Uniko-Vorsitzende Seidler kritisiert die zunehmende Wissenschaftsfeindlichkeit in der österreichischen Innenpolitik.
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"Besorgniserregend" nennt die österreichische Universitätenkonferenz Uniko die jüngsten innenpolitischen Entwicklungen, insbesondere "die Ignoranz wissenschaftlicher Evidenz bzw. die mangelnde Wertschätzung gegenüber Forscherinnen und Forschern". Dies stehe in krassem Gegensatz zu Bestrebungen, das Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie zu stärken, erklärte Uniko-Präsidentin Sabine Seidler am Donnerstag in einer Aussendung. Zu dem Thema hat die Uniko nun ein Positionspapier vorgelegt.

Die Rektorinnen und Rektoren erinnern an das vom Bildungsministerium vorgelegte Zehn-Punkte-Programm gegen Wissenschaftsskepsis. Solche Bestrebungen würden ad absurdum geführt, wenn "der Kanzler gleichzeitig beim Klimawandel von 'Untergangsirrsinn' und 'Expertenhörigkeit' während der Pandemie spricht und die niederösterreichische Landesregierung eine Bewerbung der Corona-Impfung in Zukunft kategorisch ablehnt und ein wissenschafts- und fremdenfeindliches Klima durch bedenkliche Äußerungen einzelner Regierungsmitglieder fördert".

Bereitstellung und Kommunikation nicht das Problem

Für die Uniko lässt sich "'Wissenschaftsskepsis' aktuell weniger in einem Wissens- bzw. Vertrauensdefizit als in einem Handlungsdefizit" festmachen. Es mangle weder an der Bereitstellung wissenschaftlicher Evidenz noch an deren Kommunikation. "Die Kluft entsteht vielmehr durch Politikerinnen und Politiker, die den gemeinsamen Boden außer Streit gestellter wissenschaftlicher Erkenntnis verlassen und nicht bereit sind, dieser folgend Entscheidungen zu treffen und umzusetzen", heißt es in dem Positionspapier der Uniko zum Diskurs über Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie.

Die Wirkung und Sicherheit der Corona-Impfung ist wissenschaftlich erwiesen. Doch viele Menschen vertrauen wissenschaftlichen Ergebnissen nicht.
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Als Grundvoraussetzungen für Vertrauen in die Wissenschaft nennen die Rektoren in dem Papier unter anderem die Freiheit der Wissenschaft und Autonomie der Universitäten, ein Bekenntnis der Politik zur Relevanz wissenschaftlicher Forschung, ein starker und unabhängiger Qualitätsjournalismus, hohe wissenschaftliche und ethische Standards sowie eine solide Finanzierung und langfristige Planungsperspektiven für Unis und Wissenschaftseinrichtungen.

Aus Sicht der Uniko braucht es verstetigte und institutionalisierte wissenschaftliche Beratung für politische Entscheidungsträger. Wissenschaftsberichterstattung müsse ein Kriterium der Medienförderung sein, außerdem müsse ein Science Media Center nach internationalem Vorbild in Österreich geschaffen werden. Wissenschaftskommunikation sollte bei der Entwicklung weiterer Formate auf den vielfältigen Projekten der Unis zur Wissensvermittlung aufbauen, um Parallelstrukturen zu vermeiden. (APA, red, 24.3.2023)