donau zu den beiden nördlichen Stationen Jedlesee und Strebersdorf führen, ehe es erneut über die Donau zur Bergstation geht. Die Projektkosten wurden mit 70 Millionen Euro beziffert.

Die Seilbahn soll zweimal über die Donau führen, ehe es dann bergwärts zum Kahlenberg geht.
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Vehemente Ablehnung

Bis zum Sommer will Initiator Dejaco für das Baugenehmigungsverfahren einreichen. Allerdings benötigt das Gondelbahnprojekt auch noch eine naturschutzbehördliche Genehmigung. Dafür ist die Stadt Wien zuständig. Dort stieß das Vorhaben aber bisher auf vehemente Ablehnung. Aufgrund "fundamentaler inhaltlicher Bedenken" habe sich die Position der Stadt Wien zu einer Seilbahn auf den Kahlenberg auch nicht geändert, hieß es in einer Stellungnahme der Magistratsdirektion zum STANDARD.

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Dazu kommt laut Stadt Wien, dass auch noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) zum Thema werden könnte. "Allenfalls besteht eine UVP-Pflicht, was nur anhand präziser Projektunterlagen beurteilbar ist." Noch seien diese offiziell aber nicht eingereicht worden.

Das novellierte UVP-Gesetz ist erst am Mittwoch in Kraft getreten. Dieses sieht vor, dass Seilbahnen außerhalb von Skigebieten dann geprüft werden müssen, wenn sie eine schräge Länge von drei Kilometern aufweisen und sich in einem schutzwürdigen Gebiet befinden. "Jetzt ist der Projektwerber am Zug. Er muss Unterlagen vorlegen", sagt ein Sprecher der Wiener Umweltanwaltschaft dem STANDARD. Denn offen sei, ob die Längenbegrenzung überschritten werde. Auch schutzwürdiges Gebiet könnte vom Seilbahnprojekt berührt werden.

Rot-Pink uneins

Eine Einzelfallprüfung, ob eine UVP-Pflicht besteht oder nicht, kann vom Projektwerber, der Umweltanwaltschaft sowie der zuständigen Stelle eingereicht werden, heißt es aus der Stadt. Im Fall Wiens wäre das der Stadtsenat. Bei der Landesumweltanwaltschaft will man noch auf Unterlagen warten, bevor mögliche weitere Schritte unternommen werden.

Die rot-pinke Stadtregierung hat zwar im Koalitionspakt eine Seilbahn auf den Kahlenberg ausgeschlossen. Große Bedenken werden aber nur von Vertretern der SPÖ, darunter Verkehrsstadträtin Ulli Sima, geäußert. Die Neos hingegen zeigen sich grundsätzlich offen gegenüber Seilbahnkonzepten.

In London verbindet eine Seilbahn die 02-Arena in Greenwich mit dem Excel Exhibition Centre im Osten der Stadt.
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Das liegt auch daran, dass auf Initiative der Neos andere Gondelbahnideen verfolgt werden. Bereits bekannt ist eine geplante Stadtseilbahn zwischen Hütteldorf und Ottakring mit sieben Stopps. Der Streckenverlauf soll über das Otto-Wagner-Areal führen: Allerdings ist noch immer offen, wie große Teile des Areals nach der Absiedlung des dortigen Spitals nachgenutzt werden. Pläne, die Central European University (CEU) dort anzusiedeln, sind erst im Vorjahr gescheitert.

Machbarkeitsstudie zu zwei Streckenverläufen

Aktuell wird das Projekt des pinken Juniorpartners in einer Machbarkeitsstudie geprüft. "Sobald Ergebnisse vorliegen, können wir mehr zu den Details sagen", heißt es aus dem Büro der dafür zuständigen Stadträtin Sima. In dieser Machbarkeitsstudie wird allerdings noch ein weiteres Projekt geprüft: Laut den Neos handelt es sich um eine Stadtseilbahn mit der Streckenvariante "Hauptbahnhof – Arsenal – Busterminal". Bei der Endstation handelt es sich um den geplanten neuen Fernbusbahnhof am Handelskai beim Stadion-Center.

Seilbahn und Hauptbahnhof: Das war schon einmal Thema in Wien. 2009 gab es Entwürfe für eine kurze Standseilbahn zwischen der U1-Station Südtiroler Platz und dem entstehenden Büroareal beim Bahnhof. 2010 wurde das Projekt mit dem sogenannten "Cable-Liner"aus Kostengründen beerdigt.

Auch Projekte auf den Kahlenberg sind bereits gescheitert: So sahen private Pläne eine Verbindung zwischen der U6-Station Neue Donau und dem Wiener Hausberg vor. Versandet ist vor einigen Jahren ein weiteres Vorhaben mit Talstation bei der U1 auf Höhe der Reichsbrücke. (David Krutzler, 24.3.2023)