Als Techjournalist hat man es häufig mit Highend-Smartphones zu tun. Das ist auch logisch, dienen diese ihren Herstellern immerhin auch als Vorzeigeplattform für neue Komponenten und Features, die dann früher oder später auch ihren Weg in darunterliegende Preisklassen finden. Aktuelle Spitzenhandys haben allerdings in den letzten Jahren allerdings preislich kräftig zugelegt und kosten nicht selten einen vierstelligen Eurobetrag.

Auch Xiaomis Spitzengeräte, einst deutlich günstiger zu haben als die Konkurrenz, sind in diese Sphären vorgedrungen. Allerdings pflegt man weiterhin die eigene Redmi-Marke, die immer noch den Ruf genießt, sehr ordentliche Handys für den schmaleren Geldbeutel zu liefern. Mit diesem Versprechen ist auch das Redmi 12C angetreten, das in zwei Varianten ab 140 Euro unter anderem über den Diskontsupermarkt Hofer verkauft wird. Laut Xiaomi ist es das "Vorzeigebeispiel für Einsteiger-Smartphones". DER STANDARD hat die Aussage einem Realitätscheck unterzogen.

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Expectation-Management

Der Test eines Handys dieser Preisklasse braucht freilich ein paar einleitende Worte zwecks "Erwartungsmanagement". Für 140 Euro ist logischerweise keine Konkurrenz zum aktuellen iPhone, dem Xiaomi 13 Pro oder Samsungs Galaxy S23 Ultra zu erwarten, das weiß auch der sonst Highend-verwöhnte Autor dieser Zeilen.

Was das Gerät sehr wohl leisten sollte, ist solide Performance beim Browsen, Messaging, Videoschauen und einfachere Games. Die Kamera sollte untertags bei guten Lichtverhältnissen zumindest Fotos liefern, auf denen das Motiv gut zu erkennen ist. Die "Basics" eben, idealerweise gepaart mit guter Akkulaufzeit.

Spezifikationen

Und auf dem Spezifikationszettel sollte das Redmi 12C diesen Anforderungen gerecht werden können. Als Rechenherz hat man sich für den Helio G85 von Mediatek entschieden, einem ziemlich genau vor drei Jahren im Mittelklassesegment erschienenen Chip. Ihm stehen in den in Österreich verkauften Varianten des Handys drei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Darüber hinaus besteht noch die Wahl zwischen 32-GB-Onboardspeicher (bei Hofer ist ausschließlich diese Option verfügbar) oder 64 GB um 20 Euro Aufpreis, wie beim getesteten Modell.

Vorinstalliert ist das nicht mehr ganz aktuelle Android 12 in Xiaomis eigener Variante MIUI 13. Es gibt sogar ein Updateversprechen, was in dieser Preisklasse längst nicht üblich ist und dementsprechend ausdrückliches Lob verdient. Xiaomi will für das Redmi 12C zwei Android-Versionssprünge und drei Jahre lang Sicherheitspatches liefern.

Äußerlich präsentiert sich das Handy in einer robust wirkenden Kunststoffhülle mit Maßen von 168,8 x 76,4 x 8,8 Millimeter (192 Gramm Gewicht). Es ist, aufgrund des üppig dimensionierten 6,7-Zoll-Bildschirms und dessen etwas dickeren Rändern, nicht gerade ein kleines Handy. Der Ein/Aus-Button lässt sich gut erreichen, für die Betätigung der Lautstärkewippe muss man schon etwas Geschick aufbringen.

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Ästhetik, Display, Ergonomie

Geerbt hat es die vom Xiaomi 11 und 12 bekannte Designsprache beim Kamerablock. Was dort aussieht wie ein zweiter Fotosensor, ist allerdings nur für die Tiefenerkennung zuständig. Direkt daneben liegt der zuverlässig und schnell arbeitende Fingerabdruckscanner. Mit dem Zeigefinger ist er gut erreichbar, allerdings birgt seine Platzierung das Risiko, dass man versehentlich immer wieder einmal das Kameramodul berührt. Während die Rückseite dank ihrer Riffelung praktisch keine Fingerabdrücke aufnimmt, verdreckt das Schutzglas der Kamera relativ leicht.

