Unglaublich. In dieser Woche hat die Schweiz die Auszahlung der Boni an die verdienstvollen Banker der Credit Suisse selig gestoppt, eingefroren, auf Eis gelegt. Nicht nur, dass sie damit ihren Ruf als globaler Geldspeicher aufs Spiel setzt, nein, sie nährt auch den Verdacht, in unserem geschätzten Nachbarland seien keine Eid-, sondern Neidgenossen am Ruder, ja, womöglich sogar Sozialisten.

Besagt doch das eherne Gesetz des internationalen Finanzkapitalismus, dass ein Banker ohne Bonus keinen Pappenstiel wert ist. Ein Banker ohne Bonus ist wie ein Fass ohne Boden, ein Stier ohne Hoden, die Döblinger Regimenter ohne Loden. Wer es mit eigener Hände Arbeit schafft, einen Börsenwert von 100 Milliarden Franken (Credit Suisse 2007) auf sieben Milliarden Franken (2023) herunterzuwirtschaften, der soll auch eine Belohnung bekommen.

Die Schweiz hat die Auszahlung der Boni an die verdienstvollsten Banker der Credit Suisse gestoppt.
Foto: EPA/ ENNIO LEANZA

In dieser Überzeugung sind sich der gesunde Menschenverstand, das moralische Empfinden und alle Anleihengläubiger und Aktionäre einig, sogar wenn sie in die Röhre schauen müssen. Und natürlich glauben die Banker selbst an die prämierenswerte Qualität des Totalversagens, freilich nur in der eigenen Kaste. Man ist ja kein Kleingewerbetreibender, der blöd genug wäre, selbst ein Konkursrisiko einzugehen.

Hier einige Boni-Typen, die in der Bankenwelt gute Dienste geleistet haben: der aus Steuermitteln dotierte Too-Big-to-Fail-Bonus, der quasi dem finanzielle Unverwundbarkeit garantierenden Goldesel ("Bricklebrit!") aus dem Märchen entspricht. Der Pleitegeier-Bonus für exquisit ruchlose Kredittransaktionen, der Börsenkrach-Bonus für Geschäfte, die tendenziell weltweite Verwerfungen nach sich ziehen können, sowie der Putin-Bonus für verdienstvolle Kontakte zu Russland, eine Spezialität, in der Österreicher seit je exzellieren. Dass all dies als Leistungsanreiz nicht ausreicht, liegt auf der Hand. Anzudenken wäre etwa ein Bonus-Entgegennahme-Bonus, mit dem Banker für die Zumutung entlohnt werden, Geld aus den verschwitzten Griffeln des steuerzahlenden Pöbels angreifen zu müssen.

Noch ein Vorschlag zur Güte: bitte auch Boni in der Politik. Mikl-Leitner und Landbauer hätten sich einen Ihr-könnt-uns-alle-kreuzweise-Bonus für die ultimative Loslösung von jedem Wahlversprechen verdient. Zu Recht. An diesen Humbug glaubt doch eh längst keine Menschenseele mehr. (Christoph Winder, 25.3.2023)