Unter UV-Licht beginnen die Skullcandy Dime 2 zu glühen. Nett.

Foto: Foto: Zellinger, DER STANDARD

Der Erstauftritt sitzt: Vor uns liegt ein Ladecase in knalligem Rot-Rot-Camo-Look. Ist das wirklich deren Ernst? Ein Blick auf die Website des Herstellers bestätigt: Ja, offenbar hat man sich bei Skullcandy in vielen Produkten ganz der schrägen Optik verschrieben. Natürlich gibt es Kopfhörer und Earbuds auch in langweiligem Schwarz, aber wer will das schon? Unser Modell wurde gemeinsam mit der Snackmarke Doritos designt und leuchtet sogar, wenn man es mit UV-Licht bestrahlt. Wer’s braucht.

Warum nur Mikro-USB?

Beim Auspacken gibt es ansonsten nicht viel zu nörgeln: Die üblichen Eartips aus Silikon mit 14 Millimetern, zwölf Millimetern und elf Millimetern fliegen aus der Packung, ebenso wie ein Ladekabel, mehr wird es nicht. Obwohl sich das Plastik beim ersten Angreifen ein wenig billig anfühlt, scheint die Konstruktion des Ladecase solide, und auch die Scharniere des Deckels leisten genug Widerstand, um robust zu wirken. Offenbar hat der Hersteller aber am Anschluss gespart und einen günstigen Mikro-USB-Port verbaut – eine Praxis, die im Jahr 2023 längst der Vergangenheit angehören sollte.

Ein Leichtgewicht

Was sofort angenehm auffällt, ist das erstaunlich niedrige Gewicht. Das Gesamtpaket der Skullcandy Dime 2 wiegt nur schlanke 32 Gramm. Dagegen fühlen sich selbst Airpods Pro mit ihren 51 Gramm wie wahre Schwergewichte an. Nun ist geringes Gewicht bei drahtlosen Geräten meist ein Hinweis auf einen eher schwachbrüstigen Akku, was sich im Test leider bestätigen sollte. Dafür sind die Dimensionen mit 65x35x20 Millimeter gerade noch schlank genug, um das Case am Schlüsselbund zu befestigen.

Größenvergleich: Skullcandy Dime 2, Apple Airpods Pro, Sony WF-1000XM3.
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Nicht ganz lippensynchron

Die Dime 2 verbinden sich über Bluetooth 5.2 mit dem Smartphone. Nach dem Einrichten bleibt die Verbindung über etwa zehn Meter stabil, selbst durch Wände und Türen. Zur Wahl stehen die Codecs SBC und AAC, was zum Musikhören völlig okay ist. Beim Genießen von Videos auf einem Android-Smartphone machte sich aber die Latenz bemerkbar, und Sprache und Lippenbewegungen gerieten ein wenig aus der Synchronisationsspur. In dieser Preiskategorie ist das aber erwartbar.

Klanglich überraschend gut

Kommen wir zum Klang der knallroten Camo-Ohrhörer aus Utah. Im Inneren sind eher günstige dynamische 6mm-Treiber verbaut, dennoch ist der Klang eine überaus positive Überraschung. Auf in dieser Preisklasse übliche Überbetonung der tiefen Töne hat man glücklicherweise verzichtet, und feinere Töne gehen, anders als bei der Konkurrenz, nicht im Bassteppich unter. Das bestätigt auch der Test via Audiocheck.net. Der Bass macht sich ab 20 Hz bemerkbar, was in dieser Preisklasse schon beeindruckend ist. Die Höhen reißen bei 17 kHz ab, was aber wohl eher am alternden Gehör des Testers liegen dürfte.

Der Torture-Test

Test mit "Awakening" der kanadischen Band Unleash the Archers: Das basslastige Intro wird beeindruckend wiedergeben. Die später einsetzenden Gitarren lassen sich akustisch gut auf der Bühne im Kopf einordnen. Wenn Sängern Brittney Slayes bei Minute 1:26 ins Mikro kreischt, kratzen die Höhen dann doch ein bisschen. Aber gut, den Song könnte man auch als Torture-Test für Kopfhörer bezeichnen. Im eher ruhigen "Cirice" von Ghost machen die Dime 2 ebenfalls eine gute Figur. Der Gesang von Tobias Forge bleibt trotz der im Hintergrund donnernden Drums klar – ein Genuss.

