Was wurde nicht schon darüber gemutmaßt, warum gerade Männer in unserer durchdigitalisierten Zeit auf mechanische Uhren abfahren. Die Meinungen dazu sind vielfältig. Manche sind längst überholt, wie etwa die Aussage "Die Uhr ist das einzige legitime Schmuckstück des Mannes". Manche tragen einen Funken Wahrheit in sich. Wie die Vermutung, dass die sogenannten Herren der Schöpfung sich gerne mit möglichst teuren Statussymbolen schmücken, um beim anderen (aber auch beim eigenen!) Geschlecht zu punkten.

Für die meisten ist es wohl eine tiefe, unergründliche Faszination für feinste, tickende Wunderwerke aus Rädchen, Schräubchen und Federn. Gepaart mit dem Bewusstsein, dass es sich bei einer Uhr um ein Kulturgut mit langer Tradition und Geschichte handelt. Eines, mit dem man ob seiner Vielfalt an Marken und Formen seinen eigenen Stil am Handgelenk Ausdruck verleihen kann. Schließlich ist Mann mit einer Uhr immer gut angezogen, und zwar ganz unabhängig von irgendwelchen Modetrends. Was vor allem daran liegt, dass ein feiner mechanischer Zeitmesser eine Eigenschaft mit sich bringt, die nur sehr wenige Luxusobjekte ihr Eigen nennen können: Zeitlosigkeit.

Mehr Stil für die Toolwatch

Einen Status, dem man der brandneuen Premier von Breitling getrost zuschreiben kann. Hier treffen Geschichte und Tradition, technische wie ästhetische Raffinesse aufeinander. Die Kollektion, sie feiert heuer ihr 80. Jubiläum, erinnert nicht nur mit ihrem Namen an die Premier Uhren, die Breitling in den 1940er-Jahren hergestellt hat. Wie die ursprünglichen Modelle verkörpert auch jeder Zeitmesser des Premier B01 Chronograph 42-Sortiments ein Designstatement – die Verbindung von Funktion und Eleganz.

Die neuen Premier B01 Chronografen von Breitling: Hier treffen Geschichte und Tradition, technische wie ästhetische Raffinesse aufeinander.
Foto: Hersteller

Bis zur Einführung der Premier hatte sich Breitling, Gründungsjahr 1884, vor allem in der Entwicklung des Chronografen, eines Uhrentypen, der bei Männern bis heute besonders beliebt ist, einen Namen gemacht. Immerhin verdanken wir der Marke das moderne Erscheinungsbild dieser Uhrengattung mit den typischen Drückern bei 2 und 4 Uhr. Willy Breitling hatte schließlich die Idee, der Funktionsuhr noch eine gute Portion Stil hinzuzufügen. Diesem Ansatz folgt man auch im Jahr 2023. Bei der Gestaltung der neuen Premier bewahrte die Marke unverkennbare Designdetails der ursprünglichen Premier wie die glatte Lünette, das Twin-Register-Zifferblatt, die rechteckigen Drücker und die aufgebrachten arabischen Ziffern.

Mit Brief und Siegel

Was die technische Seite betrifft, wurden ebenfalls keine Kompromisse gemacht. Die insgesamt sechs Premier B01-Modelle werden angetrieben vom Breitling-Kaliber 01 mit Automatikaufzug, ein Manufakturuhrwerk, das für Präzision, Zuverlässigkeit und Funktionalität konzipiert wurde. Erstmals 2009 lanciert, zählt es zu den renommiertesten Chronografenuhrwerken der Branche. Es tickt beispielsweise auch im Black Bay Heritage Chronograph von Tudor, der Schwesternmarke von Rolex. Wie alle mechanischen Kaliber von Breitling erfüllt auch das B01 die strengen Auflagen der Contrôle officiel suisse des chronomètres, kurz COSC. Ein Werk, das diese Zertifizierung besteht, darf sich offiziell Chronometer nennen und gilt als besonders ganggenau.