Das Display nutzt ein IPS-Panel mit HD+-Auflösung (1.650 x 720 Pixel) mit 60 Hertz Wiedergaberate und ohne Unterstützung für HDR, was eine in dieser Kategorie erwartbare Lösung ist. Die maximale Helligkeit wird mit 500 nits angegeben. Unter direkter Sonneneinstrahlung kann es schwierig werden, Inhalte abzulesen, in allen anderen Situationen reicht die integrierte Beleuchtung aus. Die Bildqualität ist absolut in Ordnung, auch wenn das Display natürlich nicht mit den Kontrasten und Farben teurerer OLED-Lösungen mithält.

Ein Relikt vergangener Zeiten

Freunde von Kopfhörern mit klassischer Klinke dürfen wohlwollend zur Kenntnis nehmen, dass das Redmi 12C einen passenden Anschluss mitbringt. Und wer gerne Speichererweiterung und Dual-SIM hätte, wird ebenfalls bedient – es gibt zwei SIM-Slots nebst zusätzlichem Platz für eine Mikro-SD-Karte mit bis einem Terabyte an Kapazität. Verzichtet werden muss jedoch auf 5G-Mobilfunk und Wifi 6, wobei auch LTE und Wifi 5 für den Bedarf, den dieses Gerät erfüllen soll, absolut ausreichen. Der Bluetooth-Standard 5.1 ist auch noch aktuell genug und NFC ist ebenfalls an Bord.

Aber auch ein klar negativer Punkt ist bei der Beschau zu verbuchen. Dieses Handy, das in Europa im Jahr 2023 auf den Markt kommt, ist mit einem Mikro-USB-Anschluss ausgestattet. Dass man hier die Kundschaft nötigt, eine vor ihrer Ausmusterung stehende Buchse, die weniger robust und komfortabel ist als USB-C, zu benutzen, ist auch bei einem Billig-Smartphone nicht mehr zu verstehen. Zumal die Implementation des neueren Anschlusses bloß Kosten im zweistelligen Centbereich bedeutet hätte.

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Aber gut, wenn das restliche Paket stimmt, ist der alte Stecker kein Beinbruch, zumal ein passendes Kabel (ebenso wie ein 10W-Ladegerät) im Lieferumfang ist. Es sollte sich allerdings nicht als die einzige fragwürdige Entscheidung herausstellen.

Es ruckelt

Bereits während der Einrichtung präsentierte sich die Oberfläche ziemlich ruckelig, und Eingaben wurden immer wieder nur mit merklicher Verzögerung umgesetzt. Das ist ein Phänomen, das aber auch bei teureren und besser ausgerüsteten Handys manchmal auftritt und sich nach dem Durchlaufen aller Konfigurationen und Aktualisierungen sowie einem Neustart üblicherweise erledigt hat.

Nicht so hier. Auch nach dem Einspielen eines neuen Firmwareupdates änderte sich dieser Zustand nicht. Mit dem verwendeten Helio G85-Chip allein ist das nicht erklärbar. Dieser sollte nach wie vor ausreichen, um ein Einsteigergerät ruckelfrei zu betreiben. Einen ersten Hinweis geben allerdings Benchmarks. Bei Antutu schneidet das Redmi 12C um etwa 15 Prozent schlechter ab, als viele andere Geräte mit dem gleichen Prozessor. Im Grafiktest mit 3DMark liegt die Differenz zu üblichen Resultaten bei etwa acht Prozent.

Das ist zumindest als Indiz zu werten. Eine Deaktivierung sämtlicher Fensteranimationen in den Entwicklereinstellungen, die man als Konsument eigentlich nicht freischalten sollen müsste, bringt subjektiv zumindest etwas Linderung. Es liegt der Verdacht nahe, dass das System nicht die Optimierung erfahren hat, die es bräuchte, um mit Android 12 auf dieser Hardware gut zu laufen – trotz ohnehin schon sparsamer 720p-Auflösung.

Wenig RAM, langsamer Speicher

Das Phänomen verstärkt sich, sobald Apps im Hintergrund laufen, was wohl der RAM-Bestückung geschuldet ist. Von den drei GB, die zur Verfügung stehen, werden bereits vom System selbst permanent gut 50 Prozent belegt. Der Spielraum für Multitasking ist also nicht groß.

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Man kann bis zu zwei GB des Onboardspeichers für weitere Auslagerungen hinzuschalten. Damit ist es dem System möglich, mehr Apps im Hintergrund geöffnet zu halten. Diese Einstellung ist ohnehin zu empfehlen, da sich sonst bei mehreren parallel genutzten Programmen viele automatisch im Hintergrund schließen und beim Wechsel zurück komplett neu gestartet werden müssen.

Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass Onboard-Flashspeicher erheblich langsamer sind als Arbeitsspeicher. In diesem Fall ist die Differenz sogar besonders groß, denn das Redmi 12C setzt auf eMMC 5.1-Speicher. Der ist dem mittlerweile auch bei vielen günstigeren Handys genutzten Universal Flash Storage (UFS) deutlich unterlegen. Ausgebremst wird er vor allem von seiner Halbduplex-Schnittstelle. Auf eMMC-Speicher kann entweder geschrieben oder gelesen werden, bei UFS ist beides gleichzeitig möglich. Zudem können UFS-Controller Speicherbefehle effizient reihen.

Für das Offenhalten von Apps mag das ein sekundärer Aspekt sein, beim Starten von Programmen merkt man die Defizite des eMMC-Speichers – insbesondere wenn bereits andere Apps geöffnet sind. Dann vergehen mitunter mehrere Sekunden, bis etwas passiert. Und in dieser Zeit reagiert das Handy auch verzögert auf Eingaben.

Frust

Was das für die alltägliche Verwendung bedeutet, kann sich wohl jeder ausmalen. Sich durch die Menüs zu ruckeln und mit teils verzögerten Eingaben zu kämpfen ist schon nicht besonders angenehm. Bereits leichtes Multitasking entwickelt bereits größeres Frustprotenzial.

Geht es um die Grafikleistung, performt der Chip immerhin auf dem erwarteten Niveau, wenngleich auch hier natürlich der Umfang des Arbeitsspeichers und der Onboardspeicher eine Rolle spielen. Das visuell eher überschaubar detailreiche "Pokémon Go" ist auf dem Handy mit leichtem Stottern und gelegentlichen Nachladepausen gerade noch spielbar. Augmented-Reality-Funktionen kann man allerdings vergessen, dafür fehlen dem Gerät – wie so ziemlich allen Budget-Smartphones – die notwendigen Sensoren. Das ist als sachliche Feststellung zu verstehen, denn – Stichwort: Erwartungsmanagement – ein Gaminghandy ist um diesen Preis nicht zu erwarten.

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Ordentliche Kamera – bei Tag

Wenden wir uns nun der Kamera zu. Mit einem 50-Megapixel-Weitwinkelsensor ist das Redmi 12C zumindest auf dem Papier für seine Klasse sehr gut ausgerüstet. Megapixel sind freilich nicht alles, aber der Einsatz von Pixel-Binning ist vielversprechend.

Und in der Tat: Trotz der eher lichtschwachen Optik sehen Aufnahmen unter Tageslicht sowie bei hellem Kunstlicht. Je nach Motivkonstellation entsteht dabei sogar eine ganz ordentliche Detailtiefe. Besonders gut funktioniert das bei dunklen Feinheiten vor hellerem Hintergrund. Bei der Kombination Dunkel-auf-Dunkel – etwa bei in Reihe stehenden Bäumen – werden kleinere Strukturen allerdings sichtbar "vermatscht".

Über eine dedizierte Zoomfunktion verfügt die Kamera nicht, aber selbst Bilder in rein digitaler Zweifachvergrößerung sind durchaus noch herzeigbar. Die Farbgebung fällt tendenziell etwas blass aus, was aber leicht korrigierbar ist. Idealerweise sollte man am Tag stets die HDR-Funktion nutzen, die sich leider nicht automatisch zuschalten kann. Leider wird die Kamera-App von einem nervigen Fehler geplagt und vergisst bei einem Neustart, dass die HDR-Option aktiviert war. Diese verzögert zwar die Aufnahme geringfügig, kann aber in einigen Situationen einen gewichtigen Unterschied bei der Qualität des Ergebnisses machen (siehe Vergleichsfotos der Gloriette in Schönbrunn).

Abend- und Nachtsituationen zeigen der Kamera allerdings sehr schnell ihre Grenzen auf. Ein Nachtmodus ist zwar vorhanden, aber auch dessen "Softwaremagie" kann letztlich nicht ergänzen, was Sensor und Optik gar nicht erst in der Lage sind, zu erfassen. Auch in der – wiederum preisklassentypischen – Ermangelung optischer Bildstabilisierung fallen die Resultate entsprechend verwischt, verrauscht und dunkel aus.