Freude beim Schneefräsen

Den weniger feinen Klängen und eher der Lärmisolation widmet sich der Tester als die heimische Einfahrt mit der laut ratternden Schneefräse von gut 30 Zentimeter Neuschnee befreit werden möchte. Noise-Cancelling bieten die Dime 2 nicht, sie verlassen sich allein auf einen möglichst festen Sitz, um Umgebungsgeräusche auszublenden.

Das funktioniert tatsächlich gut, wenn man die Maßstäbe der Preisklasse heranzieht. Sogar Podcasts können neben der laufenden Maschine ohne Verständnisschwierigkeiten gehört werden. Natürlich ist das alles kein Vergleich mit den Noise-Cancelling-Features von Modellen von Sony oder Apple, aber für rund 40 Euro geht das Gebotene völlig in Ordnung.

Kampf gegen den Knopf

Das alles okay, bis man einen Song überspringen möchte, denn die verbauten Knöpfe auf den Dime 2 wehren sich nach Kräften, sodass man die Wahl hat, entweder beim Drücken der Knöpfe den Earbud schmerzhaft in den Gehörgang zu pressen oder mit dem Daumen dagegenzuhalten. Das geht eleganter.

Die Dime 2 übertönen die Schneefräse.
Foto: Zellinger, DER STANDARD

Ein Beispiel für andere

Das Killerfeature ist aber die nahtlose Integration von Tile. Tile ist ein Suchdienst ähnlich wie Apples Airtags. Die Tile-Geräte gibt es in Form von Schlüsselanhängern oder im Kreditkartenformat und via Bluetooth können verlorene oder verlegte Gegenstände wiedergefunden werden. Sei es der in die Sofaritze gerutschte Schlüssel oder die in der Arbeit liegen gelassene Geldbörse.

Der Clou: Nicht das Ladecase ist mit einem Bluetooth-Finder ausgestattet, sondern jeder einzelne Earbud. Geht einer der Stöpsel also im Fitnessstudio verloren, stehen die Chancen gut, ihn wiederzufinden. Die fünfmal so teuren Airpods bieten diese Funktion nur für das Ladecase. Die vom Tester gerne genutzten Sony WF-1000XM3 wurden händisch mit einem Tile nachgerüstet, weil sie derlei Features erst gar nicht integriert haben. Das Beispiel von Skullcandy dürfte also sehr gerne branchenweit Schule machen.

Die Ohrhörer lassen sich in der Tile-App wiederfinden.
Foto: Screenshot Tile

Der Akku lahmt leider

Kommen wir zum großen Pferdefuß: der Batterielebensdauer. Mit einer Ladung können die Dime 2 knapp drei Stunden lang Hörgenuss bieten, das ist im Vergleich zu Earbuds aus der vergleichbaren Preisklasse eher am unteren Ende der Skala. Nach exakt 2 Stunden und 56 Minuten mussten die Stöpsel zurück ins Ladecase. Etwa 25 Minuten bevor ihnen der Saft ausging, begann die nervige Computerstimme im Ohr bereits nach einer Aufladung zu schreien. Wer also völlig ungestört ein Hörbuch oder einen Podcast genießen will, darf die Wiedergabedauer bei zwei Stunden und 31 Minuten ansetzen.

Danach müssen die Buds eine Stunde lang geladen werden. Das Ladecase liefert angeblich genug Saft für knapp drei weitere Ladungen, was eine theoretische Laufzeit von nicht ganz 12 Stunden ergibt. Dazu kommt, dass sich die Earbuds samt Case innerhalb weniger Tage von selbst entladen, wer die Ladeschale also in der Sporttasche lässt, könnte beim nächsten Besuch im Fitnessstudio eine Enttäuschung erleben.

Fazit: Gutes Paket um 40 Euro

Die Skullcandy Dime 2 sind die perfekten Earbuds für das Fitnessstudio oder für körperliche Arbeit. Sie bleiben durch das leichte Gewicht im Tester-Ohr, ragen nicht hervor und sitzen selbst bei Arbeiten oder Übungen über Kopfhöhe noch dort, wo sie hingehören. Und wenn einmal doch ein Earbud aus dem Gehörgang fallen sollte, ist es dank der Tile-Unterstützung ein Kinderspiel, ihn wiederzufinden. Mit der IPX4-Zertifizierung sind die Earbuds zudem vor Spritzwasser und Schweiß geschützt.

Wer mit der geringen Laufzeit des Akkus und dem Mikro-USB-Port leben kann, der macht mit den 40 Euro günstigen Skullcandy Dime 2 sicher nichts falsch. (Peter Zellinger, 26.3.2023)