Dennoch hat man es dabei nicht belassen und hat noch ein bisschen feingetunt: Die neueste Version des Breitling-Manufakturkalibers 01 im neuen Premier Chronografen wurde 2022 neu entworfen. Es weist jetzt ein schlankeres Profil und eine kompaktere Schwungmasse auf. Wer die Uhr umdreht, kann es durch den transparenten Saphirglasboden bewundern. Das Uhrwerk kommt außerdem mit einer Garantie von fünf Jahren sowie einer Gangreserve von etwa 70 Stunden. Im Einklang mit Willy Breitlings Wunsch, Nützlichkeit mit Eleganz zu vereinen, verfügt die Premier jetzt zudem über eine Wasserdichtigkeit von 100 Metern.

Langlebig

Wenn von Tradition die Rede ist, kommt man in der Uhrenwelt an einer Marke nicht vorbei: Vacheron Constantin. Stellt man bei der "Maison" doch seit 1755 feinste tickende Preziosen her – und das ohne Unterbrechung bis heute. Das muss man sich unserer schnelllebigen Zeit einmal vorstellen! Was da nicht alles in der Zwischenzeit passiert ist: Revolutionen, Kriege, Krisen, gesellschaftliche Umwälzungen, Pandemien.

Die Overseas-Kollektion von Vacheron Constantin umfasst auch nun einen Chronografen in der neuen "Panda"- Version aus Stahl.
Foto: Hersteller

Selbstverständlich ist man auch bei Vacheron Constantin nie auf einem Level stehen geblieben. Das zeigt sich an der Entwicklungsdynamik der Chronografen aus der Overseas-Kollektion. Die ersten wurden 1999 lanciert. Im Jahr 2004 läutete deren Design eine bis heute andauernde Entwicklungsdynamik ein. Die überarbeitete Kollektion von 2016 eröffnete schließlich neue Horizonte, die ihrem ursprünglichen, sportlich-schicken Geist immer treu geblieben sind. Die charakteristische sechseckige Lünette, das Manufakturkaliber mit Automatikaufzug und die optische Handschrift verleihen dem Overseas-Chronografen Charakter und Eleganz.

Upcycling

Dieser Tradition folgend umfasst die Kollektion nun einen Chronographen in der neuen "Panda"- Version aus Stahl. Das ästhetische Prinzip des "Panda" greift das Design der im Motorsport eingesetzten Zeitmesser der 1960er Jahre auf. Neben der grafischen Dynamik sorgt der Hell-Dunkel-Kontrast für eine bessere Sichtbarkeit und verdeutlicht die Anzeigen der Chronografenfunktion. Das mechanische Herzstück der Uhr ist das Manufaktur-Kaliber 5200 mit Automatikaufzug. Dieses "in-house" gefertigte Uhrwerk mit zwei Federhäusern weist ein Säulenrad auf, das die Start-, Stopp-und Reset-Funktion des Chronografen steuert. Dieser Mechanismus verfügt außerdem über eine vertikale Kupplung, die ein mögliches Ruckeln des Zeigers beim Starten des Chronografen verhindert.

Markante Ecken und Kanten bringt die Alpine Eagle von Chopard ans Handgelenk.
Foto: Hersteller

In der Tradition sportlicher Stahluhren mit markantem Design, allen voran die Nautilus von Patek Philippe und die Royal Oak von Audemars Piguet, die seit den 1970ern existieren und die bis heute heiß begehrt sind, steht die Alpine Eagle von Chopard. Eine Besonderheit stellt das verwendete Material dar. Ein besonders widerstandsfähiger, weißglänzender Stahl, der auf den Namen Lucent Steel A223 hört und exklusiv von Chopard verwendet wird. Das Metall hat ähnliche Eigenschaften wie Chirurgenstahl. Und: Es besteht zu 70 Prozent aus recyceltem Metall.