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Ein sehr ähnliches Bild gibt die 8-MP-Frontkamera ab. Bei Tageslicht gelingen Fotos von guter Qualität. Die rein softwaregestützte Motiverkennung zwecks Erzeugung eines Bokeh-Effekts funktioniert großteils zuverlässig. Wird es dunkel, leidet hier die Qualität auf allen Ebenen aber noch einmal stärker als die der Hauptkamera. Der Nachtmodus wird für die Frontkamera nicht unterstützt.

Akustik und Akku

Wenig Grund für Beschwerden gibt es bei der Akustik. Der einzelne Lautsprecher des Handys bemüht sich redlich um laute Wiedergabe, das Ergebnis klingt für ein günstiges Smartphone ausreichend gut. Beim Telefonieren werden Umgebungsgeräusche nur recht leise eingefangen. Auch wenn die Sprachqualität auf Empfängerseite nicht übermäßig gut ist, bleibt man stets verständlich. Das Gegenüber wiederum klingt tendenziell undeutlich und etwas nach Blechdose, wenn es etwas lauter ist, muss man sich schon konzentrieren, um die Person am anderen Ende der Leitung gut zu verstehen. Einen Kritikpunkt gibt es aber doch: Stellt man den Gesprächspartner auf Lautsprecher, ist die Wiedergabe selbst in der lautesten Einstellung ziemlich leise.

Darüber, dass einem bei häufiger Nutzung des Handys schnell der Akku ausgehen sollte, muss man sich nicht sorgen. Die Kombination aus weniger leistungsstarkem Prozessor sowie niedrigerer Bildschirmauflösung und einer Kapazität von 5.000 mAh bringen so ziemlich jeden Nutzer sicher durch den Tag. Potenziell sind bei gemäßigter Verwendung auch zwei bis drei Tage denkbar, ehe das Handy wieder angeschlossen werden muss. Die Stromversorgung läuft mit einer Leistung von maximal zehn Watt, dementsprechend dauert eine komplette Aufladung ihre Zeit.

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Fazit

Es ist nicht die Erwartungshaltung, an welcher das Redmi 12C scheitert. Für 140 Euro sind keine großen Sprünge zu erwarten, aber die "Basics" sollten zumindest solide funktionieren. Und da liegt das Problem.

Ja, auf dem Papier ist die Hardware des Handys für seine Preisklasse ordentlich. An Verarbeitung und Display und Sound gibt es unter dieser Prämisse nichts auszusetzen. Und die Kamera kann zumindest bei Tageslicht auch mit Handys der 200-Euro-Kategorie mithalten, zu loben ist auch das explizite Updateversprechen. Die Akkulaufzeit ist ebenfalls über alle Zweifel erhaben. Über die Verwendung eines Mikro-USB-Anschlusses könnte man gnädig hinwegsehen.

Aber die Performanceprobleme, die das Handy schon in der Systemoberfläche und bei leichtem Multitasking plagen, überschatten den Gesamteindruck, der sonst passabel wäre. Wenn die Verwendung des Gerätes dank ruckeliger Bedienung und verzögerten Eingaben immer wieder für Frust sorgt, dann hat man wenig vom Geld, das man sich auf ein teureres Modell erspart.

Das ist verwunderlich und der eigentlich sonst für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis beliebten Redmi-Marke nicht zuträglich. Nicht nur finden sich im Handel Smartphones anderer Anbieter, die für geringfügig mehr Geld ohne solche Leistungsdefizite auskommen, auch von Redmi selbst gibt es genügend Einsteigermodelle, mit denen man mit wenig Aufpreis deutlich mehr Freude haben wird. Es besteht natürlich eine Chance, dass die Ruckelorgie vielleicht mit Softwareupdates gelindert wird, zum gegenwärtigen Zeitpunkt lohnt sich die Anschaffung des Redmi 12C allerdings nicht. (Georg Pichler, 26.3.23)

Testfotos

Zur Ansicht der Originaldateien anstelle der komprimierten Vorschau bitte auf die Bildbeschreibung klicken. Alle Aufnahmen mit der Hauptkamera – mit Ausnahme eines Vergleichsfotos und Nachtfotos – wurden mit aktiviertem HDR gemacht.

Tageslicht
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2x-Zoom (digital)
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2x-Zoom (digital)
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2x-Zoom (digital)
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Tageslicht, Vergleichsfoto ohne HDR
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Vergleichsfoto mit HDR
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Frontkamera, Porträtmodus
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Kunstlicht
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Frontkamera, Porträtmodus – Nacht
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Nachtmodus
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Nachtmodus
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Nachtmodus
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