Die hervorstechendsten Designkennzeichen der Alpine Eagle-Kollektion, auf dem Markt seit 2019, sind das runde Gehäuse mit ausladenden stilisierten Flanken, die Lünette mit acht funktionalen, ausgerichteten Schrauben, das strukturierte Zifferblatt sowie ein integriertes Metallarmband. Im Inneren versieht das hauseigene Automatik-Kaliber Chopard 01.01-C, dessen Präzision durch die Zertifizierung als Chronometer bestätigt wird, seinen Dienst. Bei Vollaufzug garantiert das Kaliber eine Gangreserve von 60 Stunden. Es braucht sich jedenfalls nicht zu verstecken und darf durch den Saphirglasboden betrachtet werden.

Voyeuristisch veranlagt

Überhaupt der Saphirglasboden – er hat sich seit den 2000er-Jahren in der hohen Uhrmacherkunst fix etabliert. Weil die Marken natürlich zeigen wollen, was ihre Uhrmacherinnen und Uhrmacher draufhaben, und weil Uhren liebende Männer, was das betrifft, wohl auch leicht voyeuristisch veranlagt sind. Viel zu sehen gibt es da etwa bei der Panomatic Lunar von Glashütte Original (denn auch die Deutschen machen schöne Uhren). Ihre Rückseite gibt den Blick frei auf das hochfein veredelte Manufakturkaliber 90-02. Besonders sticht die für Glashütte Original typische Duplex-Schwanenhals-Feinregulierung hervor. Sie sieht so zart aus, wie es klingt. Man erblickt zudem weitere Elemente, die für den Glashütter Uhrenbau stehen, etwa die Dreiviertelplatine, gebläute Schrauben und Zierschliffe … all das sieht man, während die Schwungmasse des Kalibers fleißig für Energienachschub sorgt.

Das Zifferblatt der Panomatic Lunar von Glashütte Original ist auffällig asymmetrisch gestaltet.
Foto: Hersteller

Auch das Zifferblatt enttäuscht nicht. Es ist auffällig asymmetrisch gestaltet und folgt den ausgewogenen Proportionen des Goldenen Schnitts. So findet man auf der linken Zifferblatthälfte die Anzeigen für Stunde, Minute und kleiner Sekunde. Auf der rechten Hälfte wiederum darf der Mond seiner kosmischen Bahn folgen und das große Panoramadatum seinen Dienst versehen.

Freude für die Erben

Im echten Leben mögen wir keine Komplikationen, die verheißen meist nichts Gutes. Wie anders stellt sich die Lage bei mechanischen Armbanduhren dar: Dort sind Komplikationen ganz im Gegenteil etwas Erstrebenswertes. Gemeint sind damit jene Funktionen, die über die reine Angabe von Stunden, Minuten, Sekunden hinausgehen. Demzufolge ist bereits die Datumsanzeige eine Komplikation oder der schon vielfach genannte Chronograf mit dem man kurze Zeitintervalle messen kann. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl weiterer Komplikationen – kleine wie große.

Portofino Perpetual Calendar von IWC Schaffhausen: Der ewige Kalender muss erst im Jahr 2100 manuell korrigiert werden.
Foto: Hersteller

Zu letzteren gehört der ewige Kalender. Ein solcher findet sich in der Portofino Perpetual Calendar von IWC Schaffhausen. Entwickelt wurde er bereits in den 1980er-Jahren vom damaligen Chefuhrmacher Kurt Klaus. Er schaffte es, diesen ausgeklügelten Mechanismus aus weniger als hundert Teilen zu konzipieren. Eine ordentliche Leistung, vor allem wenn man sich vor Augen führt, was das Ding kann. Denn das intelligente mechanische Programm erkennt selbstständig die unterschiedlichen Monatslängen und fügt automatisch alle vier Jahre Ende Februar einen Schalttag hinzu. So ist es möglich, dass man sich erst 2100 wieder darum kümmern muss. Warum? Weil in diesem Jahr aufgrund einer Ausnahme im gregorianischen Kalender das Schaltjahr entfällt.

Neben Anzeigen für Datum, Wochentag und Monat ist der Kalender auch mit der ewigen Mondphase von IWC ausgestattet, die erst nach 577,5 Jahren einen Tag von der tatsächlichen Umlaufbahn des Erdtrabanten abweicht. Aber darum sollen sich dann die Erben kümmern. (Markus Böhm, 24.3.2023)